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Corona-Pandemie: Impfzentrum in Kempten schließt: Abschiedsbesuch von Klaus Holetschek

Corona-Pandemie

Impfzentrum in Kempten schließt: Abschiedsbesuch von Klaus Holetschek

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    Nach über 135.000 Impfungen ist Schluss: Das Impfzentrum in der früheren Artillerie-Kaserne in Kempten schließt zum Jahreswechsel. Das Bayerische Rote Kreuz gibt die Schlüssel an die Stadt Kempten zurück.
    Nach über 135.000 Impfungen ist Schluss: Das Impfzentrum in der früheren Artillerie-Kaserne in Kempten schließt zum Jahreswechsel. Das Bayerische Rote Kreuz gibt die Schlüssel an die Stadt Kempten zurück. Foto: Ralf Lienert

    Die Zettel an den Türen des Impfzentrums in Kempten markieren das Ende einer Ära. „Kann geräumt werden“, steht in großen Druckbuchstaben auf weißem Papier. Der Kehraus hat begonnen. Bis 31. Dezember um 19 Uhr haben Bürger noch die Chance, in den früheren Gebäuden der Artillerie-Kaserne eine Corona-Impfung zu bekommen. Danach ist Schluss. Aus. Vorbei. Ab dem kommenden Jahr übernehmen in Bayern Hausärzte und Apotheker den Piks.

    Der große Andrang in den Impfzentren ist schon lange vorbei

    Seit Monaten erinnern die Impfzentren an „Lost Places“. Das gilt auch für die Einrichtung in Kempten, eines von acht Impfzentren im Allgäu. Nur noch 30 Leute schauen pro Tag vorbei. So auch am Donnerstag, als Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) mit der Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuz, Angelika Schorer, sowie Landrätin Indra Beier-Müller (FW) zum Abschiedsbesuch vorbeischauten. „Ich hol’ mir meine vierte Impfung. Man muss das Angebot nutzen, solange es noch geht“, erzählte ihnen eine Seniorin im Warteraum. Doch sie zählte zur Ausnahme.

    „Wir sind froh, wenn wir jetzt dicht machen können. Es ist kaum noch was los“, sagte der Ärztliche Direktor, Nikolaus Felder. Seit dem 27. Dezember 2020 wird das Impfzentrum vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) betrieben. „Hier wurde fantastische Arbeit geleistet“, sagte Holetschek. Impfen sei letztlich der Weg aus der Pandemie gewesen. 14 Millionen Impfungen seien allein in den 100 Impfzentren in Bayern verabreicht worden.

    Die zu Spitzenzeiten etwa 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter zahlreiche Ehrenamtliche, in Kempten wurden teils regelrecht überrannt. Bis zu 2000 Bürgerinnen und Bürger wurden pro Tag im Zwei-Schicht-Betrieb durch bis zu fünf Impfstraßen geschleust, erzählen BRK-Kreisgeschäftsführer Alexander Schwägerl und der Operative Leiter, Dietmar Schwenk. "Wir haben immer flexibel reagiert. Jede und jeder war einsatzbereit. Es ging darum, den Schutz der Gesundheit für Tausende von Menschen zu sichern. Dieser Geist war etwas ganz besonderes“, erinnern sie sich an die Fließbandbetrieb im Kampf gegen die Pandemie, die das gesellschaftliche Leben in seinen Grundfesten erschütterte. Und obendrein zu einem Glaubenskrieg zwischen Impfbefürwortern und Impfgegnern führte.

    Impfzentren werden geschlossen: "Wir wurden sogar als Mörder beschimpft"

    Im Mai 2021 erhielten die Impfzentren in Bad Wörishofen und Memmingen Bombendrohungen. Der Staatsschutz ermittelte zwischenzeitlich, die Täter wurden allerdings nie nicht überführt. Etliche Impfzentren, wie auch das Kemptener, erhielten Hassbotschaften. Manchmal kamen Impfgegner in die Zentren, um zu pöbeln. „Wir wurden sogar als Mörder beschimpft“, sagt Dr. Johann Kirchmann, der ebenfalls zu den ärztlichen Leitern am Impfzentrum gehörte.

    Turbulente Diskussionen gab es auch, als Impfwillige wegen der von der Politik anfangs vorgeschriebenen Priorisierung nach Risikogruppen zunächst keinen Piks erhielten. „Da spielten sich unglaubliche Szenen ab“, erinnert sich Schwenk. Doch zum Glück habe man dank Aufklärung und gutem Zureden die Situation stets unter Kontrolle gehabt.

    Ist die Corona-Pandemie nun beendet?

    Zu den letzten sichtbaren Überresten der Arbeit in Kempten gehören stapelweise Pakete. Darin aufbewahrt sind über 135.000 Corona-Impfbögen, die Impfwillige unterschreiben mussten, ehe sie am Impfzentrum oder von einem der mobilen Impfteams einen Piks erhielten. Sie werden vom BRK nun ins bayerische Staatsarchiv in der Nähe von München transportiert. Ob damit auch das Ende der Pandemie besiegelt ist, von dem kürzlich Charité-Virologe Christian Drosten sprach, wird sich zeigen.

    Holetschek empfiehlt, vorsichtig zu bleiben und weiter Masken zu tragen. Auch wegen der grassierenden Grippe- und RS-Viren. Unterm Stich überwog bei ihm jedoch die Freude darüber, dass die Impfzentren nun nicht mehr benötigt würden.

    Sollte sich daran jemals wieder etwas ändern, stünde das BRK übrigens sofort bereit: „Wir brauchen ungefähr drei Tage, um das Ganze hochzufahren“, schätzt Schwägerl.

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