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Ehrmann, Hochland, Ledvance: Diese Unternehmen machen weiter Umsatz in Russland

Krieg in der Ukraine

Diese bayerischen Unternehmen machen weiter Geschäfte in Russland – mit Millionen-Umsätzen

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    Für Ehrmann ist Russland ein wichtiger Absatzmarkt, aber auch andere Unternehmen aus der Region machen dort Geschäfte.
    Für Ehrmann ist Russland ein wichtiger Absatzmarkt, aber auch andere Unternehmen aus der Region machen dort Geschäfte. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa/AZ

    Auch fast drei Jahre nach Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine machen deutsche Unternehmen weiter Geschäfte in Russland. Einer Liste der Universität Yale zufolge hat sich bis heute nur etwas mehr als die Hälfte der untersuchten Unternehmen vom russischen Markt zurückgezogen. Zwölf Prozent haben Teile ihres Geschäfts abgezogen, grob ein Drittel macht weiter wie bisher. Diese Unternehmen verzichten – wenn überhaupt – nur auf Werbung und neue Investitionen.

    Dazu gehören auch einige bayerische Firmen. Allen voran die Molkerei Ehrmann (Landkreis Unterallgäu) und die Käserei Hochland (Landkreis Lindau). Im ersten Kriegsjahr konnten beide Unternehmen ihren Umsatz in Russland deutlich steigern – Ehrmann um etwa 110 Millionen auf fast 450 Millionen Euro, Hochland um über 100 Millionen auf etwa 510 Millionen Euro. Ein Jahr später ging der Umsatz beider Unternehmen zwar wieder leicht zurück, blieb aber auf einem deutlich höheren Niveau als vor Kriegsbeginn. Das geht aus einem Bericht der Kyiv School of Economics (KSE) hervor. Laut der KSE gehörten die Firmen damit zu den vier deutschen Unternehmen mit dem größten Umsatzplus in Russland.

    Für beide ist Russland ein wichtiger Absatzmarkt. Ehrmann erwirtschaftete 2022 insgesamt mehr als eine Milliarde Euro Umsatz – über 40 Prozent davon in Russland. Das sorgt für Kritik. Ehrmann habe eine „bedeutende Stellung in der russischen Wirtschaft“ und sei ein „wichtiger Steuerzahler“, schrieb die proukrainische Nichtregierungsorganisation „B4Ukraine“ vergangenes Jahr in einem Brief an Ehrmann. Und warnt: „Damit könnte das Unternehmen indirekt an der Finanzierung der russischen Aggression beteiligt sein.“

    Ehrmann selbst verweist darauf, die Umsatzsteigerung gehe auf eine frühere Expansion zurück. „Im Sommer 2021 – vor dem Beginn des Ukrainekrieges – hat Ehrmann die russische Friesland-Campina-Tochtergesellschaft übernommen“, sagt ein Sprecher des Unternehmens. „Dadurch stieg der Gruppen-Umsatz signifikant ab 2022.“

    Die Käserei Hochland äußert sich auf Anfrage nicht. Auf der Seite des Unternehmens findet sich aber ein Statement des Vorstands: Die russische Bevölkerung solle nicht unter dem Krieg und den Sanktionen leiden, heißt es dort. „Deshalb halten wir derzeit die Produktion von Lebensmitteln an unseren russischen Standorten aufrecht.“ Außerdem habe man einen „Werbe- und Investitionsstopp in Russland“ verhängt.

    Dieser jedoch steht inzwischen wohl infrage. So verkündete das Unternehmen auf seiner Jahrespressekonferenz Ende April, dass man erwäge, wieder in die russischen Werke zu investieren. Tatsächlich sind wohl im Jahr 2024 neue Hochland-Produkte auf den russischen Markt gekommen. Außerdem habe man in die Werke investiert, beispielsweise in Form eines neuen IT-Systems. Das berichtet eine Hochland-Mitarbeiterin, die anonym bleiben möchte.

    Einen gewissen Rückhalt für die Unternehmen äußert die IHK. Die Entscheidung, auf einem bestimmten Markt aktiv zu bleiben oder sich zurückzuziehen, sei komplex und hänge von individuellen Rahmenbedingungen ab, sagt Axel Sir, Leiter der Abteilung für Außenwirtschaftsrecht bei der IHK Schwaben. „Dazu zählen bestehende vertragliche Verpflichtungen, die lokale Geschäftstätigkeit, die Lieferkettenstruktur und auch die Verantwortung gegenüber den Beschäftigten vor Ort.“ Gleichzeitig sei das Engagement in Russland ein Risiko. „Unternehmen sehen sich unter anderem mit Zwangsverwaltung, dem Verkauf von Beteiligungen unter Marktwert sowie hohen Zwangsgeldern konfrontiert.“

