Die Cannabis-Legalisierung in Deutschland kommt. Ab dem 1. April 2024 ist der Kauf und Besitz zu Genusszwecken unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Einen flächendeckenden Verkauf von Cannabis in lizenzierten Läden soll es vorerst nicht geben. Außerdem sollen Konsumenten in sogenannten Cannabis-Social-Clubs Anbau betreiben und sich selbst und die Mitglieder des Clubs mit Cannabis versorgen können. Und pro Person sollen auch drei Pflanzen zu Hause für den Eigenanbau erlaubt werden.
Doch die Kritik an der Legalisierung, die von der EU bereits deutlich eingeschränkt wurden, reißt nicht ab. Besonders Bayern sieht das Thema kritisch und verweist auf die Gefahren der Droge. Diese sehen Kritiker vor allem in den gesundheitlichen Folgen wie Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen sowie der psychischen Gesundheit der Konsumenten. Letzterer Punkt scheint eine neue Studie aus Dänemark noch einmal zu stützen. Die Studie stellte zudem fest, dass Männer bei hohem Cannabiskonsum ein besonders hohes Risiko für eine bestimmte Erkrankung zu haben scheinen.
Cannabis: Neue Studie - Starker Konsum soll diese Krankheit verstärkt in Männern auslösen
Ihre Erkenntnisse haben die Forscher um Carsten Hjorthøj von der Uniklinik Kopenhagen jüngst in einem Bericht im Fachblatt "Psychological Medicine" veröffentlicht. Darin enthüllen die Forscher einen großen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Cannabis und Schizophrenie-Erkrankungen. Laut der Studie dürften bis zu 30 Prozent aller Schizophrenie-Fälle bei jungen Männern auf problematischen Cannabis-Konsum zurückgehen.
Bisherige Studien hatten bereits gezeigt, dass Cannabiskonsumstörungen mit schweren psychischen Erkrankungen einhergehen können, beispielsweise mit einer Schizophrenie - das gilt für Männer genauso wie für Frauen. Laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hätten die Forscher nun untersucht, für wen das Risiko zu erkranken, am höchsten ist.
Die Analyse zeigt, dass 15 Prozent aller Schizophrenien bei Männern in Dänemark im Jahr 2021 ohne Cannabiskonsumstörungen (CUS) hätten vermieden werden können. Bei den Frauen waren es vier Prozent. Besonders hoch war der Anteil mit bis zu 30 Prozent bei den jüngeren Männern im Alter von 21 bis 30 Jahren. CUS seien demnach ein wichtiger Risikofaktor für die Krankheit Schizophrenie, schlussfolgerten die Forscher.
Hohes Risiko für Schizophrenie
Für ihre Analyse hatten die Wissenschaftler Daten von mehr als 6,9 Millionen Männern und Frauen aus den dänischen Gesundheitsregistern gesammelt. Bei rund 45.300 dieser Menschen war eine Schizophrenie diagnostiziert worden. Anschließend prüften die Wissenschaftler, bei welchen Personen in den verschiedenen Geschlechts- und Altersgruppen außerdem Cannabiskonsumstörungen bekannt waren und schätzten dann den Anteil aller Schizophreniefälle, bei denen es einen Zusammenhang zu einer solchen Störung gibt.
Für die Betroffenen von Schizophrenie beginnt in vielen Fällen ein langer Leidensweg: "Die Schizophrenie gehört zu schwersten psychiatrischen Erkrankungen, weil sie mit einer stark verminderten Lebensqualität, einer hohen Behandlungsbedürftigkeit, Unselbständigkeit und einer starken Einschränkung gesellschaftlicher Teilhabe verbunden ist", erklärte Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Uni-Klinikum Eppendorf in Hamburg, gegenüber der dpa. Die Studie aus Dänemark lasse sich auch auf Deutschland übertragen.
Cannabis-Konsum: Was ist Schizophrenie?
Der Begriff "Schizophrenie" stammt von dem Schweizer Psychiater Eugen Bleuler. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet "gespaltenes Bewusstsein". Mit der multiplen Persönlichkeitsstörung, wie in der Bevölkerung häufig angenommen, hat Schizophrenie laut dem Gesundheitsmonitoring des Robert Koch-Instituts zunächst nichts zu tun.
Laut dem Robert Koch-Institut handelt es sich bei der Schizophrenie um eine sehr schwere, psychische Erkrankung, die "durch zeitweilige, fundamentale Störungen des Denkens, der Wahrnehmung und des Erlebens mit Beeinträchtigungen bis hin zum Verlust des Realitätsbezugs" gekennzeichnet ist. Weltweit betrifft sie laut RKI etwa ein Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben, zumeist aber in jungen Jahren zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr.
Zu den Symptomen zählen unter anderem:
- Konzentrationsstörungen
- Wahn (z.B. Kontrollwahn, Beeinflussungswahn)
- Gedankenabreißen
- Halluzinationen
- "Gedankeneingebung" (Empfinden, das eigene Gedanken von außen eingegeben werden) oder auch "Gedankenlautwerden" (Empfinden, dass eigene Gedanken laut zu hören sind), "Gedankenentzug" (Empfinden, dass ein übersinnliches Wesen oder eine Organisation die eigenen Gedanken raubt)
- Apathie
- Affekt, Depressionen, Anhedonie (hat oft sozialen Rückzug zur Folge)
Übrigens: Deutschland ist nicht das einzige Land, in dem Cannabis legalisiert ist oder legalisiert werden soll. Außerdem soll in Deutschland die Cannabis-Menge für den Eigenbedarf klar geregelt werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Cannabis-Reform haben wir noch einmal für Sie zusammengefasst.