Wenn Karlheinz Böhm mit seiner Frau Almaz nach Äthiopien kommt, wird der 83-Jährige gefeiert wie ein König. Das hat seinen Grund. Zwar war er in der „Sissi“-Trilogie aus den 1950er Jahren sogar Kaiser Franz Joseph, aber der Schauspieler blickt heutzutage allenfalls milde zurück auf seinen zelluloidbunten Ruhm der frühen Jahre.
Wofür der gebürtige Darmstädter steht, ist seine Lebensleistung, die er für Äthiopien vollbracht hat. Wasser, Nahrung und Bildung – Böhm hat Millionen Menschen die Chance auf eine bessere Zukunft gegeben. Angefangen hat alles in einer Unterhaltungs-Show des ZDF vor 30 Jahren. „Wetten dass ?“ ist am 16. Mai 1981 erst wenige Monate alt. Moderator Frank Elstner hat Karlheinz Böhm, Sohn des Dirigenten Karl Böhm, zu Gast. Dieser wettet, „dass nicht jeder dritte Zuschauer eine Mark, einen Franken oder sieben Schilling für Not leidende Menschen in der Sahelzone spendet“. Böhm gewinnt die Wette, bekommt aber immerhin 1,2 Millionen Mark zusammen.
Böhm akzeptierte keine Bedingungen
Böhm hatte nach der „Wetten, dass..?“-Sendung den Botschaften von Tschad, Sudan und Äthiopien Hilfe angeboten. Aber nur Äthiopien erlaubte ihm, das Geld selbst zu bringen – ohne Vorschriften. „Ich habe keine Bedingung gestellt – außer, dass man keine Bedingungen an mich stellt“, sagt Böhm. Am 13. November 1981 gründete er seine Stiftung „Menschen für Menschen“. Heute hat sie ein Jahresbudget von 14,3 Millionen Euro und engagiert sich weiter ausschließlich in Äthiopien.
„,Menschen für Menschen‘“ hilft ganzheitlich“, sagt Böhms Frau Almaz, die aus Äthiopien stammt. Die Organisation hat zusammen mit der Bevölkerung mehr als 275 Schulen, mehr als 80 Krankenstationen und über 1500 Wasserstellen gebaut.
Was viele nicht wissen, die ihn vor allem als Habsburger-Kaiser kennen: Böhm hat auch eine künstlerische Schattenseite: In dem späteren Kultfilm „Peeping Tom“ (1960) spielte er überzeugend einen Spanner und Frauenmörder. Der Streifen fiel damals durch. Die Rolle seines Lebens fand er dafür in Äthiopien. Rupert Huber