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Dein Wahl(rund)gang: Was planen die Parteien für die Schülerinnen und Schüler?

Was planen die Parteien für die Schülerinnen und Schüler?
Dein Wahl(rund)gang

Was planen die Parteien für die Schülerinnen und Schüler?

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    Dieser Artikel ist Teil unserer Serie "Dein Wahl(rund)gang". Den Überblick über alle Stationen dieses Stadtrundgangs durch Augsburg findest du hier.

    Du hast die vierte Station unserer Stadtführung erreicht: das Holbein-Gymnasium. Hier gehen rund 1150 Kinder und Jugendliche zur Schule, es gibt einen sprachlichen und einen naturwissenschaftlich-technologischen Zweig. Das Gymnasium ist teilweise in historischen Gebäuden untergebracht. Das siehst du sicher auch, wenn du davorstehst.

    Was eindrucksvoll aussieht, macht zum Teil aber auch Probleme: Eine Generalsanierung steht seit Jahren aus. Teilsanierungen finden deshalb während des Schulbetriebs statt. Zuletzt wurde bekannt, dass zum Beispiel das Dach der Schulturnhalle dringend saniert werden muss. Und so sieht es in Bayern an vielen Schulen aus: Es muss renoviert, modernisiert und oft auch neu gebaut werden.

    Doch egal, wie gut eine Schule ausgestattet ist, egal, wie gut die Räume sich zum Lernen eignen: Wenn niemand da ist, der unterrichten kann, gibt es trotzdem ein Problem. Überall in Deutschland fehlen fertig ausgebildete Lehrkräfte – auch in Bayern.

    Der Audioguide

    Was wollen die Parteien gegen den Lehrermangel tun? Und was soll sonst an den bayerischen Schulen in den nächsten Jahren passieren? Das erklären wir dir in unserem politischen Audioguide.

    Das Dossier

    In unserem Dossier fassen wir die Probleme bei den Schulen kurz und bündig zusammen.

    Viele Schulen sind Sanierungsfälle, auch in Augsburg. Hier wurden in den vergangenen Jahren bereits Millionen ausgegeben, dennoch fehlt weiter Geld, um alle Maßnahmen umzusetzen.

    Dabei werden in Bayern dieses Jahr so viele Kinder und Jugendliche zur Schule gehen wie seit zehn Jahren nicht mehr: 1,7 Millionen Schülerinnen und Schüler müssen im Schuljahr 2023/24 unterrichtet werden, das sind rund 31.200 mehr als vor den Sommerferien.

    Und so wird es wohl auch in Augsburg weitergehen. Eine Prognose zeigt: In zwölf Jahren wird es voraussichtlich noch deutlich mehr Schülerinnen und Schüler geben als im Vergleichsjahr 2020/2021.

    Wie haben sich die Zahlen in Augsburg in den vergangenen Jahren entwickelt?

    Entlastung gibt es bei der angespannten Personalsituation an den bayerischen Schulen also nicht. Der Unterricht im Schuljahr 2023/24 ist zwar gesichert. Gedeckt ist der Bedarf aber nicht. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger werden zu Lehrkräften ausgebildet und auch eigentlich schon pensionierte Lehrkräfte und Aushilfskräfte wie Studierende müssen mit anpacken.

    Bildung ist den Menschen sehr wichtig. Aber wie gut steht Bayern bei dem Thema eigentlich da? Das erfahrt ihr in unserem Podcast.

    Die Parteiprogramme

    Wir haben für dich die Wahlprogramme der Parteien gelesen. Hier erfährst du, welche Vorhaben die Parteien in der Bildung umsetzen wollen.

