Du hast die zweite Station unserer Stadtführung erreicht: das Montessori-Kinderhaus. Im Gebäude gibt es eine Kinderkrippe und einen Kindergarten mit jeweils vier Gruppen. Alle Kinder werden nach der Pädagogik von Maria Montessori betreut, gemäß dem Leitsatz "Hilf mir, es selbst zu tun". Das Kinderhaus wird von einem privaten Verein getragen.
Auf staatliche und auch auf private Betreuungsangebote wie das Kinderhaus sind die meisten Eltern in Bayern angewiesen. Doch dem großen und dringenden Bedarf steht ein zu kleines Angebot gegenüber: Es gibt noch immer zu wenige Kitaplätze in Bayern, 50.000 fehlen.
Dafür gibt es viele Gründe: Seit zehn Jahren haben Eltern einen Rechtsanspruch darauf, dass sie ihr Kind ab dem zweiten Lebensjahr betreuen lassen können. Seitdem sind mehr Plätze entstanden und mehr Fachkräfte hinzugekommen. Doch auch die Nachfrage ist stark gestiegen. Mittlerweile fehlt vor allem das Personal für die Betreuung. Wie wollen die Parteien dem entgegenwirken?
Der Audioguide
Wie wollen die Parteien den Kitaplatz-Mangel eindämmen? Das erklären wir dir in unserem politischen Audioguide.
Das Dossier
In unserem Dossier fassen wir die Probleme beim Thema Kinderbetreuung kurz und bündig zusammen.
Bayern steht vor einem Betreuungsproblem. Ein Grund: Weil Erzieherinnen und Erzieher fehlen, müssen Betreuungszeiten eingeschränkt, ganze Gruppen oder im schlimmsten Fall komplette Einrichtungen geschlossen werden – auch in der Region.
Fehlende Plätze bedeuten, dass viele Eltern nach der Anmeldung eine Absage erhalten. Das beschäftigt auch die Menschen, die eine Einrichtung leiten. Denn für manche Familien geht es um die Existenz. Meine Kollegin hat dazu mit einer Kitaleiterin gesprochen.
Dabei ist die Situation auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht einfach. Bei einer dünnen Personaldecke müssen Kolleginnen und Kollegen einspringen, wenn jemand krank wird, auf Fortbildung ist oder Überstunden abbaut. Und neue Stellen zu besetzen, ist für viele Einrichtungen schwer.
Mehr Personal ist auch notwendig, weil die Zahl der Kita-Kinder in den letzten Jahren gestiegen ist.
Auch in Augsburg gibt es zu wenige Plätze in der Kinderbetreuung. Und das, obwohl die Zahl der Plätze in Augsburg seit 2010 gestiegen ist.
Bis 2025 wird der Bedarf noch weiter zunehmen – und zwar in allen Altersstufen.
Viele Eltern erleben einen regelrechten Kampf um Kitaplätze. Was sollten sie bei der Suche beachten? Wir haben einige Hinweise zusammengetragen.
Die Parteiprogramme
Wir haben für dich die Wahlprogramme der Parteien gelesen. Hier erfährst du, was die Parteien gegen den Mangel an Kitaplätzen tun wollen.
CSU
- Die CSU will im Rahmen ihres "Ganztagsversprechens" bis 2028 zusammen mit den Kommunen 50.000 neue Betreuungsplätze für Kinder unter sechs Jahren und 130.000 neue Plätze für Kinder im Grundschulalter schaffen.
- Der Betreuungsschlüssel, also Vorgaben, wie viele Kinder auf eine Erzieherin oder einen Erzieher kommen, soll reformiert und es soll mehr geförderte Assistenzkräfte geben.
- Den Erzieherberuf will die CSU attraktiver machen, indem Ausbildungsbedingungen und Bezahlung besser werden sollen. Sozialberufe sollen vom Schulgeld befreit werden. Für Studienanfängerinnen und -anfänger sollen in den Bereichen soziale Arbeit und Kindheitspädagogik 200 neue Studienplätze geschaffen werden.
Bündnis 90/Die Grünen
- Auch die Grünen wollen mehr und bessere Kitas. Kitaplätze sollen ausgebaut werden. Dabei sollen Öffnungs- und Buchungszeiten flexibler werden. Dafür wollen die Grünen ein Investitionsprogramm auf den Weg bringen.
