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Covid-19-Pandemie: "Schlimmer kann es eigentlich nicht kommen": Zoos kämpfen gegen die Krise

Covid-19-Pandemie

"Schlimmer kann es eigentlich nicht kommen": Zoos kämpfen gegen die Krise

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    Die Tore des Augsburger Zoos sind derzeit geschlossen.
    Die Tore des Augsburger Zoos sind derzeit geschlossen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Bis voraussichtlich zum 19. April gelten die verschärften Ausgangsregelungen und das Kontaktverbot in Bayern aufgrund der Coronakrise. Besonders in der Ferienzeit – die Osterferien beginnen am kommenden Montag – wären eigentlich zahlreiche Besucher in den Augsburger Zoo geströmt. Doch das beliebte Ausflugsziel ist geschlossen und muss herbe Umsatzeinbußen hinnehmen. „Im März waren es 220.000 Euro, für den April, mit den Ferien, rechnen wir mit mindestens 500.000 Euro“, sagt Zoodirektorin Barbara Jantschke. Und bei dieser Rechnung geht sie davon aus, dass ab 20. April endlich wieder Besucher kommen dürfen.

    Wie dem Augsburger Zoo geht es auch anderen Tierparks in Deutschland. Deshalb fordert der Verband der Zoologischen Gärten, bei dem auch der Augsburger Zoo Mitglied ist, jetzt 100 Millionen Euro Soforthilfe. In einem Brief wandte sich Verbandschef Jörg Junhold, Zoodirektor in Leipzig, auch an Kanzlerin Angela Merkel und wies auf die Notwendigkeit sofortiger Unterstützung hin. Zoos arbeiteten derzeit ohne Einnahmen, aber mit gleichbleibend hohen Ausgaben weiter, argumentierte Junhold.

    Zoo Augsburg hofft auf staatliche Corona-Hilfen

    Eine solche Unterstützung seitens der Politik hält auch Jantschke für „unglaublich wichtig“, und sie wird umso wichtiger, je länger der Zoo geschlossen bleiben muss. Es sei schwer zu prognostizieren, wie lange man in Augsburg finanziell weitermachen könne. „Das hängt auch davon ab, welche Einsparpotenziale wir noch fahren können“, sagt Jantschke. Ohne eine Kreditaufnahme könnte es im Juni eventuell eng werden.

    Und um weiter Geld einzusparen, werde Kurzarbeit beantragt. Das betreffe alle Mitarbeiter in der Verwaltung des Zoos sowie diejenigen, die für die Versorgung der Tiere und den weiteren Betrieb nicht unbedingt erforderlich seien, so die Zoodirektorin. In der Tierpflege werde gerade ein Plan für einen Zwei-Schicht-Betrieb gestaltet, der zeitnah umgesetzt werden soll. Damit soll die Versorgung der Tiere sichergestellt werden, auch wenn eine Schicht aufgrund einer Corona-Infektion ausfallen würde. Bereits vor zwei Wochen habe man die Sicherheitsmaßnahmen für die Mitarbeiter verschärft, „um das Infektionsrisiko soweit wie möglich zu reduzieren“, teilt Jantschke mit. Die Versorgung der Tiere sei nach wie vor gesichert, sagt die Direktorin. Die Versorgungskette mit den verschiedenen Futtermitteln sei gewährleistet, „das hat für uns oberste Priorität“. Genauso großen Wert legten die Angestellten auf die Beschäftigung mit den Tieren, die „einen großen Raum“ einnimmt, wie Jantschke betont. Die Tierpfleger bemühen sich in der besucherfreien Zeit wie sonst auch, keine Langeweile bei den Tieren aufkommen zu lassen.

    Ob die Tiere aber merken, dass die Besucher ausbleiben, ist laut der Zoodirektorin schwer zu beantworten, weil „wir das Verhalten der Tiere immer aus dem menschlichen Gesichtspunkt beurteilen. Man kann sich aber, mit aller notwendigen Vorsicht, vorstellen, dass manche Arten zumindest erstaunt sind, dass keine Besucher mehr kommen.“

    Auch der Tierpark Hellabrunn kämpft mit den Auswirkungen der Corona-Krise

    Auch in München hat man derzeit mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen. Rasem Baban, Direktor im Tierpark Hellabrunn, redet nicht groß drum herum: „Schlimmer kann es eigentlich nicht kommen.“ Er rechnet mit Einbußen von zwei Millionen Euro während der fünfwöchigen Schließung. Die Osterferien seien für Zoos der Start in die Saison und besonders besucherstark. „Das kann man nicht aufholen“, sagt er. Tiergärten seien an Ostern ein Top-Ausflugsziel. „Es ist Frühling, alles sprießt, und die ersten Tiergeburten stehen auch an.“ Eine Schließung im Januar wäre einfacher zu verkraften gewesen als um diese Zeit. „Das Wetter soll auch noch schön werden. Es ist zum Verzweifeln“, so der Hellabrunn-Chef. Neben den Eintrittsgeldern sei die Verpachtung der Gastronomie die zweite Einnahmequelle für den Tierpark. Beides fehle nun.

    Insgesamt werden 56 deutsche Zoos vom Verband der Zoologischen Gärten vertreten. In den Einrichtungen werden mehr als 180.000 Wirbeltiere gepflegt und gezüchtet. Viele von ihnen sind bedrohte Arten. Zoos sind Bildungseinrichtungen, sagt Hellabrunn-Chef Baban. „Wir dürfen nicht in Vergessenheit geraten.“ (mit dpa)

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