    CSU

    • In vielen Punkten will die CSU beim Thema Bildung an Altbewährtem festhalten: Das Schulsystem soll in verschiedene Schulformen gegliedert bleiben, Bildung soll weiterhin Sache der Bundesländer sein. Dabei soll ein Wechsel von einer Schulform zur anderen für Schülerinnen und Schüler leichter werden.
    • Die CSU betont ihren Grundsatz "Deutsch vor der Einschulung" und verbindliche Sprachfeststellungstests. Sprachförderung in der Kindertagesbetreuung soll es weiterhin geben.
    • Alle Schülerinnen und Schüler sollen bis 2028 Tablets bekommen. Wie das den Unterricht verbessern soll, oder wie Lehrkräfte auf den Unterricht mit Tablet vorbereitet werden sollen, steht nicht im Programm.
    • Im bayerischen Bildungssystem sollen außerdem 8000 neue Stellen für Lehrkräfte, Verwaltungskräfte, Sozialpädagogen und Schulpsychologen geschaffen werden. Schulleitungen und Schulverwaltung sollen sich weniger mit Bürokratie beschäftigen müssen.
    • Die CSU will in der neuen Legislaturperiode "Grund- und Mittelschulen stärken". In der Grundschule soll der Fokus auf Lesen, Schreiben und Rechnen liegen. Wenn Eltern das wollen, soll jede rechtlich selbständige Grundschule weiter existieren können.
    • Die CSU will neue Studienmöglichkeiten für das Lehramt an Orten schaffen, wo es dringend Personal braucht. Wo das ist und wie schnell das gehen könnte, wird nicht ausgeführt.
    • Bayern soll auch Lehrkräfte aus anderen Bundesländern gewinnen.
    • Ein großer Punkt ist für die CSU das Thema Schwimmunterricht: "Jedes Kind soll Schwimmen lernen", heißt es im Wahlprogramm. Die CSU will die Kommunen bei den Schwimmbädern besser unterstützen, konkret bei Sanierung, Erhalt und Neubau. Schulschwimmen und der Schwimmunterricht sollen ebenfalls gestärkt werden. Und die CSU stellt eine weitere Förderung für Kinder in Aussicht, die das "Seepferdchen" machen möchten.

    Bündnis 90/Die Grünen

    • Die Grünen fordern für den ÖPNV ein kostenloses Ticket für alle Schülerinnen und Schüler.
    • Die Grünen wollen das Wahlalter in Bayern bei Kommunal-, Bezirks- und Landtagswahlen, Volks- und Bürgerentscheiden auf 16 Jahre senken. Zusätzlich soll die Demokratiebildung an Schulen gefördert werden, indem Klassenräte und Schulparlamente an Entscheidungen beteiligt werden.
    • Die Grünen setzen sich für eine inklusive Schule ein und wollen dafür Personal stärker ausbilden. Inklusive Schulen sollen finanziell und personell unterstützt werden.
    • Für die Grünen außerdem wichtig: "Auf unangekündigte Leistungsnachweise soll künftig verzichtet werden." Mit unerwarteten Tests müssten Schülerinnen und Schüler dann offenbar nicht mehr rechnen. Zudem sollen Schulen statt Noten auch anders Leistungen bewerten können. Wie das aussehen könnte, wird nicht weiter aufgeführt.
    • Kinder sollen länger und leichter schulartübergreifend zusammen lernen können.
    • Brückenklassen sollen zu einem Angebot in allen Schulformen weiterentwickelt werden.
    • Schülerinnen und Schüler sollen früher und mehr von der Arbeitswelt sehen. Dafür soll es ein neues Konzept für die Studien- und Berufsorientierung und zwei verpflichtende Praktika geben, eines in einem Ausbildungsberuf. Mehr Details dazu gibt es nicht.
    • Wie auch die CSU, wollen die Grünen für jedes Kind ein digitales Endgerät zum Lernen bereitstellen. Lehrkräfte sollen dafür fortgebildet werden und eigene Ansprechpersonen haben. Kinder und Jugendliche sollen in verschiedenen Fächern Medienbildung erhalten.
    • Beim Thema Lehrkräftemangel setzen die Grünen auf bessere Bezahlung einiger Berufsgruppen und eine modernisierte Ausbildung. Das Lehramt soll dann als Bachelor-Master-System funktionieren, auch das Referendariat soll verändert werden.

