Die Zentrale der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg (KJF) ist Ziel eines professionellen Cyberangriffs geworden. Die Computerattacke ereignete sich bereits Mitte April, wie die Jugendfürsorge am Dienstag mitteilte. Demnach haben Unbekannte Daten von Krankenhäusern und sozialen Einrichtungen in ganz Schwaben erbeutet. Betroffen ist unter anderem die größte Geburtsklinik der Region, das Josefinum in Augsburg.
Die Hacker verschafften sich laut KJF Zugriff auf Teile der IT-Infrastruktur und erbeuteten Personaldaten und Finanzdaten, Patientendaten und Gesundheitsdaten aus den Einrichtungen und Kliniken der KJF Augsburg im Raum Schwaben. Behandlungsdokumentationen oder Arztbriefe wurden nach aktuellem Stand nicht entwendet, so die KJF am Dienstag.
Daten-Diebstahl im Augsburger Josefinum
Sie ruft Betroffene zu höchster Vorsicht auf. Folgen des Cyberangriffs könnten Identitätsdiebstahl, Rufschädigung und Bloßstellung sein. Gewarnt wird zudem vor ungewöhnlichen Telefonanrufen. Niemals solle man dabei Zugangsdaten zu Nutzerkonten, Bankkonten oder anderen Benutzerzugängen herausgeben. Geändert werden sollen zudem alle Passwörter zu elektronischen Zugängen, die in Zusammenhang mit Personaldaten stehen können. Außerdem sollen Betroffene ihre Bankkonten genau im Blick behalten.
Das Problem ist die große Zahl der Einrichtungen. Zugriff erlangten die Hacker auf Daten der KJF-Klinik Josefinum in Augsburg mit ihren Außenstellen Kempten und Nördlingen, der Klinik Hochried in Murnau, der Alpenklinik Santa Maria in Oberjoch und der Fachklinik Prinzregent Luitpold in Scheidegg. Ebenfalls betroffen sind das Frère-Roger-Kinderzentrum und das KJF-Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum Sankt Elisabeth in Augsburg. Das gilt auch für alle zur KJF Augsburg gehörigen Schulen sowie für die KJF Soziale Angebote Allgäu, Soziale Angebote Nordschwaben und Ostallgäu-Oberland, die Skywalk Allgäu gGmbH in Scheidegg, die IFD Schwaben, die InHoga mit Standorten in Augsburg und Kempten sowie die St.-Franziskus-Jugendhilfe mit dem Sankt-Franziskus-Therapiehof in Buchenberg.
In Neuburg an der Donau sind schließlich die Klinik St. Elisabeth mit dem Medizinischen Versorgungszentrum und der Klinik Neuburg Service GmbH betroffen. Sie gehörten bis zum Verkauf an eine private Klinikkette zur KJF.
Hacker-Angriffe: Das sind die Folgen
Immer wieder werden Firmen und Einrichtungen Ziel von Hackerangriffen. Die Kriminellen sind dabei auf Daten aus oder wollen ein Lösegeld erpressen. Die Auswirkungen sind zum Teil enorm. So musste der Batterie-Hersteller Varta Anfang des Jahres nach einem Cyberangriff seine Produktion vorübergehend herunterfahren. Im vergangenen Herbst erwischte es einen IT-Anbieter, zu dessen Kunden Kommunen in Nordrhein-Westfalen zählen. Als Folge der schweren Attacke waren Bürgerservices von mehr als 70 Kommunen mit insgesamt rund 1,7 Millionen Einwohnern stark eingeschränkt oder vorübergehend fast vollständig lahmgelegt.
Davon zumindest ist die KJF Augsburg verschont geblieben. Aktuell laufe der Betrieb reibungslos, so die kirchliche Organisation. Mit mehr als 80 Einrichtungen und Diensten ist sie einer der größten Anbieter für Gesundheits-, Sozial- und Bildungsdienstleistungen in Bayern.
Hotline Ob und welche Daten von Patientinnen und Patienten, Klienten oder Beschäftigten gestohlen wurden, lässt sich recherchieren. Die KJF Augsburg bittet potenziell Betroffene, sich bei einer eigens eingerichteten Hotline zu melden unter 0821 45057 500. Informationen zum Cyberangriff bietet sie auf ihrer Homepage unter kjf-augsburg.de/cyberangriff/.