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Bayern plant digitalen Unterricht für alle Schüler ab der fünften Klasse
![In der Region nehmen einige Schulen am Pilotversuch Digitale Schule teil. In der Region nehmen einige Schulen am Pilotversuch Digitale Schule teil.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
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Alle weiterführende Schulen sollen ab 2024 digitalisiert werden. Das wird den Staat jährlich 150 Millionen Euro kosten. Wie der Kultusminister mit ChatGPT umgehen will.
Bayerns Kultusminister Michael Piazolo war kürzlich beim Inder. Am Nebentisch saß eine Familie mit zwei Kindern, vielleicht sieben und vier Jahre alt. Das wäre nicht weiter spannend, hätte der Restaurantbesuch dem Minister nicht das Verhältnis von Kindern zu Smartphones vor Augen geführt. "Schon das jüngere Mädchen war nur am Handy", erzählt Piazolo (Freie Wähler) am Donnerstag in München – und nutzt die Anekdote, um sein Verständnis einer digitalen Schule zu erklären. Anders als das Kind beim Inder sollen sich Schülerinnen und Schüler nämlich nicht nur planlos in der digitalen Welt bewegen. "Sie sollen lernen, was dahintersteckt und lernen, damit umzugehen."
Deshalb will Piazolo den Digital-Unterricht massiv ausbauen. Nach seinen Vorstellungen sollen alle Kinder ab der fünften Klasse möglichst bald mit einem digitalen Endgerät arbeiten. Dafür wird im kommenden Schuljahr der Pilotversuch "Digitale Schule der Zukunft" erweitert. Zu den bisher 250 Schulen mit einer digitalen 1:1-Ausstattung – also pro Schüler ein Gerät – kommen 100 dazu. Ab dem Schuljahr 2024/2025 sollen sich alle über 4000 weiterführenden staatlichen Schulen "auf den Weg machen können". Das kostet den Staat dann jährlich rund 150 Millionen Euro. Fürs technische Verständnis gibt es Fächer wie Informatik und Informationstechnologie. Damit Kinder und Jugendliche verantwortungsbewusst mit digitalen Möglichkeiten umzugehen lernen, "müssen wir die Medienkompetenz der Lehrkräfte ausweiten" – etwa mit Fortbildungen.
ChatGPT soll an Schulen nicht ausgesperrt werden
Mittlerweile gibt es in Bayern 71.500 digitale Klassenzimmer. Dass das der richtige Weg ist, hat der Pilotversuch "Digitale Schule der Zukunft" laut Piazolo gezeigt. An den bislang 250 teilnehmenden Schulen ist der Unterricht teils oder komplett digitalisiert, Hefte und gedruckte Schulbücher können Schüler und Lehrkräfte trotzdem nutzen. Die Vorteile für Piazolo: Schüler lernten selbstständiger, könnten vernetzter an Projekten arbeiten, der Unterricht sei differenziert, individualisiert und anschaulicher als rein analog.
Dennoch: Künstliche Intelligenzen wie ChatGPT entwickeln sich schneller als ein behäbiges Schulsystem. Lehrkräfte, die Wissenschaft und Bildungspolitiker sind sich nahezu einig, dass die Schulen neue Prüfungsformate brauchen. "Das Entwicklungstempo besorgt schon ein wenig", sagt Piazolo offen. Denn die künstliche Intelligenz kann nicht nur Aufsätze schreiben, sondern wird auch mathematisch immer stärker. An den Pilotschulen werden deshalb neue Prüfungsformen erprobt. Schülerinnen und Schüler erstellen etwa Podcasts oder Videos, die benotet werden. "Wir werden nicht sagen, dass ChatGPT in der Schule nicht verwendet werden darf", erklärt Piazolo. Vielmehr könne man Schülern die Aufgabe stellen, die KI gezielt zur Recherche zu nutzen. Und er setzt darauf, dass Lehrkräfte "ihre Schüler kennen und erahnen", wenn ein Programm nachgeholfen habe.
![Michael Piazolo (Freie Wähler), Bildungsminister von Bayern. Michael Piazolo (Freie Wähler), Bildungsminister von Bayern.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Schnelles Internet haben Schulen oft nur in der Theorie
Für Max Deisenhofer, Grünen-Experte für digitale Bildung, klingt das alles zu positiv, um wahr zu sein. "Die Technik funktioniert an vielen Stellen mehr schlecht als recht", sagt er. "Der Internetanschluss der Schulen reicht nicht für gleichzeitiges digitales Arbeiten in mehreren Klassenzimmern und die Abrufquote der Förderprogramme zur IT-Betreuung bleibt miserabel." Außerdem brauche es mehr Fortbildungen für Lehrkräfte. Der Schulminister gesteht ein, dass zwar 99 Prozent der Schulen theoretisch schnelles Internet haben, "manchmal reicht die Bandbreite aber nicht aus". Und auch den vor der Pandemie vorhandenen Aufholbedarf in Digitalisierungsfragen räumt Piazolo indirekt ein: "Ohne Corona wären wir nicht, wo wir heute sind."
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Digitalisierung der Schule bedeutet den endgültigen Rückschritt zum Reptiliengehirn. Den Autoführerschein erwerben wir mit 18 und noch nie hat jemand gesagt, das ist zu spät, man muss schon mit 12 fahren lernen sonst klappt's später nicht mehr. Aber der Herr Minister will halt nur noch Reptilien, die kann man leichter regieren.