    Freie Wähler

    • Wie bei den Grünen, soll auch bei den Freien Wählern der Schulweg ab dem ersten Kilometer kostenfrei werden.
    • Ähnlich wie die CSU, möchten die Freien Wähler alle Schulstandorte erhalten. Schulen sollen saniert oder neu gebaut werden.
    • "Digitale Bildung von der Grundschule bis ins Studium" steht ebenfalls bei den Freien Wählern im Wahlprogramm. Lehrkräfte sollen digitale Bildung vermitteln lernen, Schulen und auch Hochschulen sollen digitale Lernformate nachhaltig etablieren. An weiterführenden Schulen soll digitale Bildung verpflichtend sein. Für die Anschaffung digitaler Geräte soll es eine Unterstützung geben.
    • Schülerinnen und Schüler sollen mehr über politische Bildung, gesunde Ernährung und Alltagskompetenzen lernen.
    • Anders als die CSU wollen die Freien Wähler mehr Kooperation im Schulbereich auf der Bundesebene. Auch die Freien Wähler wollen aber das mehrgliedrige Schulsystem in Bayern beibehalten. Inklusion an Schulen soll ausgebaut, Förderschulen sollen erhalten werden.
    • Bei der Ausbildung von Lehrkräften soll es flexibler und praxisnäher werden. Unter anderem sollen Lehrkräfte durch Praktika auch den Bezug zur Wirtschaft behalten.

    SPD

    • Die SPD will laut Wahlprogramm ein großes Investitionsprogramm für Kommunen auflegen, um Schulen auf die Zukunft vorzubereiten und auch kleine Schulen zu erhalten.
    • Die SPD will, ähnlich wie die Freien Wähler, "lebenspraktische Kompetenzen" mehr in den Fokus der Bildung rücken, zum Beispiel Medienkompetenz und Teamfähigkeit.
    • Wie die Grünen, will auch die SPD flexible Lernformen unterstützen und Alternativen zu Noten als Bewertungsform ermöglichen.
    • Die SPD setzt sich dafür ein, dass in Bayern die Gemeinschaftsschule eingeführt wird – zusätzlich zu den bestehenden Schulformen. Bis dahin soll das Übertrittszeugnis abgeschafft und durch ein Gespräch zwischen Eltern und Lehrkräften ersetzt werden.
    • Mittelfristig sollen maximal 20 Kinder pro Klasse lernen, bei höherem Förderbedarf auch weniger.
    • Wie viele andere Parteien, will auch die SPD das Lehramt verändern: In einem Grundstudium sollen alle Studierenden ohne Festlegung auf eine Schulform zusammen lernen. Es soll mehr Praxisbildung geben, ohne dass dazu mehr Details genannt werden. Der Masterabschluss soll nach Stufen, nicht nach Schulformen ausgerichtet werden. Ohne Mehrbelastung soll es mehr Fortbildungsmöglichkeiten geben. Wie das gehen soll, steht nicht im Wahlprogramm.
    • Die SPD will einen Rechtsanspruch auf einen gebundenen Ganztagsschulplatz und alternative Betreuungsformen fördern. Für Personal und Räume soll die Förderung angepasst werden.
    • Einen Fokus richtet die SPD auf Schulen mit mehr sozial Benachteiligten und in strukturschwachen Regionen, vor allem bei den Mittelschulen. Sie sollen personell und materiell besser ausgestattet werden. Wie genau das aussehen soll, steht nicht im Wahlprogramm.
    • Wie die Grünen, will auch die SPD eine demokratische Schule unterstützen, setzt auf Mitsprache der Schülervertretungen und mehr politische Bildung.

    AfD

    • Die AfD hält am viergliedrigen Schulsystem fest, also Mittel- und Realschule, Gymnasium und Förderschule, erwähnt aber auch die Durchlässigkeit des Systems. In allen Schultypen muss nach Ansicht der AfD das Leistungsprinzip gelten. Sie will gleichzeitig Bildung außerhalb des bestehenden Schulsystems erleichtern, sofern auch hier eine Leistung nachgewiesen werden kann.
    • Vertreter der Bundeswehr sollen an Schulen über ihre Arbeit berichten. So heißt es im Wahlprogramm: "Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Vertreter der Bundeswehr an Schulen über die Arbeit in unserer Armee und die Rolle des Militärs in einer Demokratie informieren."
    • Die AfD möchte ein Programm auflegen, um in der Corona-Pandemie ausgefallenen Schwimmunterricht nachzuholen. Dabei sollen Schwimmlehrer Lehrkräfte unterstützen. Am Ende der Grundschulzeit sollen alle Kinder schwimmen können. Im Programm steht: "Hierbei sind für Anfänger optimale Bedingungen zu gewährleisten." Wie diese konkret aussehen, wird nicht ausgeführt.
    • Die AfD will eine "höhere Wertschätzung von Ausbildungsberufen in der Gesellschaft", für die berufliche Entwicklung der Jugendlichen und gegen Fachkräftemangel. Dafür sollen handwerkliche Talente von Schülerinnen und Schülern stärker gefördert werden. Mittelschulen sollen "die Grundlagen für eine erfolgreiche Ausbildung" vermitteln. Dafür sollen wieder weniger Schülerinnen und Schüler aufs Gymnasium gehen.
    • Zur Digitalisierung steht im Wahlprogramm, die Anschaffung und Wartung der IT-Ausstattung stelle der Freistaat sicher.

