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Donnersbergerbrücke: Das Rätsel um die explodierte Fliegerbombe in München bleibt ungelöst

Donnersbergerbrücke

Das Rätsel um die explodierte Fliegerbombe in München bleibt ungelöst

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    Das privat aufgenommene Foto zeigt die Unglücksstelle unmittelbar nach der Explosion. Links unten ist die rote S-Bahn zu sehen, die gerade vorbeifuhr.
    Das privat aufgenommene Foto zeigt die Unglücksstelle unmittelbar nach der Explosion. Links unten ist die rote S-Bahn zu sehen, die gerade vorbeifuhr. Foto: dpa

    Einen Tag nach der Explosion einer Fliegerbombe unweit des Münchner Hauptbahnhofs haben Polizei und Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Verdachts des fahrlässigen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion aufgenommen. Ungeklärt ist bislang vor allem, wie es zu der Detonation kam und ob ein schuldhaftes Verhalten vorliegt. „Wenn so etwas passiert, muss es eine Ursache haben“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Dass die Bombe übersehen wurde, weise darauf hin, dass der Bereich vor Beginn der Bohrarbeiten womöglich nicht, zu wenig oder falsch abgesucht worden sei.

    Die Explosion der 250 Kilogramm schweren US-Fliegerbombe hatte sich am Mittwochmittag auf einer Baustelle für die zweite Stammstrecke in der Nähe der Donnersbergerbrücke ereignet. Dabei wurden vier Menschen verletzt, einer von ihnen schwer. Lebensgefahr bestand für den 62-jährigen Bauarbeiter allerdings nicht.

    Glück hatten die Fahrgäste einer S-Bahn, die zum Zeitpunkt der Explosion auf einem nahe gelegenen Gleis vorbeifuhr. Sie blieben unverletzt, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Anfrage unserer Redaktion. Ein Großaufgebot von Feuerwehr, Polizei und Rettungskräften war schnell am Unglücksort. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von rund fünf Millionen Euro.

    Warum wurde die Bombe in München nicht frühzeitig entdeckt?

    Zur möglichen Ursache wollte sich die Bahn nicht äußern. Nach ersten Erkenntnissen sei die Bombe bei Bohrarbeiten explodiert, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei einem Besuch des Unglücksortes. Doch warum wurde sie nicht frühzeitig entdeckt? Fehlte gar eine vor solchen Baumaßnahmen übliche Sondierung?

    Ein Polizist zeigt Überreste der Ummantelung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die am Vortag auf einer Baustelle in München explodiert war.
    Ein Polizist zeigt Überreste der Ummantelung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die am Vortag auf einer Baustelle in München explodiert war. Foto: Matthias Balk, dpa

    Andreas Heil ist Betriebsleiter der auf Kampfmittelräumung spezialisierten, aber nicht auf dieser Baustelle tätigen Tiefbaufirma Tauber. Er sagte unserer Redaktion: „Es verbieten sich Schuldzuweisungen zum aktuellen Zeitpunkt.“ Im Moment könne man nur spekulieren, was schiefgelaufen ist.

    Eine Möglichkeit: Die Bombe wurde übersehen, weil eben nicht, zu wenig oder falsch abgesucht worden sei. „Da wurde dann ohne entsprechende Freigabe gearbeitet“, sagte Heil. In diesem Fall könne die Polizei schnell aufklären, was passiert ist.

    Womöglich ließ die Schaufel des Baggers die Bombe hochgehen

    Ein zweites Szenario: Es wurde zwar sondiert, aber einfach nichts gefunden. „Das müssen wir uns so vorstellen: Wir schauen aus dem Fenster und es ist sehr neblig und dunkel. Dann haben wir zwar rausgeschaut, also sondiert, aber aufgrund des Nebels und der Dunkelheit können wir keine Aussage treffen. Das passiert in der Kampfmittelräumung leider sehr oft.“ Demnach wäre die Bombe einfach nicht gesehen worden.

    Es müsse auch untersucht werden, warum die Bombe letztlich explodierte. Womöglich ließ die Schaufel des Baggers sie hochgehen, aber auch Vibrationen im direkten Umfeld seien dazu imstande. Das Entscheidende sei die Art des Zünders, sagt Heil – und dieser sei noch nicht gefunden worden. Bei einem Langzeitzünder würden kleinste Störungen ausreichen, bei anderen Zündsystemen „müsste man wirklich massiv auf den Zünder oder die Bombe einwirken, damit sie hochgeht“. Auch ob man die Bombe hätte entschärfen können, liege an der Art des Zünders, sagt der Kampfmittel-Experte. „Wenn man sie zum richtigen Zeitpunkt erwischt, kann man allerdings die allermeisten Bomben entschärfen.“

    Um weitere Explosionen zu vermeiden, sei auf nahe liegenden Baustellen Vorsicht geboten. „Ein Unglück kommt selten allein. Im Bereich zwischen der Donnersbergerbrücke und dem Hauptbahnhof werden seit Jahren immer wieder Bomben gefunden.“ (mit dpa)

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