Vier Löwenbabys hat das Weibchen Aarany am 12. Mai im Tiergarten Nürnberg zur Welt gebracht. Doch das erste Junge starb kurz nach der Geburt, vermutlich waren seine Lungen noch nicht voll entwickelt. Drei weitere Junge warf die Löwin im Laufe des Tages noch – und fraß sie alle bis zum nächsten Tag auf.
Dass so etwas passiert, ist bei den Tieren nicht ungewöhnlich. "Bei ihrem ersten Wurf ist eine Löwin noch unerfahren", sagt Zootierarzt Hermann Will. "Sie muss erst lernen, wie man Jungtiere großzieht. Deshalb kommt es öfter vor, dass bei Erstgebärenden die Aufzucht nicht klappt."
Drama im Tiergarten Nürnberg: Asiatische Löwen gelten als "stark gefährdet"
Der Nachwuchs wurde im Zoo sehnsüchtig erwartet. Die beiden Löwen Kiron und Aarany gehören beide zur Unterart der Asiatischen Löwen (Panthera leo persica). Der 2018 in Frankfurt geborene Löwe Kiron war im vergangenen Jahr nach Nürnberg geschickt worden, um mit der sieben Jahre alten Aarany für Nachwuchs zu sorgen. Ende Januar hatten sich die beiden gepaart.
Asiatische Löwen werden von der Weltnaturschutzunion IUCN als "stark gefährdet" eingestuft: Derzeit gibt es nur noch eine Population im Gir-Nationalpark in Indien und den angrenzenden Gebieten, wo 2017 schätzungsweise rund 630 Tiere lebten. Bei unvorhergesehenen Katastrophen wie Waldbränden oder Epidemien besteht die Gefahr, dass alle Tiere der Art dort aussterben.
Mutter frisst Junge auf: Tiergarten Nürnberg hofft weiterhin auf Löwennachwuchs
Die Zucht und Haltung von derzeit 113 Asiatischen Löwen in insgesamt 40 europäischen EAZA-Zoos wird daher auf wissenschaftlicher Basis koordiniert – mit dem Ziel, eine möglichst große genetische Vielfalt innerhalb der Population zu erhalten.
Damit Aarany während der Geburt ihre Ruhe hat, war das Raubtierhaus seit Anfang Mai geschlossen. Inzwischen sind Aarany und Kiron wieder zusammen auf der Außenanlage, das Raubtierhaus ist wieder geöffnet. Das Zooteam hofft, dass sich Kiron und Aarany wieder paaren, sobald Aarany rollig ist. Das kann in wenigen Tagen, aber auch erst in einigen Wochen sein.
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Löwenmutter ihre Jungen frisst, sei beim zweiten Wurf geringer. Genau wissen könne man das im Vorfeld aber nicht. Den Nachwuchs direkt nach der Geburt aus dem Gehege zu nehmen, komme nicht in Frage, da der Tiergarten keine Handaufzucht von Löwenbabys anstrebe.
2006 gab es die letzte erfolgreiche Nachzucht bei den Löwen im Nürnberger Zoo. Auch 2010 wurden Junge geboren, die allerdings nach wenigen Tagen starben.