    Die fränkische Firma Knauf, Weltmarktführer für Baustoffe rund um Gips, gehört zu jenen Unternehmen, die Probleme beim Rückzug haben – auch noch acht Monate nach der Ankündigung. Immer wieder sieht sich das Unternehmen moralischer Kritik ausgesetzt. Zunächst hatte es aus der Zentrale in Iphofen (Lkr. Kitzingen) geheißen, die russischen Werke würden an das lokale Management verkauft. Was nun Stand der Dinge ist, lässt das Familienunternehmen seit Monaten offen. „Der Verkaufsprozess läuft und wir äußern uns nicht zu Details“, teilte eine Sprecherin am Dienstag auf Anfrage mit. „Wir rechnen damit, dass wir den Verkauf im kommenden Jahr abschließen können.“ Knauf ist seit mehr als 30 Jahren in Russland aktiv und machte dort zuletzt einen Jahresumsatz von schätzungsweise 1,2 Milliarden Euro.

    Ledvance, Ehrmann, Hochland: Diese bayerischen Unternehmen wollen in Russland bleiben

    Auf der Liste der KSE tauchen aber noch weitere bayerische Unternehmen auf. Die Peri Group beispielsweise (Landkreis Neu-Ulm) oder der Lampenhersteller Ledvance aus Garching. Insgesamt fast zwei Milliarden Euro, so schätzen es Forscherinnen und Forscher der KSE, zahlten deutsche Unternehmen allein im ersten Kriegsjahr in Form von Steuern an den russischen Staat.

    Ehrmann steht aber aktuell noch aus einem anderen Grund in der Kritik. Auf seiner russischen Unternehmensseite warb die Molkerei bis vor Kurzem noch damit, „ständiger Partner“ der Hilfsorganisation „Miloserdie“ zu sein. Darüber hatten proukrainische Aktivisten auf der Plattform X berichtet und Empörung ausgelöst. Miloserdie gehört zum Netzwerk der russisch-orthodoxen Kirche. Die Organisation gilt als regimenah und bezeichnete den Krieg als „notwendig“. Ein Partner-Dienst von Miloserdie sammelt gar Spenden für die Ausrüstung der Kämpfer.

    Der Verweis auf Miloserdie (rotes Logo, erster Screenshot) ist inzwischen von der russischen Ehrmann-Homepage verschwunden.
    Der Verweis auf Miloserdie (rotes Logo, erster Screenshot) ist inzwischen von der russischen Ehrmann-Homepage verschwunden. Foto: Screenshot

    Ehrmann selbst schreibt dazu auf Anfrage, man habe keine Kooperation mit Miloserdie. „Diese Hilfsorganisation hat vor etwa vier Jahren, also vor Kriegsbeginn, Geld für die Behandlung eines kranken Kindes gesammelt“, sagt ein Unternehmenssprecher. „Dafür haben wir einmalig eine zweckgebundene Spende geleistet.“ Den Hinweis, man sei „ständiger Partner“ von Miloserdie, hat das Unternehmen inzwischen von der Homepage entfernt.  

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    12 Kommentare
    Jochen Hoeflein

    And so what? Warum sollen sich die Betriebe aus Russland zurückziehen, da das Ende des Krieges mit der Wahl von Trump sich wahrscheinlich in 2025 dem Ende zuneigt. Von Moral kann ein Unternehmen nicht leben. Und wenn danach die Sanktionen langsam aufgehoben werden, ist man auf der Verliererseite. Denn derzeit Betriebsstätten in Russland zu schliessen bedeutet mit erheblichen Verlust zu "verscherbeln".

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    Maria Reichenauer

    And so what? Weil diese betriebe weiterhin gute Geschäfte machen und Geld in den russichen Markt pumpem, sterben weiterhin mehr Soldaten auf beiden Seiten als uns lieb sein kann? Dazu fällt Ihnen nur "So what" ein? Genau das habe ich immer wieder angeprangert, dass die Sanktionen ncihtwirken, weil man sie umgeht und sogar sabotiert. Die Wirtschaft wäre eine starke Kraft, die völlig unblutig Krisen abschwächen oder sogar beenden kann. Aber da muss man sich einig sein in Europa und man muss bereit sein, ein wenig zurückzustecken. Dann könnte man viel Geld sparen, statt es in die Rüstung zu pumpen. Ihr "So what" ist menschenverachtend und primitiv, aber ich habe nichts anderes erwartet.

    Peter Baitsch

    Deutsche Firmen und die zivile Bevölkerung in Deutschland befinden sich in einem Krieg ?

    Peter Zimmermann

    Schon länger, nur werden Kriege heute anders geführt. Seit dem WK1 in dem man mit dem Doppeldecker Flugblätter über dem gegnerischen Gebiet abgeworfen hatte hat sich mit dem Internet gewaltig was verändert. Ängste verbreiten, Desinformation, Fake-Videos und jede Menge mehr. Sogar "Gefangenenaustausch" gab es zwischen Russland und Deutschland nur wurde das jetzt anders genannt. Da werden deutsche Staatsbürger wegen konstruierten Vorwürfen verhaftet und gegen die eigenen Mörder bei uns im Gefängnis ausgetauscht. Es beginnt langsam und nicht für alle von jetzt auf gleich, außer es drückt einer den falschen Knopf, aber dann würde die Erde vermutlich sagen endlich ist das Karzinom weg (sorry für den Sarkasmus).

