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Corona-Pandemie: Endlich wieder unbeschwert? So läuft der Corona-Sommer

Corona-Pandemie

Endlich wieder unbeschwert? So läuft der Corona-Sommer

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    Der Abend gehörte der Burgauer Gastronomie. Auch der Regen zwischendurch
konnte nicht viel anhaben ? wer einen Schirm dabei hatte, spannte ihn eben
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    Der Abend gehörte der Burgauer Gastronomie. Auch der Regen zwischendurch konnte nicht viel anhaben ? wer einen Schirm dabei hatte, spannte ihn eben auf. Foto: Peter Wieser

    Im Winter war die Sehnsucht an manchen Tagen kaum noch auszuhalten. Danach, endlich wieder im Biergarten zu sitzen, die lauen Sommerabende mit Freunden zu genießen, mal wieder in den Urlaub zu fahren, in den Zoo oder in die Therme zu gehen. Und danach, sich wieder frei, unbeschwert und sorglos zu fühlen. Nicht nur den Gästen und Besuchern ging es so, auch Gastronomen, Hoteliers und Unternehmer sehnten den Sommer nach Monaten im Lockdown herbei. Wie gern wollten sie ihre Mitarbeiter zurückholen, die Küchen, Gasträume und Zimmer herausputzen und wieder Gäste willkommen heißen. Jetzt ist er da und so richtig in Fahrt, der Corona-Sommer. Die Frage ist nur: Haben sich die Erwartungen erfüllt? Und wie läuft’s eigentlich so?

    Der Corona-Sommer: Hotelbetreiber ist entspannter

    Johann Britsch jedenfalls ist glücklich. Er betreibt in Finningen, einem Stadtteil von Neu-Ulm, das Hotel-Restaurant Hirsch mit 130 Mitarbeitern. „Wir sind alle fröhlich und dankbar“, sagt er. „Es ist spitze, dass wir endlich wieder gebraucht werden.“ Und nicht nur die wieder erwachte Begeisterung für seinen Beruf mache ihm gerade besonders viel Freude, sagt Britsch. Auch wirtschaftlich laufe es „richtig gut. Die Menschen haben wieder das Bedürfnis wegzugehen, rauszugehen. Sie wollen sich etwas gönnen und geben dann auch mal mehr dafür aus.“

    Fröhlich klingt Johann Britsch, wenn er von seinem aktuellen Geschäft erzählt. Die Atmosphäre sei entspannt, gelöst – vor allem im Vergleich zum vergangenen, ersten Corona-Sommer. „Da war überall eine ganz aggressive Stimmung. Die Menschen waren nervös, verunsichert, überempfindlich und aufgeheizt. Das ist heuer ganz anders.“ Ist das nur in der Gastronomie so?

    Nein, sagt Jörg Wund, Geschäftsführer der Thermen Erding und Bad Wörishofen. „Die Gäste sind unbeschwerter, als im ersten Pandemie-Jahr, was sicher auch daran liegt, dass ein Großteil unserer Besucher vollständig geimpft sind.“ Seine größte Sehnsucht, endlich wieder glückliche Gäste unter Palmen zu sehen, habe sich also erfüllt. „Dafür sind wir sehr dankbar.“ Eine ähnliche Erfahrung machte auch Barbara Jantschke, Geschäftsführerin des Augsburger Zoos. „Gerade am Anfang habe ich bei den Besuchern eine überschäumende Begeisterung beobachtet. Bei den Kindern und Erwachsenen“, erzählt sie. „Alle sind einfach froh, endlich wieder etwas unternehmen zu können.“ Ist die Unbekümmertheit, die Unbeschwertheit also endlich wieder zurückgekehrt?

