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Corona-Pandemie: Paxlovid: Die Corona-Tabletten, die kaum einer kennt

Corona-Pandemie

Paxlovid: Die Corona-Tabletten, die kaum einer kennt

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    Paxlovid wird zur Behandlung von Covid-19 eingesetzt. Es soll die Vermehrung der Viren verhindern.
    Paxlovid wird zur Behandlung von Covid-19 eingesetzt. Es soll die Vermehrung der Viren verhindern. Foto: Philipp von Ditfurth, dpa

    Vier rosafarbene Pillen und zwei weiße: Diese sechs Tabletten pro Tag, bequem zu Hause einzunehmen, wurden Anfang des Jahres als neue Waffe gegen das Corona-Virus gehandelt, vielleicht sogar als Ausweg aus der Pandemie. Das Medikament, um das es geht, heißt Paxlovid, stammt vom US-Pharmakonzern Pfizer und zielt – vereinfacht ausgedrückt – darauf ab, die Virusvermehrung im Körper zu hemmen. Das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf soll so um fast 90 Prozent reduziert werden. Und trotzdem: Ein Gamechanger, die erhoffte Wunderwaffe, ist das Medikament bisher nicht. Viele Menschen kennen die Tabletten nicht einmal.

    Erst vor Kurzem kritisierte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), dass Paxlovid in Deutschland viel zu wenig eingesetzt würde. Auf Nachfrage unserer Redaktion teilt sein Ministerium mit: Von den eine Million beschafften Therapieeinheiten wurden bis Anfang Juli nur 370.000 an den pharmazeutischen Großhandel ausgeliefert. Der wiederum lieferte 21.000 Stück an die Apotheken. Nur zum Vergleich: Jeden Tag stecken sich in der Bundesrepublik derzeit etwa 130.000 Menschen mit Corona an.

    Professor Dr. Clemens Wendtner ist der Ansicht, Paxlovid müsse viel niederschwelliger an die Menschen gebracht werden.
    Professor Dr. Clemens Wendtner ist der Ansicht, Paxlovid müsse viel niederschwelliger an die Menschen gebracht werden. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Münchner Corona-Experte hält große Stücke auf Paxlovid

    Wie oft das Medikament bisher tatsächlich verschrieben wurde und über die Ladentische der Apotheken ging, kann das Ministerium nicht sagen – der Umfang wird sich aber wohl in Grenzen halten. Das soll sich nach dem Willen des Bundesgesundheitsministers bald ändern. Noch im Sommer, heißt es aus Berlin, soll ein schnellerer Einsatz des Medikaments geregelt werden.

    Längst überfällig, findet Professor Dr. Clemens Wendtner, Corona-Experte und Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing. Denn er hält große Stücke auf das Medikament. „Es kann unabhängig von der aktuell grassierenden Virus-Variante eingenommen werden“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wenn man es in einer frühen Phase, innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn einnimmt, ist es durchaus sinnvoll und kann die Schwere des Verlaufs deutlich abmildern.“ Zu beachten sei aber, dass es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten – etwa bestimmten Zytostatika gegen Krebs – gebe. Da die Einnahme von Paxlovid in der Regel aber nur über einen kurzen Zeitraum stattfinde, stelle es oft kein Problem dar, andere Mittel in dieser Zeit abzusetzen.

    Hausärzte-Chef warnt vor allzu hohen Erwartungen an Paxlovid

    Wendtners Ansicht nach müsste Paxlovid viel niederschwelliger an die Menschen gebracht werden. „Es wäre schön, wenn Ärztinnen und Ärzte Paxlovid als eine Art Stand-by-Medikament rezeptieren dürften“, sagt Wendtner. Dann könnten es Menschen – nach Aufklärung durch den Arzt oder die Ärztin bei Rezeptausstellung – gleich zu Hause einnehmen, wenn der Selbsttest positiv ist. Derzeit gebe es aber nur nach einem positiven PCR-Test ein Rezept – mitunter vergehen da mehrere Tage, die Wirksamkeit von Paxlovid hänge aber entscheidend davon ab, es früh einzunehmen, erklärt der Mediziner. „Ich bin deshalb der Meinung, dass Menschen, die zu einer vulnerablen Gruppe gehören, das Medikament zu Hause im Schrank haben sollten.“

    Der Chef des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, indes warnt vor allzu hohen Erwartungen an die Wirkung von Corona-Medikamenten wie Paxlovid. „Natürlich ist es sehr erfreulich, dass Fortschritte bei der Entwicklung wirkungsvoller Medikamente gegen schwere Covid-Verläufe gemacht werden“, sagte er vor Kurzem dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Die Politik sollte aber nicht den Eindruck vermitteln, dass die Ärztinnen und Ärzte einfach nur mehr Anti-Corona-Medikamente verschreiben müssen, und alles wird gut.“

    In den USA gibt es Paxlovid ohne Rezept

    Wie oft Paxlovid bisher in Bayern eingesetzt wurde, ist nicht klar. Dem Bayerischen Hausärzteverband liegen „aktuell keine belastbaren Zahlen dazu vor, wie oft Paxlovid von bayerischen Hausärztinnen und Hausärzten verordnet wurde und mit welchen Ergebnissen“, heißt es vom Verband. Auch das bayerische Gesundheitsministerium teilt auf Nachfrage unserer Redaktion mit, dass dem Ministerium Daten zur genauen Anzahl der Verschreibungen von Paxlovid nicht vorlägen.

    Wer bekommt noch einen kostenlosen PCR-Test?

    Seit dem 1. April sind PCR-Tests grundsätzlich nur noch für ganz bestimmte Personengruppen kostenfrei. Im folgenden erklären wir, wer noch Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test bekommt.

    • Personen, die aus einem Virusvariantengebiet einreisen
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    • Beschäftigte von stationären Pflegeeinrichtungen, ambulanten Pflegediensten und anerkannten Angeboten zur Unterstützung im Alltag
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    • Beschäftigte von stationären Einrichtungen für Menschen mit Behinderung
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    • Personen mit positivem Antigen-Schnelltest-, Selbsttest oder PCR-Pool-Test-Ergebnis 
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    • Kontaktpersonen
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    • Mitarbeitende der Regierungsbezirke
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    • Personen bei Ausbruchsgeschehen in Einrichtungen* (siehe Aufzählung unten)
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    • Patienten, Bewohnende, Betreute in Einrichtungen* nach bei Aufnahme bzw. Wiederaufnahme
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    • Besuchende von Einrichtungen*
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    Dass das Mittel bislang keine Schlüsselrolle im Kampf gegen das Virus spielt, scheint aber nicht an einer mangelnden Verfügbarkeit zu liegen. Dem Gesundheitsministerium in München lägen zumindest keine Meldungen vor, dass Paxlovid nicht verfügbar sei, heißt es. „Es kann seit 25.02.2022 ärztlich verordnet werden und kann über Apotheken in Bayern in der Regel innerhalb weniger Stunden an die Patienten ausgeliefert werden“, erklärt der Sprecher.

    In den USA ist man beim Einsatz von Paxlovid übrigens schon einen Schritt weiter. Apothekerinne und Apotheker dürfen das Medikament dort nun unter bestimmten Voraussetzungen rezeptfrei an ihre Kundinnen und Kunden abgeben.

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