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Corona-Pandemie: Lässt Bayern die Familien in der Omikron-Welle alleine?

Corona-Pandemie

Lässt Bayern die Familien in der Omikron-Welle alleine?

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    Die Schulen sollen offen bleiben, da herrscht weitgehend Einigkeit. Aber zu welchem Preis?
    Die Schulen sollen offen bleiben, da herrscht weitgehend Einigkeit. Aber zu welchem Preis? Foto: Christian Charisius, dpa (Symbolbild)

    Die Omikron-Welle hat Bayern fest im Griff. Angesichts immer neuer Rekordzahlen ist es praktisch unmöglich, nachzuvollziehen, wer sich wo angesteckt. Besonders hoch sind die Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen. Weil die Gesundheitsämter völlig überlastet sind, müssen sich Kitas und Schulen nun weitgehend selbst um die Nachverfolgung kümmern. Viele fühlen sich dabei vom Staat allein gelassen. Und die meisten Eltern wissen angesichts immer neuer Regeln und unklarer Abläufe nicht mehr, woran sie sind. Wird die Durchseuchung längst in Kauf genommen?

    Martin Löwe, Landesvorsitzender des Bayerischen Elternverbands, sieht sowohl beim Gesundheits- als auch beim Kultusministerium Versäumnisse. „Ich habe das Gefühl, dass die beiden Ministerien nur unzureichend miteinander kommunizieren.“ Es wäre, sagt Löwe, „ein ehrliches Bekenntnis gegenüber den Eltern“, wenn die Ministerien eingestehen würden, dass die Nachverfolgung bei positiven Fällen in einer Klasse nicht mehr machbar sei und Omikron zwangsläufig quer durch die Schulen laufen werde. Tatsächlich hat die Inzidenz etwa in der Gruppe der Sechs- bis Elfjährigen in Bayern inzwischen einen Wert von 3727 erreicht, wie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bestätigt.

    Viele Eltern haben Angst, dass sich ihr Kind in der Schule infiziert

    Wie sehr vielen Kindern die wochenlange Schließung von Schulen und Kitas in den ersten Wellen und das Fehlen sozialer Kontakte psychisch zugesetzt haben, ist heute unstrittig. Auch herrscht weitgehende Einigkeit, dass man nicht mehr alles dichtmachen will. Doch zu welchem Preis? Manche Eltern sind Löwe zufolge froh, dass die

    Löwe stellt sich das so vor, dass die Schule im besten Fall Materialien zur Verfügung stellt und die Eltern ihre Kinder zu Hause beschulen. Andere Bundesländer wie Berlin haben die Präsenzpflicht an den Schulen bereits ausgesetzt. Doch viele Familien haben de facto trotzdem keine Wahl: Wenn beide Elternteile arbeiten und es keine Möglichkeit gibt, die Kinder ganztags zu Hause zu betreuen, sind sie auf den Betrieb von Kitas und Schulen angewiesen.

    Weil das Amt nicht erreichbar ist, entscheiden Kita-Leitungen über die Quarantäne

    Auch für Lehrkräfte und Erzieherinnen ist die Situation kräftezehrend. „Immer mehr Kinder und auch Kolleginnen und Kollegen infizieren sich. Teils müssen Kita-Leitungen nun vor Ort selbst entscheiden, wer in Quarantäne muss oder nicht, weil Gesundheitsämter nicht mehr erreichbar sind“, kritisiert Gerd Schnellinger von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Er beklagt die fehlende einheitliche Linie: Je nach Landratsamt müsse mal die ganze Gruppe, mal nur ein Teil der Gruppe in Quarantäne. „Das ist eine irgendwie gelenkte Durchseuchung der Kinder, aber kein Schutzkonzept, welches Infektionen verhindert. Die Gesundheit der Kinder scheint kaum eine Rolle zu spielen“, sagt Schnellinger.

    Bayerns Familienministerin Carolina Trautner sieht das anders. „Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass unsere Schutzmaßnahmen wirken und Infektionen frühzeitig erkannt werden. Oberstes Ziel bleibt es nach wie vor, die Kitas offen zu halten und dabei den bestmöglichen Infektionsschutz für Kinder und Beschäftigte zu erreichen. Das ist auch der Maßstab für die örtlich zuständigen Gesundheitsämter, die über Anordnungen von Quarantänemaßnahmen entscheiden“, sagte die CSU-Politikerin unserer Redaktion.

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