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Ebola-Seuche: Münchner Spezialisten für Ebola gerüstet

Ebola-Seuche

Münchner Spezialisten für Ebola gerüstet

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    In den USA wird seit ein paar Tagen der weltweit erste Ebola-Patient behandelt, bei dem das Virus außerhalb Afrikas diagnostiziert wurde. Was geschieht bei einem Fall bei uns?
    In den USA wird seit ein paar Tagen der weltweit erste Ebola-Patient behandelt, bei dem das Virus außerhalb Afrikas diagnostiziert wurde. Was geschieht bei einem Fall bei uns? Foto: Boris Roessler/Archiv (dpa)

    Tausende Tote und kein Ende - Ebola hält Westafrika in Angst und Schrecken. Erstmals ist bei der aktuellen Epidemie

    Seit Bekanntwerden des US-Falles bekommen die Schwabinger Experten mehr Anfragen. Dutzende Male am Tag klingelt das Telefon; die Ärzte beantworten Fragen ihrer niedergelassenen Kollegen aus Bayern, aber auch aus Österreich, die wegen unklarer Fälle Rat suchen. Gesundheitsministerin Melanie Huml setzt sich für mehr Schutz vor Infektionskrankheiten aus dem Ausland am Münchner Flughafen ein. Ihr Konzept dazu will sie nächste Woche dem Kabinett vorstellen.

    Was geschieht bei einem Verdacht auf Ebola in Deutschland?

    Das Szenario ist bis ins Detail vorbereitet. Nach Plänen des Robert Koch-Instituts (RKI) muss ein Arzt, der einen Ebola-Patienten hat, sofort das Gesundheitsamt und eines der spezialisierten Behandlungszentren informieren. Der Patient wird isoliert. Die Sonderisolierstation im Klinikum Schwabing kann binnen weniger Stunden individuell für einen Patienten vorbereitet werden. 

    Wie kommt der Patient auf die Station?

    Das Ebola-Virus

    Ebola ist eine Virus-Infektion, die in den meisten Fällen tödlich verläuft.

    Seinen Ursprung hat das Ebola-Virus im Tierreich. Menschen können sich über den Kontakt etwa zu erkrankten Affen oder zu Flughunden infizieren.

    Das Virus wird durch Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Eine Übertragung durch die Luft ist bislang nicht bekannt.

    Die Inkubationszeit beträgt nach WHO-Angaben zwei Tage bis drei Wochen.

    Infizierte leiden unter anderem an Fieber, Muskelschmerzen, Durchfall und - in heftigen Fällen - an inneren  Blutungen und Organversagen.

    Erst wenn die Symptome auftreten, sind Infizierte ansteckend.

    In 50 bis 90 Prozent der Fälle verläuft die Seuche tödlich.

    Bis heute gibt es keine Impfung oder Therapie gegen das Virus.

    Beim bislang größten Ausbruch von Ebola 2014 starben mehrere tausend Menschen. Betroffen waren mehrere Länder in Westafrika, allerdings gab es auch mehrere Fälle in anderen Ländern, etwa in den USA und in Spanien.

    Benannt wurde es nach einem Fluss in der Demokratischen Republik Kongo, wo es 1976 entdeckt wurde.

    Ist der Verdacht konkret, herrschen höchste Sicherheitsvorkehrungen. In München stellt die Berufsfeuerwehr einen Spezial-Rettungswagen für Patienten mit viral-hämorrhagischem Fieber. Ein Arzt und ein Pfleger aus dem Klinikum Schwabing sowie eine Dekontaminations-Einheit fahren mit. Der Konvoi fährt polizeibegleitet zur Sonderisolierstation. Über eine Außentreppe kommt der Patient in das Isolierzimmer. Wird ein Fall vom Land gemeldet, schließen sich die Zentren kurz und prüfen, wo das nächste Spezialfahrzeug steht und wo behandelt wird. 

    Wie können Ärzte und Pfleger den Patienten gefahrlos versorgen?

