Der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner sieht keine baldige Entspannung der Corona-Krise. "Wenn die Impfpflicht erst am 16. März für bestimmte Einrichtungen kommt und die allgemeine Impfpflicht vielleicht noch später, dann werden wir uns erst im Sommer wieder im sicheren Fahrwasser bewegen", sagte Wendtner unserer Redaktion. Seine Aussage knüpfte der Chefarzt an der München Klinik Schwabing an die Bedingung, dass die Umsetzung der Impfkampagne erfolgreich verlaufe.
Wendtner betrachtet eine allgemeine Impfpflicht als zwingend notwendig. "Wir brauchen in der Breite eine Impfpflicht, um entsprechende Impfquoten zu erzielen. Die müssen sehr, sehr hoch sein. Bei Omikron noch mal höher als bei Delta, etwa bei 95 Prozent."
Allgemeine Impfpflicht: "Raus aus der Pandemie hin zu einer endemischen Lage"
Außerdem gebe es ohne eine allgemeine Impfpflicht ein weiteres Problem. "Es ist schwierig, eine Grenzziehung zu machen: Wir machen eine Impfpflicht in Pflegeheimen und Kliniken, aber warum nicht für Feuerwehr und Polizei?"
Wendtner gab zu bedenken, dass eine allgemeine Impfpflicht "bei der jetzt drohenden Omikron-Welle nicht unmittelbar helfen" werde. "Sie wird uns aber hoffentlich helfen, dass wir nicht weitere Varianten erleben müssen nach Omikron und dass wir endlich raus aus der Pandemie hin zu einer endemischen Lage kommen."
Bis zu einer möglichen Impfpflicht müssen die zuständigen Stellen nun "Tag und Nacht impfen, von Montag bis Sonntag", so Wendtner. Die Nachrichten über möglicherweise knappe Impfstoffvorräte in Deutschland bezeichnete er als "bedauerlich". Wendtner forderte: "Man muss schleunigst Impfstoff heranschaffen. Man sollte jede Art von Impfstoff beschaffen, auch Novavax und Valneva, auch wenn sie nicht ganz so effektiv sind."