„Lassen Sie sich bitte impfen.“ Mit dem steilen Anstieg der vierten Corona-Welle wurden auch die eindringlichen Appelle aus Politik, Wissenschaft und von Ärztinnen und Ärzten immer lauter. Kurz vor Weihnachten stellen sich nun viele die Frage: Hat es etwas gebracht? Wie erfolgreich ist sie bisher, die bayerische Impfkampagne? Lesen Sie hier wichtige Fragen und Antworten:
Corona-Impfung in Bayern: Welches Ziel fordert die Wissenschaft beim Impfen?
Seit dem Aufkommen der Delta-Variante, die in Bayern nach wie vor das Infektionsgeschehen dominiert, fordert die Wissenschaft, dass mindestens 80 Prozent der Menschen vollständig geimpft sein müssen, um eine Herdenimmunität zu erreichen und die Pandemie unter Kontrolle zu bekommen. In
Wie viele Corona-Impfungen in Bayern sind das Ziel der Staatsregierung?
Konkrete Zielmarken gebe es in Bayern aktuell nicht, erklärte ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums gegenüber unserer Redaktion. Aber es solle „grundsätzlich allen Impfwilligen, soweit dies im Rahmen der Kapazitäten der Leistungserbringer möglich ist, eine Erstimpfung sowie bei ausreichendem Abstand auch eine Zweit- oder Auffrischungsimpfung angeboten werden“. Der neue Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wurde da schon konkreter. Er kündigte zum vergangenen Monatswechsel an, dass bis Weihnachten 30 Millionen zusätzliche Impfungen bundesweit verspritzt werden sollen. Umgerechnet müssten in Bayern demnach 4,74 Millionen Menschen bis Weihnachten eine Spritze bekommen – mit einer Erst-, Zweit- oder Boosterimpfung. So hat es das bayerische Gesundheitsministerium unserer Redaktion bestätigt.
Wie realistisch ist dieses Ziel?
Mit der Ankündigung des Bundeskanzlers waren sich viele Expertinnen und Experten einig: Das Problem sei nicht, dass die Ärzte den Impfstoff nicht an den Mann bekämen, wie es Thomas Schulz vom Virologie-Institut der Uni Hannover formuliert. Auch Medizinerinnen und Mediziner in Bayern kritisieren, dass es Probleme bei der Verteilung der Dosen gebe und auch gar nicht genügend Impfstoff da sei. Virologe Schulz spricht auch organisatorische Hürden an. „Das ist logistisch schwer umzusetzen, da etwa 1,5 Millionen Impfungen am Tag verabreicht werden müssten.“ Zum Vergleich: Der bisherige deutsche Höchstwert lag im Juni bei insgesamt 1,4 Millionen Dosen am Tag. Und in Bayern? Umgerechnet auf die 22 Werktage im Dezember, an denen Impfzentren, Ärzteteams und Praxen im Einsatz sind, müssten in Bayern pro Tag mindestens rund 205.000 Menschen geimpft werden. Zum Vergleich: Der bisherige Höchstwert der vergangenen vier Monate lag laut bayerischem Gesundheitsministerium am 1. Dezember bei 181.560 Dosen.
Wie steht Bayern beim Impfen gegen Corona im Vergleich zu anderen Bundesländern da?
Geht es rein nach dem Anteil der geimpften Bevölkerung, liegt Bayern im Mittelfeld auf der Rangliste der Bundesländer. Ähnlich sieht es beim Boostern aus. Im Hinblick jedoch auf die Gesamtanzahl der Bürgerinnen und Bürger befindet sich der Freistaat auf Platz zwei, vor ihm liegt nur Nordrhein-Westfalen mit rund 13 Millionen vollständig geimpften Personen. Besonders in NRW habe das Impftempo in den vergangenen Wochen zugelegt, wie das dortige Gesundheitsministerium erklärte. Anfang Dezember wurden dort in einer Woche 1,4 Millionen Menschen geimpft. Das waren etwa 400.000 mehr als in der Vorwoche. Der Anteil der Erstimpfungen habe sich sogar verdoppelt, und zwar auf rund 140.000. Mit diesem Impftempo könne NRW seinen Anteil am bundesweiten Ziel von 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten einhalten, so das Gesundheitsministerium.
Wie viele Menschen haben in Bayern in eine Erst- oder eine Zweitimpfung bekommen? Wie viele sind geboostert?
Im Zeitraum vom 1. September bis zum einschließlich 6. Dezember wurden in Bayern 957.076 Erstimpfungen verabreicht, teilte das Gesundheitsministerium auf Anfrage mit. Der Höchstwert lag am 25. November mit 20.436 Stück. Im selben Zeitraum wurden darüber hinaus insgesamt 1.005.252 Zweitimpfungen verspritzt mit dem höchsten Wert am 1. September mit 18.031 Stück. Geboostert sind in Bayern 2.448.487 Menschen, am 1. Dezember wurde die meisten Dosen am Tag verspritzt. Nämlich 181.560.
Wie viel Corona-Impfstoff wird in Bayern benötigt?
Das lasse sich nicht pauschal sagen, da dies vor allem abhängig von den personellen Kapazitäten der Leistungserbringer und der Anzahl der Impfwilligen ist, so die Antwort des Ministeriumssprechers. „In der vergangenen Woche wurden rund 968.000 Impfungen durchgeführt. In der aktuellen Woche ist grundsätzlich mindestens mit einem ähnlichen, angesichts der positiven Entwicklung der Impfzahlen in den vergangenen Wochen vermutlich sogar mit einem höheren Bedarf zu rechnen.“ Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums wurden in der ersten Dezemberwoche rund 1,2 Millionen Dosen nach Bayern geliefert. Die Lieferungen an die Länder seien grundsätzlich abhängig von den getätigten Bestellungen der Leistungserbringer und dem verfügbaren Impfstoff, so der Ministeriumssprecher. „Uns liegen keine Informationen zur Gesamtzahl der in Bayern für die kommende Woche getätigten Bestellungen vor.“