- Kommunen sollen Hilfe dabei erhalten, unabhängig vom Träger Fachkräfte vorzuhalten, die einspringen können, wenn in Kindergärten Personal fehlt.
- Ab der Ausbildung sollen Erzieherinnen und Erzieher besser bezahlt werden. Die Arbeitsbedingungen und der Betreuungsschlüssel sollen verbessert werden, zudem soll es mehr Angebote bei der Weiterbildung geben. Über dieses Programm wollen die Grünen mehr Fachkräfte gewinnen und an Bayern binden.
Freie Wähler
- Die Freien Wähler sprechen sich in ihrem Wahlprogramm, wie auch andere Parteien, dafür aus, dass sich die Betreuungsmöglichkeiten am Bedarf der Eltern ausrichten sollen. Kostenfreie Kinderbetreuung soll erhalten werden.
- Außerdem fordern die Freien Wähler ein Sonderinvestitionsprogramm für den Ausbau und den Unterhalt von Kitas.
- Die Freien Wähler wollen den Betreuungsschlüssel niedrig halten, aber Ausnahmen bei Personalnot zeitlich begrenzt auch weiterhin zulassen.
- Außerdem im Programm: "Fachkräftegewinnung forcieren". Die Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher soll verkürzt werden. Die Bezahlung soll bereits ab der Ausbildung "angemessen" sein, wie es im Wahlprogramm heißt.
SPD
- Plätze in Kitas und Horten und Ganztagsangebote will die SPD weiter ausbauen. Sie spricht sich gegen Kürzungen in den Haushalten von Kitas und Kindergärten aus.
- Mit einer Reihe von Maßnahmen will die SPD die Kinder- und Jugendhilfe ausbauen und mehr Fachkräfte dafür gewinnen. So sollen Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen und Personalschlüssel verbessert werden, ausländische Abschlüsse schneller anerkannt werden.
- Im Erziehungswesen sollen Ausbildungs- und Studienplätze ausgebaut werden, Auszubildende sollen besser angeleitet und Inhalte der Ausbildung modernisiert werden. Wie das alles konkret gestaltet werden soll, wird im Wahlprogramm nicht erklärt.
- Die SPD will Beschäftigten in den sozialen Berufen vom Land geförderte Wohnungen bereitstellen.
- Nach dem Willen der SPD sollen Kitas für alle Kinder gebührenfrei sein und finanziell besser ausgestattet werden.
AfD
- Die AfD will, dass Eltern ohne wirtschaftlichen Zwang wählen können, ob sie ihr Kind selbst betreuen oder in Kitas oder bei Tagesmüttern betreuen lassen wollen.
- Wenn Eltern ihre Kleinkinder nicht betreuen lassen, sondern sie zu Hause betreuen, sollen sie gleichwertig finanziell unterstützt werden. "Hierzu setzen wir uns für eine Erhöhung des bayerischen Familiengeldes ebenso ein wie für eine steuerliche Entlastung aller berufstätigen Eltern", heißt es dazu im Wahlprogramm.
FDP
- Bei der Kinderbetreuung will auch die FDP bedarfsgerecht mehr Plätze schaffen. Familien sollen dabei eine Wahlfreiheit bekommen und nicht den einzigen Platz nehmen müssen, den sie bekommen können. Für die Kommunen soll es ein Investitionsprogramm geben.
- Die FDP will, wie auch andere Parteien, den Betreuungsschlüssel verbessern und Gruppengrößen begrenzen.
- Um den Personalmangel zu bekämpfen, plant die FDP eine "Fachkräfte-Offensive in der Kinderbetreuung". Die Ausbildung soll "angemessen" vergütet werden. Die Abschlüsse von Personal aus dem Ausland sollen schneller anerkannt werden, "zudem brauchen wir eine Anwerbeaktion im Ausland", wie es im Wahlprogramm heißt.
- Flexi-Kitas soll es möglich sein, je nach Bedarf unterschiedliche Öffnungszeiten anzubieten, um zum Beispiel Eltern im Schichtdienst zu helfen.
Die weiteren Stationen
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