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Corona: Covid-19-Impfung: Stiko empfiehlt keine Corona-Impfung mehr für Kinder

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Covid-19-Impfung: Stiko empfiehlt keine Corona-Impfung mehr für Kinder

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    In Deutschland wurden rund 200 Millionen Covid-19-Impfdosen verabreicht.
    In Deutschland wurden rund 200 Millionen Covid-19-Impfdosen verabreicht. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Irgendwann blickte keiner mehr so recht durch, für wen denn nun wie viele Impfungen gegen Covid-19 empfohlen werden. Ganze 25 Aktualisierungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) gab es. Damit ist nun Schluss. Die am Robert-Koch-Institut angesiedelte Expertengruppe hat eine Standard-Impfempfehlung erstellt, die die regelmäßigen Neuauflagen ablösen und langfristig gelten soll – so, wie das bei anderen

    Die Eckpunkte der Empfehlung sehen so aus: Gesunde Menschen zwischen 18 und 59 Jahren sollen eine Basis-Immunität haben. Diese besteht der Stiko zufolge aus drei immunologischen Ereignissen, davon mindestens zwei Impfungen. Das bedeutet: Drei Impfungen oder zwei Impfungen plus eine Infektion. Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranken ab sechs Monaten, Bewohnerinnen und Bewohnern in Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie Beschäftigten im Gesundheitsbereich wird darüber hinaus eine regelmäßige – Stand jetzt jährliche – Auffrischungsimpfung empfohlen. Für gesunde Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre gibt es keine Impf-Empfehlung mehr. Bisher riet die Stiko gesunden Fünf- bis Elfjährigen zu einer Corona-Impfstoffdosis, Zwölf- bis 17-Jährigen zu einer Grundimmunisierung plus Auffrischimpfung.

    Stiko-Mitglied Bogdan: "Wir wollen nicht ständig separate Empfehlungen rausgeben"

    „Mittlerweile haben wir eine gewisse Menge an Wissen, was uns erlaubt, die Lage mittel- und längerfristig einzuschätzen“, sagt Professor Dr. Christian Bogdan, Mitglied der Stiko und Direktor des Instituts für Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene am Universitätsklinikum Erlangen, in einem Pressegespräch. Zudem habe sich SARS-CoV-2 nicht so entwickelt, dass die Varianten immer gefährlicher geworden seien. „Ganz im Gegenteil“, sagt Bogdan. Die Varianten seien zwar hochinfektiös, führten aber meist nicht zu einem sehr schweren Verlauf. Hinzu komme die veränderte Immunitätslage in der Bevölkerung. „Es wurden in Deutschland knapp 200 Millionen Impfdosen verabreicht, dazu kommen die durchgemachten Infektionen.“ Die Situation könne deswegen neu bewertet werden. „Wir wollen nicht permanent separate Empfehlungen rausgeben. Die Covid-19-Impfung wird in den normalen Impfkanon implementiert.“ 

    Dass gesunden Erwachsenen ohne Vorerkrankungen kein jährlicher Booster empfohlen wird, sei nur folgerichtig, fährt Bogdan fort. „Die Covid-Impfung dient primär dazu, schwere Verläufe zu verhindern.“ Man müsse sich davon lösen, „dass wir durch eine Covid-19-Impfung quasi harmlose Atemwegsinfekte verhindern können“, sagt Bogdan. „Das erfüllen diese Impfstoffe bisher nicht.“

    Debatte um weggefallene Covid-Impf-Empfehlung für Kinder und Jugendliche

    Professor Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie und Leiter des Forschungsbereichs Immunologie am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, begrüßt, dass nun eine generelle Impfempfehlung komme, die sehr übersichtlich sei. Ihm sei klar, dass gerade der Wegfall der Empfehlung für unter 18-Jährige für Diskussionen sorgen werde. „Wichtig ist der Zusatz, dass die Stiko kein erhöhtes Risiko in der Impfung sieht. Denn einige Ärzte leiten aus einer fehlenden Stiko-Empfehlung manchmal ab, dass man nicht impfen darf, weil es zu gefährlich sei.“ Im Beschluss der Stiko sei aber klargestellt, dass das Risiko der Impfung für Kinder und Jugendliche extrem gering sei. „Aber eben auch das Risiko der Infektion. Deshalb ist die Kosten-Nutzen-Rechnung bei der Impfung nicht gegeben und deswegen gibt es keine Empfehlung“, sagt Watzl. Es gebe aber auch „keine klare Aussage, dass man die Kinder nicht impfen soll.“

    Die neue Empfehlung, fährt Watzl fort, stehe unter der Prämisse, dass das Virus im Herbst "ähnlich harmlos" sei wie die aktuelle Variante. Ob die Impfstoffe wie bei der Grippe ständig angepasst werden müssten, sei schwer vorhersehbar. Man habe die angepassten Impfstoffe entwickelt, weil der Sprung zu Omikron so groß war. „Ob sich in Zukunft noch einmal ein so großer Schritt zeigen wird, da kann man nur spekulieren.“ Was ebenfalls unklar ist: ob Risikogruppen auf Dauer einmal jährlich geboostert werden sollen. Möglicherweise, so Watzl, könne man irgendwann vom jährlichen Schema abkommen, falls sich zeige, dass der Schutz auch länger anhalte.

    Post-Vac-Debatte hat Entscheidung der Stiko nicht beeinflusst

    Die aktuelle Debatte um das Post-Vac-Syndrom - also gesundheitliche Beschwerden nach einer Impfung - habe die Entscheidung der Impfkommission nicht beeinflusst, erklärt Stiko-Mitglied Bogdan. "Post Vac ist eine Komplikation, die wir ernst nehmen", sagt er. Man dürfe dabei aber nicht vergessen, dass in Deutschland innerhalb kürzester Zeit rund 200 Millionen Dosen verimpft wurden. "Das heißt: Es ist automatisch unvermeidbar gewesen, dass eine Impfung zeitlich zusammenfällt mit dem Auftreten eines klinischen Beschwerdebildes." Wenn man das statistisch durchrechne, dann seien dabei eben auch "Dinge zusammengefallen, die nicht kausal, nicht ursächlich verknüpft sind". Man müsse jetzt herausfinden, in welchen Fällen die Impfung die Ursache war. "Es wird Menschen geben, bei denen die Impfung tatsächlich zu einem Problem geführt hat. Und es wird umgekehrt Menschen geben, wo das eine mit dem anderen nichts zu tun hat." 

    Insgesamt seien die Impfstoffe als sehr sicher zu bezeichnen, fährt Bogdan fort. "Aber es ist bei einer großen Anzahl an Impfungen aus immunologischen Gründen unvermeidbar, dass es Menschen gibt, die eine fehlgeleitete Immunreaktion zeigen." Das sei allerdings die große Minderheit, die man in Relation zu der hohen Zahl der Menschen setzen müsse, die von der Impfung profitiert hätten.

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