    Eine berechtigte Frage, zumindest wenn man die neusten Corona-Entwicklungen verfolgt. Immerhin werden die Aussichten für den kommenden Herbst von Woche zu Woche trüber. Virologen und Politiker warnen schon jetzt vor einer vierten Welle, wenn es wieder kälter wird. Die Impfkampagne läuft nur noch zäh, die Inzidenzen steigen. Und die aggressive Delta-Variante macht in Bayern bereits 84 Prozent des Infektionsgeschehens aus, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vor Kurzem erklärte. Hängt das alles über

    Zu einem unbeschwerten Corona-Sommer trägt eine Impfung bei

    Gastronom Britsch sieht das nicht so. Die Unbeschwertheit, die Lebensfreude ist wieder da, sagt er. Sein Kollege Christian Bär dagegen klingt da weitaus skeptischer. Bär führt im oberbayerischen Murnau am Staffelsee das Fünf-Sterne-Hotel Alpenhof. Seine Besucher kommen zu ihm, um zu wandern, zu radeln, Wellness zu machen, gut zu essen und eben das zu genießen, was einen erholsamen Sommerurlaub ausmacht. Doch

    Dass in diesem Sommer keine Unbekümmertheit aufkommen könne, liege erstens an der Maskenpflicht. „Die Mitarbeiter schwitzen und schnaufen unter den Masken. Sie können irgendwann auch einfach nicht mehr.“ Das sorge für eine angespannte Stimmung und im sommerheißen Außenbereich sei die Verhältnismäßigkeit für das Tragen der Masken nicht mehr gegeben, findet Bär. „Wir alle brauchen mehr Pausen, um Luft zu holen. Das nervt, kostet Zeit und raubt uns unserer Leistungsfähigkeit.“

    Viel schlimmer ist für Christian Bär aber ein ganz anderer Punkt: „Unsere Branche lebt von der Freundlichkeit, der Gastfreundschaft“, sagt er. „Doch die Masken rauben unserer Gesellschaft das Lächeln. Wie soll man da unbeschwert Urlaub machen? Corona hat der Branche einen Teil der Seele geraubt. Der deutsche Tourismus ist einfach nicht mehr das, was er früher war.“

    Doch Christian Bär ist es wichtig, auch das Positive zu betonen. „Die Gäste zum Beispiel sind wahnsinnig nett, verantwortungsvoll und haben viel Verständnis. Doch wie nachhaltig das ist, wird sich erst nächste Saison zeigen“, fragt sich Bär. „Dann wird sich herausstellen, wie sehr sie ihren Urlaub genießen konnten, ob sie sich gerne daran erinnern und dann auch wieder kommen.“

    "Nichts wäre schlimmer, als wieder als irrelevant zu gelten"

    Nichts sehnlicher wünscht sich Bär, als bald wieder seinen Gästen ein Lächeln zu schenken. Doch ob das in den nächsten Wochen wieder möglich sein wird, ist ungewiss. Das weiß auch der Unternehmer aus Oberbayern. „Ich schaue mit Sorge in Richtung Herbst. Nichts wäre für mich schlimmer, als wenn wieder Beschränkungen kommen und unsere Branche wieder als irrelevant gilt. Nach dem Motto: Euch braucht man am wenigsten.“ Ähnlich sehen es auch die Augsburger Zoo-Chefin und Thermen-Chef Jörg Wund: „Für uns stellt sich die große Frage“, sagt er, „mit welchen Auflagen die Politik versuchen wird, die vierte Welle niedrig zu halten.“

    Auch Gastronom Johann Britsch aus Neu-Ulm ist nicht sorgenfrei, was die kommenden Wochen und Monate angeht. „Die unsicheren Aussichten, die fehlende Planungssicherheit. Das drückt ganz schön auf die Stimmung.“ Sein Betrieb habe jetzt schon so viele Buchungsanfragen für Feste und Feiern für die Weihnachtszeit wie noch nie zuvor. „Wenn tatsächlich wieder Corona-Beschränkungen kommen würden, dann würde mich das menschlich ganz schön umhauen.“ Hotelier Christian Bär geht es ganz genauso. „Wir schauen mit Demut und Respekt auf das, was uns erwartet.“

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