    Thomas Thürer

    Sehr geehrte Frau Reichenauer Sie schreiben „ sterben weiterhin mehr Soldaten auf beiden Seiten als uns lieb sein kann“ Gegenfrage: Wie viel sterbende Soldaten sind „uns“ den lieb? Die Sanktionen wirken laut Ihnen nicht: „weil man sie umgeht und sogar sabotiert“ Ein Fall von Desinformation. Die Sanktionen wirken in Deutschland - negativ. Und in Russland wirken sie nicht, weil sich Russland vom westlichen Markt verabschiedet hat und das Notwendige anderswo gleichwertig bezieht. Der russische Staatshaushalt 2025 ist verabschiedet. Volumen - etwa 400 Mrd €. Geht man davon aus, dass die hier aufgezählten deutschen Unternehmen bei 100 Mio Umsatz einem EBIT von 10% erwirtschafteten, der Gewerbesteueranteil 25% beträgt, haben diese Unternehmen ca. 2,5 Mio€ an die russische Staatskasse abgeführt. Davon könnte man 1 Stück T90 kaufen. Das entscheidet nicht über mehr oder weniger tote Soldaten, über Arbeitsplätze im Allgäu wahrscheinlich schon.

    Jochen Hoeflein

    Deu Firmen und die deu Bevölkerung befindet sich nicht im Krieg mit Russland. Auch in Europa machen einige Länder nur halbherzig beim Sanktions- Gedöns mit oder boykottieren es und Umwege um an RU Erdgas und RU Erdöl zu kommen. Warum soll ich also wirtschaftlich zurück stecken für die Kiewer Regierung; je mehr der UA Präsident ruft umso weniger.

    Maria Reichenauer

    Wenn ein Unternehmen Milliardenumsätze in Russland macht und die russische Staatskasse füllt, dann ist das das Gegenteil von "vom westlichen Markt verabschiedet". Und wenn Sie schon von Desinformatiion sprechen, lesen Sie einfach mal nach, was noch alles – teilweise über Umwege aus Deutschland und wahrscheinlich auch aus der EU – nach Russland geliefert wird. Abwendung vom Westen sieht anders aus, haben Sie wahrscheinlich noch nicht mitbekommen, das können Sie ja nachholen. Beispiel: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/sanktionen-umgehung-deutsche-waren-russland-100.html Das ZDF ist übrigens nicht das einzige Medium, das darüber berichtet. Aber googeln können Sie ja selbst.

    Richard Merk

    Mit Ihrem Geschwätz Herr Höflein erreichen Sie letztlich nur, dass Putin sich noch mehr über ein paar dämliche Deutsche lustig macht. Schließlich ist es Putin durchaus bewusst, dass bei einigen Europäer, wie auch Ehrmann die Dollar in den Augen zu stark leuchten und somit eine gemeinsame Handlungsweise gegen das Putin-Regime nur schwer zustande kommt. Wie zu lesen ist, soll es Leute geben die das schamlose Verhalten der Geldgierigen auch noch gut finden.

    Jochen Hoeflein

    Ihre herabsetzende Kritik Hr Merk können Sie sich sparen. Realität ist , dass weltweit die Sanktionen gegen RU nur von G7 und einem Teil der G20 mitgetragen wird. Der globale Süden, alle arab. Ländern und die BRICS Staaten machen nicht mit nutzen den Freiraum um Geschäfte mit Russland direkt oder über Zwischenhändler zum eigenen Vorteil zu nutzen. Bisher ist es RU immer gelungen neue Schlupflöcher im Sanktionsgestrüpp des Westens zu finden. Und warum sollten deu Unternehmen dann ihr Geschäft in RU mit herben Verlusten und ggfs. Arbeitsplatzverlusten in DEU aufgeben.

    Thomas Keller

    Pikant das Russland, voller Ressourcen laut eigener Bekundung und Promo-Videos, es nicht hinbekommt so profane Produkte wie Joghurt selbst herzustellen. Was da gegen den pöhsen Westen gewettert wird....

    Lothar Bock

    Auf der anderen Seite gibt's es immer noch EU Länder, die (zuverlässig) russisches Gas beziehen...

    Kunhilde Weinl

    Ford hat während der Nazizeit auch Geschäfte in Deutschland getätigt. Internationales Kapital wurde auf den Kapitalmärkten aufgenommen. Ist einfach schlechter Journalisten Humor. Oder wieder Propaganda für unsere demokratische Mitte?

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