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Demenz vorbeugen: Lebensstil ändern und Risiken minimieren - die Tipps

Gesundheit

So können Sie einer Demenz vorbeugen

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    Vor allem gemeinsam und in der freien Natur ist Bewegung besonders gut für die Gesundheit. Expertinnen und Experten gehen sogar davon aus, dass damit das Risiko für eine Demenz reduziert werden kann.
    Vor allem gemeinsam und in der freien Natur ist Bewegung besonders gut für die Gesundheit. Expertinnen und Experten gehen sogar davon aus, dass damit das Risiko für eine Demenz reduziert werden kann. Foto: Helmut Fricke, dpa (Symbolbild)

    Die eigene geistige Leistungsfähigkeit einzubüßen, macht Angst. Mit zunehmendem Alter wächst das Risiko, an Demenz zu erkranken. Aktuell leben in Bayern rund 270.000 Menschen mit der Erkrankung. Bis ins Jahr 2030 wird die Zahl voraussichtlich auf 300.000 steigen, bis 2040 auf 380.000, schreibt das bayerische Gesundheitsministerium vor Beginn der bayerischen Demenzwoche, die am 20. September startet und wieder Veranstaltungen und Informationen zu dem Thema bieten will. Wir beantworten Fragen zu der Erkrankung:

    Wie unterscheidet sich Demenz von einem Delir und einer Depression?

    Die Unterschiede im Alter zu kennen, ist ausgesprochen wichtig, betont Professor Alkomiet Hasan, der Leiter der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Augsburg. Nicht selten verstecke sich in frühen Phasen der Erkrankungen hinter einer kognitiven Verschlechterung mit Konzentrationsstörung im Alltag eine Depression, während bei einer Demenz die Merkfähigkeit und die Orientierung beeinträchtigt sind. Problematischer sei jedoch, dass bei akuter Verwirrtheit im Alter zu schnell eine akute Demenz, die es so nicht gebe, angenommen werde. Zu oft wird seiner Erfahrung nach für ältere Menschen ein Pflegeheim vorgesehen, da eine akute Demenz bei ihnen vermutet wird, in Wirklichkeit leiden sie aber an einem Delir oder an einer Depression. Die Symptome ähneln sich: Orientierungslosigkeit, Verwirrtheit, Ängste, Wesensveränderungen. Der entscheidende Unterschied: „Ein Delir ist eine akute Erkrankung, die Symptome treten plötzlich auf und die Mortalität ist hoch.“ Eine Demenz entwickelt sich dagegen schleichend und betrifft vor allem die Merkfähigkeit. Auslöser für ein Delir können neben einem Flüssigkeitsmangel beispielsweise auch Infekte, eine veränderte Umgebung, etwa nach einer Operation in der Klinik, bestimmte Medikamente oder ein Schlaganfall sein. Die positive Nachricht: Ein Delir lässt sich, wenn es erkannt wird, gut behandeln und kann vollständig verschwinden. Auch eine Depression sei gut therapierbar.

    Immer wieder heißt es, dass vor allem der Lebensstil verantwortlich für die Erkrankung ist. Stimmt das?

    Renommierte Forschende, die so genannte Lancet Kommission, haben zwölf vermeidbare Faktoren herausgefunden, die dem Gehirn schaden: Bluthochdruck, Rauchen, Übergewicht, Depressionen, Diabetes mellitus Typ 2 (auch Altersdiabetes genannt), Bewegungsmangel, Schwerhörigkeit, Alkohol, Schädel-Hirn-Verletzungen, aber auch geringe Bildung, soziale Isolation und Luftverschmutzung. Nun wurden zwei weitere aufgenommen: ein hoher LDL-Cholesterinspiegel und Sehverlust. Würde man all diese Risikofaktoren beseitigen, könnten, so heißt es, fast die Hälfte der Demenzfälle verhindert oder verzögert werden. Auch Professor Hasan ist überzeugt davon: „Demenzprävention ist möglich, wird aber viel zu wenig beachtet. Jeder kann wirklich viel tun.“ Daher rät er jedem, seinen Blutdruck, sein Gewicht, die Fett- und Zuckerwerte zu kennen und sie im Blick zu halten sowie einen Diabetes frühzeitig zu behandeln. „Alles, was einen Schlaganfall und einen Herzinfarkt fördert, begünstigt auch eine Demenz.“ Doch Hasan rät nicht nur zu einer mediterranen Kost, „besonders geschlampt wird auch bei Hörgeräten. Viele tragen einfach keines, obwohl sie es müssten oder die Geräte sind falsch eingestellt“. Weitere große Risikofaktoren seien das unerkannte obstruktive Schlafapnoesyndrom, bei dem nachts der Atem immer wieder aussetzt, oder bestimmte Vitaminmangelzustände.

