Du hast den Start unserer Stadtführung erreicht: den Rathausplatz. Wenn du hier ein paar Minuten stehen bleibst, siehst du Straßenbahnen und Busse, außerdem sind viele Menschen zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs, manche mit dem Taxi – zu bestimmten Tagen und Uhrzeiten kann es da stellenweise eng werden. Wie auch an vielen anderen Orten in der Stadt.
Zuletzt hat in der Maximilianstraße, die auch am Rathaus vorbeiführt, ein Modellversuch zu Diskussionen in der Stadt geführt: Zwischen Herkulesbrunnen und Merkurbrunnen wurde die Maxstraße im Mai zur Fußgängerzone. Ein Jahr sollte der Versuch dauern, der Straßenabschnitt war weitestgehend für den Autoverkehr gesperrt. Viele Menschen betrachteten die autoarme Prachtmeile als Gewinn, andere waren skeptisch oder berichteten von Problemen. Längst nicht alle Autofahrerinnen und Autofahrer hielten sich an die Regeln. Am Ende klagten zwei Anlieger gegen das Modellprojekt – und bekamen recht. Bis Mitte August musste die Stadt den Versuch beenden.
Die Geschichte der autoarmen Maxstraße zeigt: Beim Thema Verkehr gehen die Meinungen weit auseinander. Das spiegeln auch die Wahlprogramme der Parteien wider.
Der Audioguide
Wie sieht der Stadtverkehr der Zukunft aus? Und wie kann es gelingen, dass alle Verkehrsteilnehmer sicher an ihr Ziel kommen? Die Antworten der Parteien sind hier recht unterschiedlich. Was sie nach der Landtagswahl beim Thema Verkehr vorhaben, erklären wir dir in unserem politischen Audioguide.
Das Dossier
In unserem Dossier fassen wir die Probleme kurz und bündig zusammen. Welche Herausforderungen gibt es beim Thema Verkehr? Und wie sieht das in der Stadt aus, gerade in Augsburg?
Deutschland ist eine Auto-Nation. Viele Bürgerinnen und Bürger verzichten ungern auf ihr Fahrzeug oder sind, gerade in ländlicheren Regionen, darauf angewiesen – beispielsweise, um zur Arbeit zu kommen. Das liegt auch daran, dass der öffentliche Nahverkehr oft nicht ausreichend ausgebaut ist. Wie zufrieden die Menschen in unserer Region mit ihrem ÖPNV-Angebot sind, siehst du in dieser Umfrage, die wir durchgeführt haben.
Wer mit der Bahn fährt, muss in Bayern oft Geduld mitbringen. Wie unpünktlich die Bahn ist, ist von Bahnhof zu Bahnhof aber unterschiedlich.
Selbst wenn die Bahn pünktlich ist: Wie kann ein Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel gelingen, wenn nur zweimal am Tag der Bus kommt? Hier findest du eine Übersicht, wie häufig Busse und Bahnen in deiner Gemeinde fahren.
In größeren Städten ist neben dem Auto und dem ÖPNV vor allem das Rad eine Alternative. Doch Radfahrerinnen und Radfahrer leben gefährlich. In Bayern werden sie besonders oft in Unfälle verwickelt. Ein Grund dafür ist die fehlende Infrastruktur.
Ein Blick in die Region: Auch hier gibt es Unterschiede, wie viele Fahrradunfälle passieren.
Wie bewerten Radfahrende selbst die Situation in der Region? Das Zeugnis fällt eher mittelmäßig aus, wie der Fahrradklima-Test zeigt.
Die Parteiprogramme
Wir haben für dich die Wahlprogramme der Parteien gelesen. Hier erfährst du, welche Vorhaben die Parteien beim Thema Verkehr umsetzen wollen.
CSU
- Die CSU will den Anteil des Radverkehrs erhöhen. Durch ein neues Radgesetz sollen bis 2030 1500 Kilometer neue Radwege gebaut werden. Die Fahrradmitnahme im S-Bahn- und Regionalverkehr wollen die Christsozialen für einen Euro ermöglichen.
- Laut CSU ist Bayern Autoland. Sie steht weiterhin zum Verbrenner und lehnt das Verbrenner-Aus der EU ab 2035 ab.
- Die Mobilität der Zukunft sieht die CSU im "Technologiemix mit Elektro- und Wasserstoffantrieben und dem klimaneutralen Verbrenner". Den Ausbau für Wasserstoffmobilität will die CSU vorantreiben. Zudem soll mit der E-Fuel-Forschung am Campus Straubing der TU München eine Alternative zu fossilen Brennstoffen für Autos und Flugzeuge entwickelt werden.