    Ärzte und Pfleger müssen einen Anzug aus speziellem Kunststoff anziehen, luftdicht verkleben und aufblasen - der Überdruck hält Viren fern. Durch eine Druckschleuse gelangen sie ins Krankenzimmer. Dort herrscht Unterdruck - damit Viren nicht aus dem Zimmer nach draußen gedrückt werden. Die Arbeit in den aufgeblasenen Anzügen ist extrem beschwerlich - nach drei Stunden brauchen Helfer eine Pause. 

    Wie aufwendig ist die Behandlung?

    Extrem aufwendig. Für 24 Stunden Betreuung eines Intensivpatienten sind acht Ärzte und 16 Helfer nötig. Wer den Patienten verlässt, muss zwanzig Minuten in Montur mit Desinfektionsmittel duschen. Die Anzüge werden als Sondermüll entsorgt. Auch Teile der Apparate wie Beatmungs- oder Dialysegeräte werden nach der Behandlung verbrannt. Das macht diese aufwendig und kostspielig. Sogar Exkremente des Patienten werden unter Polizeischutz zur Müllverbrennung gefahren. Ein Behandlungstag kostet mindestens einen fünfstelligen Betrag. 

    Wie wird der Patient behandelt?

    Der Patient bekommt vor allem Infusionen, zusätzlich mit fiebersenkenden Medikamenten. Trotz intensiver Forschung ist derzeit weder eine Impfung noch ein Heilmittel auf dem Markt. Je nach Ausbruch sterben laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 25 bis 90 Prozent der Patienten. Es gibt eine Hoffnung auf sehr spezielle Wirkstoffe, die aber nicht offiziell zur Behandlung von Ebola zugelassen sind. Denn sie wurden bisher nicht oder zu selten an Menschen angewendet. Studien fehlen. Sie sind aber derzeit ohnehin vergriffen - es gab es nur geringe Vorräte und diese wurden für Afrika aufgebraucht. Die Nachproduktion braucht Zeit. 

    Warum Schwabing? 

    Die Klinik hat langjährige Erfahrung in der Infektiologie und Tropenmedizin. Die Sonderisolierstation wurde mit Blick auf die Olympischen Spiele von 1972 eröffnet; damals dachte man in erster Linie an die Pocken. Nur ein Mal wurde ein Mensch mit Sars 2002 in dem Intensivzimmer tatsächlich behandelt - alle anderen Patienten kamen nur mit Verdacht auf Krankheiten, etwa auf Lassafieber und nach den Anschlägen von New York 2001 mit Verdacht auf Milzbrand. Die Station 10 d war aber auch im Einsatz nach dem Tod eines MERS-Corona-Patienten zur Vorbereitung des Leichnams auf die Repatriierung nach internationalen Gesundheitsvorschriften und in Übereinstimmung mit Erfordernissen des Koran.

    Wie stellt man Ebola fest? 

    Es beginnt mit Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Schwächegefühl und Halsschmerzen. Später gehen Nieren- und Leberfunktion zurück, andere Organe werden geschädigt. Es kann schwere innere Blutungen geben. Erst wenn die Symptome auftreten, sind Infizierte ansteckend. Bis zum Ausbruch der Krankheit können drei Wochen vergehen. 

    Wie steckt man sich an? 

    Menschen können sich über den Kontakt etwa zu erkrankten Affen oder zu Flughunden infizieren. Von Mensch zu Mensch überträgt sich die Krankheit vorrangig durch Blut, aber auch durch andere Körperflüssigkeiten - und indirekt über kontaminierte Gegenstände.

    Können Flüchtlinge die Krankheit mitbringen?

    Das ist den Schwabinger Experten zufolge der aller unwahrscheinlichste Fall - denn die Migranten sind meist monatelang auf der Flucht. In München gab es kurz einen Verdacht bei einem jungen Flüchtling aus Somalia - doch es gab sofort Entwarnung: Die Symptome passten nicht. Er hatte ein Magenschleimhautentzündung.

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