    FDP

    • Für die FDP ist das Schlagwort bei der Bildungspolitik der Bildungsgutschein: Darüber erhalten Schulen pro Schülerin und Schüler einen festen Betrag, der erhöht werden kann, wenn ein Kind einen größeren Bedarf zum Beispiel bei der individuellen Förderung hat. Was daraus für das Budget zusammenkommt, sollen die Schulen freier verplanen und schneller investieren können. Damit sollen auch die Pläne für Inklusion, digitale Bildung und den Ausbau der Schulsozialarbeit finanziert werden.
    • Bei der Laufbahn als Lehrkraft will die FDP mehr Freiheit und Spezialisierung. Das Lehramt soll auf das Bachelor-Master-System umgestellt und dadurch flexibler werden. Es soll mehr Einstiegschancen für einen Quereinstieg geben, auch durch ein duales Studium. Bei der Jobsuche setzt die FDP auf direkte Bewerbungen von Lehrkräften auf freie Stellen, eine individuelle Förderung guter Lehrkräfte und leistungsbezogene Bezahlung. Schulen sollen ihr Personal flexibler einsetzen können.
    • Die FDP will eine freie Schulwahl und Qualitätsrankings. Kleine Schulen sollen auch im ländlichen Raum erhalten bleiben. Mittelschulen sollen besonders gefördert werden. Für Schulen in freier Trägerschaft soll es einen fairen Wettbewerb mit staatlichen Schulen geben.
    • Ein großes Thema ist für die FDP im Bildungsbereich "Fairness und Vergleichbarkeit": So soll es bundesweit einheitliche Bestandteile für Abschlussprüfungen und beim Übertritt geben.
    • Beim digitalen Lernen will die FDP, dass Schulen eigenverantwortlich Technik und Inhalte auswählen. Jede Schülerin und jeder Schüler soll ein digitales Endgerät erhalten. Bei der IT soll es Hilfe durch Expertinnen und Experten geben. Die Medienkompetenz soll ab der Grundschule gefördert werden. Die FDP geht auch konkret auf künstliche Intelligenz ein, will Lehrkräfte schulen und Schülerinnen und Schülern den Umgang mit KI vermitteln.
    • Wenn es nach der FDP geht, sollte die Schule erst um 9 Uhr anfangen, eine Betreuung ab 7.30 Uhr aber gewährleistet sein. Die FDP fordert einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbildung bis zur sechsten Klasse.
    • Die FDP bekennt sich zu einem mehrgliedrigen Schulsystem und will die Förderschulen neben der Inklusion an Regelschulen erhalten. Das Schulsystem soll durchlässiger werden.
    • Die FDP will chronisch kranke Kinder und Jugendliche stärker unterstützen und barrierefreie Teilnahme am Unterricht verstärken.
    • Statt eines Modells mit Ethik- und Religionsklassen soll es in Bayern einen "gemeinsamen Dialogunterricht" geben.
    • Auch die FDP will die Schule praxisnäher machen – konkret mit Inhalten zu Steuern und Finanzen, Projekten wie Planspielen und Praktika. Auch Nachhaltigkeit soll mehr in den Fokus rücken.
    • Der Sexualkundeunterricht soll verbessert und an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst werden. Auch dem Thema sexualisierte Gewalt nimmt sich die FDP an: Es soll eine "präventive Aufklärung gegen Grenzüberschreitungen" geben.

    Die weiteren Stationen

    Du möchtest den Wahl(rund)gang fortsetzen? Hier findest du die Standorte der anderen QR-Codes.

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