- Die Christsozialen wollen Staatsstraßen und Autobahnen (A3, A94) ausbauen und modernisieren. Es soll einen ICE-Anschluss für den Flughafen München geben. Mehr Güter sollen von der Straße auf die Schiene kommen.
- Im ÖPNV setzt die CSU auf ein vergünstigtes Deutschlandticket für Schüler, Studentinnen und Auszubildende. Der Busverkehr soll komplett emissionsfrei werden. Die Partei will dafür in den nächsten fünf Jahren 2000 neue Klimabusse fördern. Der Schienenpersonennahverkehr soll bis 2040 auf grünen Treibstoff statt Diesel umgestellt werden.
Bündnis 90/Die Grünen
- Als Sofortmaßnahme wollen die Grünen die ÖPNV-Zuweisungen an die Kommunen verdoppeln. Es sollen moderne Züge, die mit Strom, Hybridtechnik oder Akku fahren, bestellt und das Bahnnetz weiter elektrifiziert werden. Das Angebot wollen die Grünen unter anderem durch mehr und längere Züge, häufigere Fahrten und weitere Direktverbindungen verbessern. Geeignete Bahnstrecken sollen reaktiviert werden. Der Güterverkehr gehört laut Wahlprogramm auf die Schiene.
- Im Individualverkehr setzen die Grünen auf E-Mobilität. Das soll durch einen Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur gelingen. Dabei liegt ein Fokus auch auf Carsharing. Das Ziel: mindestens 1,5 verfügbare elektrische Carsharing-Autos je 1000 Einwohner in allen Gemeinden und Ortsteilen Bayerns bis 2025. Carsharing-Vereine wollen die Grünen mit Start-Zuschüssen, reservierten Stellplätzen und kommunaler Mitnutzung fördern. Außerdem setzen die Grünen auf ein Tempolimit auf Autobahnen und auf Tempo 30 innerorts. Das diene laut Wahlprogramm der Sicherheit, es würde weniger Lärm- und Schadstoffbelastungen geben.
- Es soll ein "Klimaticket Bayern" für 29 Euro monatlich geben. Für Kinder, Jugendliche und alle Menschen in Ausbildung bis 28 Jahre soll es kostenfrei sein. Menschen mit geringem Einkommen versprechen die Grünen ein Klimaticket mit reduziertem Preis. Im ÖPNV soll es einfache Tarife geben und Kombi-Tickets zu anderen Bundesländern und Nachbarländern. Die Fahrgastzahlen sollen sich so bis 2030 verdoppeln.
- Die Grünen fordern ein lückenloses Radnetz, Radschnellwege, geschützte Fahrradabstellmöglichkeiten und eine bessere, kostenfreie Radmitnahme im ÖPNV. Sie wollen den Radverkehrsanteil bis 2030 von elf auf 25 Prozent steigern und Radverkehrsbeauftragte in allen Landkreisen und kreisfreien Städten. Den Kauf von Lastenrädern unterstützt die Partei mit bis zu 1000 Euro.
- Die Grünen wollen zwischen 5 und 0 Uhr stündlich einen Bus oder Zug in jedes Dorf bringen. Dafür soll es flächendeckende Verkehrsverbünde geben.
Freie Wähler
- Die Freien Wähler fordern einen ÖPNV-Tarif für ganz Bayern. Auszubildende sollen von Rabatten profitieren. Im ÖPNV soll es "lückenloses WLAN" geben.
- Wenn möglich, wollen die Freien Wähler den ÖPNV auf Wasserstoff umstellen und das Bahnnetz elektrifizieren.
- Die Partei setzt sich für mehr Möglichkeiten an Bahnhöfen ein, um Räder abzustellen.
- Die Beförderung von Schülerinnen und Schülern soll ab dem ersten Kilometer kostenlos sein.
- Stillgelegte Bahnstrecken sollen reaktiviert, Carsharing ausgebaut und Radschnellwege gebaut werden.
- Die Freien Wähler lehnen ein generelles Tempolimit auf Autobahnen ab.
SPD
- Die SPD will, dass jeder Ort mindestens einmal pro Stunde an Bahn oder Bus angeschlossen ist. "Ob Bahn, Bus oder Ruftaxi richtet sich nach Größe und Bedarf", heißt es im Wahlprogramm. Aus jeder Gemeinde soll es mindestens alle zwei Stunden eine Verbindung zu einem Regionalbahnhof geben.
