Die EU hat einen neuen, angepassten Corona-Impfstoff zugelassen. Um welches Vakzin handelt es sich konkret?
Die EU-Kommission hat grünes Licht für einen weiterentwickelten Impfstoff von Biontech/Pfizer gegeben, der an die Omikron-Sublinie XBB.1.5 angepasst ist. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte den Impfstoff zuvor bereits genehmigt.
Wann wird der angepasste Impfstoff in Bayern zur Verfügung stehen?
Das Präparat stünde laut Herstellerangaben sofort nach der Zulassung für den Versand bereit, erklärt ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums. Dem Bundesgesundheitsministerium zufolge ist der Impfstoff ab 18. September in den Praxen erhältlich. Weitere an XBB.1.5 angepasste Vakzine der Hersteller Moderna und Novavax sollen – vorbehaltlich der Zulassung – rechtzeitig für die Impfsaison im Herbst zur Verfügung stehen, sagt der Ministeriumssprecher aus München.
Wie viele Dosen werden nach Bayern geliefert?
Genaue Zahlen gibt es nicht. Denn seit dem Übergang der Covid-19-Impfungen in die Regelversorgung liege die Verantwortung für die Durchführung der Impfungen bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. "Diese können den Impfstoff dann je nach Bedarf bei den Apotheken bestellen, die Anlieferung des Impfstoffs erfolgt über die Apotheken", heißt es aus dem bayerischen Gesundheitsministerium. Dem Bund zufolge sollen für Impfungen in diesem Herbst und Winter in Deutschland rund 14 Millionen Dosen zur Verfügung stehen.
Wie groß ist deren Schutzwirkung vor den neuen Virus-Varianten?
Immunitätsdaten würden zeigen, dass sich "die Antikörper-Antwort durch einen Booster mit der XBB.1.5-angepassten Impfung noch einmal verbreitert", erklärt Professor Dr. Leif Erik Sander, Direktor der Abteilung für Infektiologie an der Charité in Berlin, vor Kurzem in einem Pressegespräch. Sander zufolge wirkt der Impfstoff auch bei der derzeit grassierenden Eris-Variante, ebenfalls eine XBB-Sublinie.
Werden auch noch die alten Impfstoffe verwendet?
Auch die bisherigen Impfstoffe können dem Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums zufolge noch verwendet werden. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfehle aber für weitere Auffrischungsimpfungen präferenziell die angepassten Impfstoffe. Dies schließe sowohl die neuen an die XBB-Variante angepassten mRNA-Impfstoffe aber auch die bereits seit längerem zugelassenen Präparate gegen die Omikron BA.1- und Omikron BA.4/5-Variante ein.
Für wen wird eine (erneute) Impfung empfohlen?
Gesunde Menschen zwischen 18 und 59 Jahren sollen der Empfehlung der Stiko zufolge eine Basis-Immunität haben. Diese besteht aus drei immunologischen Ereignissen, davon mindestens zwei Impfungen. Das bedeutet: Drei Impfungen oder zwei Impfungen plus eine Infektion. Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranken ab sechs Monaten, Bewohnerinnen und Bewohnern in Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie Beschäftigten im Gesundheitsbereich wird darüber hinaus eine regelmäßige – Stand jetzt jährliche – Auffrischungsimpfung empfohlen. Für gesunde Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre gibt es keine Impf-Empfehlung.
Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Booster-Impfung?
Der Stiko zufolge im Herbst. Dabei sollten allerdings seit der letzten Corona-Impfung mindestens zwölf Monate vergangen sein. Wer jetzt im Sommer eine Covid-19-Infektion hatte, für den sei eine Impfung im Herbst wohl nicht unbedingt nötig, erklärt Infektiologe Sander.
Kann man sich gleichzeitig gegen Covid-19 und gegen Grippe impfen lassen?
Ja, das ist möglich. "Wenn eine Indikation für eine Impfung gegen Covid-19 und Influenza besteht, kann laut Stiko am selben Termin auch gegen Influenza geimpft werden", erklärt der Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums. Kombinationsimpfstoffe gegen Corona und Influenza befänden sich zwar in Entwicklung, würden jedoch aller Voraussicht nach für diesen Herbst und Winter noch nicht zur Verfügung stehen.
Wo kann man sich außer beim Arzt noch impfen lassen?
Personen ab zwölf Jahren können sich auch in Apotheken impfen lassen. Die Apotheken, die das anbieten, müssten zuvor eine spezielle Schulung durchlaufen, sagt Thomas Metz, Sprecher des Bayerischen Apothekerverbandes. In wie vielen Apotheken im Freistaat eine Corona-Impfung möglich ist, könne er aber nicht sagen, eine zentrale Erfassung gebe es nicht. Wer wissen möchte, in welcher Apotheke in seiner Umgebung eine Impfung durchgeführt wird, kann sich online auf www.mein-apothekenmanager.de informieren.
Gibt es Daten, dass eine Impfung das Risiko, an Post-Covid zu erkranken, verringert?
Infektiologe Sander zufolge gibt es Studien, die zeigen, dass das Post-Covid-Risiko bei geimpften Personen niedriger sei. Um wie viel genau, sei aber schwer zu sagen. Zudem verringere eine Impfung die Gefahr, nach einer Infektion einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
Im Vorfeld wurde gefordert, dass es den neuen Impfstoff in Einzeldosen geben soll. Welche Vorteile hätte das?
Der Vorteil wäre, dass weniger Impfstoff verworfen würde. Bisher war es so, dass ein Fläschchen für sechs Impfungen verwendet wurde. Das Problem dabei: Geöffnet ist das Vakzin nur sehr begrenzt haltbar. "Man musste also schauen, dass man es schnell verimpft", sagt Metz vom Apothekerverband. Mit Einzeldosen sei man deutlich flexibler. Wie viele Dosen von den Apotheken bestellt würden, müsse man jetzt abwarten. "Es ist noch nicht absehbar, wie die Nachfrage sein wird", sagt Metz. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat die Impfstoffhersteller aufgefordert, die Covid-19-Impfstoffe rasch in Einzeldosen anzubieten. "Für die Arztpraxen und Apotheken ist es ein erheblicher Aufwand, die Impfungen mit den aktuell verfügbaren Impfdosen mit sechs enthaltenen Impfungen so zu organisieren, dass möglichst wenig Impfstoff verfällt."