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Einsamer Halbaffe: Die Irrtümer im Leben von Plumplori Kalle

Einsamer Halbaffe

Die Irrtümer im Leben von Plumplori Kalle

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    Die Irrtümer im Leben von Plumplori Kalle
    Die Irrtümer im Leben von Plumplori Kalle

    Von Stefanie Sayle. Das Leben scheint mitunter nur aus Irrtümern zu bestehen. Zum Beispiel dem, dass Halbaffen aus Südostasien nie in eine bayerische Flughafentoilette geraten könnten. Im April 2003 wurden zwei artengeschützte Plumploris ebendort im Münchner Airport entdeckt. Der Münchner Zoo winkte ab, so dass die zuständige Untere Naturschutzbehörde schnell bei Dr. Barbara Jantschke anfragte. Die Augsburger Zoo-Direktorin hatte schon einmal ein Buschbaby, einen Verwandten der

    Die Behördenvertreter hatten von "jungen Tieren" gesprochen, so dass Barbara Jantschke mit zwei unkomplizierten Neuzugängen für den Augsburger Tiergarten rechnete. Wieder ein Irrtum: Sie bekam zwei winzige, wenige Wochen alte und verschüchtert aneinander geklammerte Babys, die keinen Gedanken an eine Unterbringung im Zoogehege aufkommen ließen. Jantschkes Sofa wurde ihre neue Heimat, und die Direktorin päppelte die mickrigen nachtaktiven Halbäffchen erstmal mit Säuglingsbrei auf.

    Natürlich brauchten die putzigen Winzlinge Namen. "Der schaut ja aus wie Kalle Wirsch", soll es der wenig später verstorbenen "Mutter" der Augsburger Puppenkiste, Hannelore Marschall-Oehmichen, entfahren sein, als sie die plüschigen Köpfe mit den riesigen kugelrunden Augen erstmals erblickte. Sie selbst hatte bekanntlich die ihnen ähnlich sehende Königsmarionette geschaffen. So kamen die Findlinge zu ihren Namen: Mika und Kalle. Erneut ein Irrtum - zumindest im Fall von Kalle, denn: Kalle ist ein Mädchen, wie sich später herausstellte.

    Bis zum Umzug ins eigene Gehege im Elefantenhaus hatte Barbara Jantschke die beiden stummelschwänzigen Kletterer, die sich nur im Zeitlupentempo fortbewegen, richtig in ihr Herz geschlossen ("meine Lieblinge"). Kalle und Mika konnten nun selbst mit ihren an Menschenhände erinnernden Fingern nach Obst und Insekten greifen. Obwohl Plumploris alleine leben, schliefen die miteinander vertrauten Tiere oft eng aneinander gekuschelt in ihrer Baumhöhle.

    Bis zum Oktober vergangenen Jahres: Mika schien eine Atemwegsinfektion bereits überstanden zu haben, als er immer stärker abmagerte und nach kurzer Zeit starb. Barbara Jantschke war ratlos: "Auch eine Obduktion hat nichts ergeben."

    Kalle saß nun jedenfalls alleine in ihrem frisch renovierten Heim und schien sich einsam zu fühlen. "Sie ist jetzt sehr stark auf Menschen bezogen", hat ihre Ziehmutter festgestellt - und machte sich auf die Suche nach einem neuen Partner.

    Der schien schnell gefunden: Im Berliner Zoo lebt ein gleichaltriges Singlemännchen, und der Direktorenkollege schien zunächst auch bereit, den einsamen Junggesellen nach Schwaben abzugeben. Doch noch ein Irrtum: Der Plumplori von der Spree gelangte wie Kalle illegal nach Deutschland und wurde beschlagnahmt. "Er gehört praktisch der Regierung", erklärt Jantschke, warum Kalles potenzieller Traumpartner nun nicht einfach auf dem kleinen Dienstweg umziehen darf.

    Vielleicht führt ja dieser Irrtum doch noch zu einem Happy End. Dr. Jantschke hat die Hoffnung nicht aufgegeben und träumt von Plumplori-Babys. Und sollte sich Kalle nicht um den Nachwuchs kümmern, dann fände sich auf dem Sofa der Direktorin wohl wieder ein guter Platz - Irrtum ausgeschlossen!

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