    Kürzlich hieß es, Schwimmen sei die beste Sportart, um einer Demenz vorzubeugen – was ist da dran?

    „Es sind die aeroben Sportarten, die einer Demenz vorbeugen“, erklärt Hasan. Dazu zählen neben dem Schwimmen auch Radfahren, Joggen und zügiges Spazierengehen. Dreimal in der Woche je eine Stunde sollte so trainiert werden, dass man leicht schwitzt. „Aber auch mit Yoga werden sehr gute Ergebnisse erzielt.“ Der Vorteil vom Radfahren oder Joggen: Es ist ein Training im dreidimensionalen Raum, wo man sich zusätzlich orientieren muss und die Sinne gefordert sind. „Die Asiaten machen Yoga daher oft in der Natur. Am besten wird übrigens unser Gehirn trainiert, wenn Emotion und Bewegung zusammenkommen, also etwa beim gemeinsamen Tanzen.“

    Es gibt Gedächtnissprechstunden: Wann sollte man dort hin und was bringen sie?

    Gerade Angehörigen fällt auf, wenn es Probleme mit dem Merken von Gesprächsinhalten gibt oder verstärkt Termine vergessen werden. Dann sollten sich die Betroffenen in einer Gedächtnissprechstunde vorstellen. „Je früher, desto besser“, betont Dr. Jan Häckert. Er ist in Augsburg der Leiter des Gedächtnis- und Therapiezentrums der psychiatrischen Uniklinik. Auch wenn die Krankheit noch nicht geheilt werden kann, können nach einer frühen Diagnose mithilfe einer professionellen Begleitung Betroffene möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Gedächtnissprechstunden werden an verschiedenen Standorten in Bayern angeboten. Eine Überweisung von Hausarzt oder -ärztin, das Ergebnis einer MRT-Untersuchung, eines EKG sowie die aktuellen Blutwerte sollten mitgebracht werden, sagt Häckert. Dann folgt eine detaillierte Diagnostik, bei der unter anderem auch andere Erkrankungen wie Depressionen oder Entzündungen ausgeschlossen werden.

    Immer wieder ist von neuen Medikamenten die Rede, die bei Demenz helfen. Wie ist hier der aktuelle Stand?

    Alkomiet Hasan rät hier zur Geduld: „Wir werden bald Antikörper haben, die bei einer Demenz helfen. Aber wir dürfen uns nichts vormachen: Kein Medikament wird Demenz so schnell besiegen.“ Denn wir haben „eine dreifache Demenzkrise“: „Wir leben nicht nur in einer alternden Gesellschaft, sondern haben einen Klimawandel, der mit seiner zunehmenden Hitze vor allem Älteren zusetzt und wir haben viele übergewichtige Menschen, die sich kaum bewegen, was die vaskuläre Demenz fördert – übrigens die häufigste Demenzform. Höchste Zeit also, die Prävention auszubauen.“

    Weitere Informationen auf der Homepage des digitalen Demenzregisters (https://digidem-bayern.de) und der Bezirkskliniken Schwaben (www.bezirkskliniken-schwaben.de) sowie unter www.demenzwoche.bayern.de

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