- Die Sozialdemokraten wollen ein bayernweites 29-Euro-Ticket für den ÖPNV einführen, mit dem Familien und Alleinerziehende die eigenen Kinder kostenlos mitnehmen dürfen. Für Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln soll es ein kostenloses Ticket für Schülerinnen, Studenten und Auszubildende geben. Auch ein Ticket für Seniorinnen und Senioren sowie ein bayerisches Sozialticket will die SPD einführen.
- Die Wege zum ÖPNV im ländlichen Raum will die SPD verkürzen, indem etwa stillgelegte Bahnstrecken reaktiviert werden und zentrale Knotenpunkte gefördert werden. Dort soll es auch Park-and-Ride-Plätze sowie Garagen für Räder geben. Kleine Kommunen sollen von Shared-Mobility-Konzepten und On-Demand-Angeboten (Rufbusse) profitieren.
- Die SPD will die ÖPNV-Zuweisungen an die Kommunen von 55 auf 250 Millionen Euro im Jahr erhöhen. Langfristig streben die Sozialdemokraten einen kostenlosen Personennahverkehr an.
- Durch ein neues Radgesetz wollen die Sozialdemokraten Fahrradschnellwege bauen.
- Im Individualverkehr setzt die Partei auf E-Mobilität. Dazu soll der Ausbau der E-Ladenetze beschleunigt werden.
- Die SPD setzt sich für ein Tempolimit ein.
AfD
- Die AfD bekennt sich zur Straße als Hauptverkehrsader. Als konkrete Projekte nennt die AfD die A94, die A73, den Autobahnring A99 im Süden Münchens sowie den Ausbau der A8 in Richtung Salzburg und den vierspurigen Lückenschluss zwischen Nürnberg und Augsburg.
- Die AfD fordert Pünktlichkeit, Sicherheit und Sauberkeit sowie eine optimale Taktung von Bus- und Bahnverkehr. Wie diese Punkte künftig verbessert werden sollen, fehlt jedoch im Wahlprogramm.
FDP
- Ein allgemeines Tempolimit sowie Fahrverbote lehnt die FDP ab. Auf Autobahnen, Bundesstraßen und staubelasteten Straßen sollen stattdessen zentral steuerbare Verkehrsleitsysteme mit Kameras und LED-Anzeigen die Geschwindigkeit regeln, Warnungen sowie Spuröffnungen und -schließungen anzeigen. Dadurch will die FDP Staus vermeiden, das Unfallrisiko reduzieren und den Schadstoffausstoß minimieren.
- Die FDP setzt auf Countdown-Anzeigen an Ampeln in Großstädten und zu Stoßzeiten.
- Elektromobilität ist aus Sicht der Liberalen für den Individualverkehr essenziell, aber nicht die alleinige Lösung. Dennoch fordert die FDP im Wahlprogramm: "An Staatsstraßen, wichtigen Verkehrsknoten sowie in Dorf- und Stadtzentren müssen Schnellladesäulen gebaut werden."
- Zum Thema Rad plant die FDP den Bau von Fahrradschnellwegen und überdachten Abstellplätzen sowie von Fahrradparkhäusern.
- Für alle Schülerinnen und Schüler bis einschließlich der 13. Jahrgangsstufe soll laut FDP der Freistaat die Schulwegkosten übernehmen. Die Liberalen wollen ein bayernweites, vergünstigtes Jahresticket für Schülerinnen und Schüler, Studierende, Auszubildende und Freiwilligendienstleistende einführen.
- Damit ländliche Räume besser angebunden werden, setzt die FDP auf Anrufsammeltaxis, Carsharing und Bürgerbusse. Neben einer höheren Fahrplandichte wollen die Liberalen das Angebot erhöhen, damit auch Menschen auf dem Land einfacher vom Auto auf den ÖPNV umsteigen können.
- Die FDP will sich für das Bahnprojekt Ulm-Augsburg einsetzen. Bis 2030 sollen 30 Prozent des Güterverkehrs auf die Schiene verlagert werden. Eingleisige Trassen will die FDP – "wo notwendig" – mehrgleisig ausbauen. In der Region betrifft das die Strecken Ulm-Memmingen-Kempten und Buchloe-Kempten.
Die weiteren Stationen
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