Enrico Maaßen mochte nicht von einem Meilenstein sprechen. "Das wäre zu hoch gegriffen", meinte der 38 Jahre alte Trainer des FC Augsburg. Doch der nach vielen Widerständen von seiner Mannschaft erzwungene Last-Minute-Erfolg beim 1:0 im äußerst zähen Kampfspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim könnte genau das gewesen sein - ein Augsburger Meilenstein für das Ziel eines 13. Jahres in der Fußball-Bundesliga.
Maaßen stimmte am Freitagabend allerdings eine Hymne auf seine Mannschaft an, die sich auch von zwei nach Videobeweis aberkannten Toren nicht beirren ließ und den nächsten Heimsieg in einem Flutlichtspiel mit Leidenschaft und einem Quäntchen Glück erzwang. "Das Tor am Ende war sicherlich eine absolute Willensleistung, gefühlt mit sechs Spielern auf der Linie, die alle den Ball rüber drücken wollten. Das zeigt auch den Geist meiner Mannschaft", sagte Maaßen. Das dritte FCA-Tor an diesem Abend zählte endlich - das Stadion kochte.
Der Spieler, der den Ball nach einem scharf geschlagenen Eckball von Arne Engels und der Verlängerung von Kapitän Jeffrey Gouweleeuw über die Linie drückte, war Fredrik Jensen. Der Däne stach als Joker. "Es war mein Job, am zweiten Pfosten zu sein", erzählte Jensen, der das Augsburger Happy-End im Telegrammstil zusammenfasste. "1:0 gewonnen, Tor gemacht, drei Punkte, Freitagabend, alles gut." Die WWK Arena ist plötzlich eine Festung.
"Dreimal 1:0 zu Hause - Chapeau!", sagte Manager Stefan Reuter zu den Siegen gegen Gladbach, Leverkusen und nun Hoffenheim. Reuter und Maaßen hoben unisono hervor: "Es war auch mal wichtig, gegen einen direkten Tabellennachbarn zu gewinnen." Der Vorsprung auf die in den Abstiegssog geratenen Hoffenheimer hat sich auf fünf Punkte erhöht.
Ein Schlüssel bei der positiven Entwicklung 2023 war das intensive Winter-Shopping des FCA. Gegen Hoffenheim standen in Engels, Renato Veiga und Kelvin Yeboah gleich drei der insgesamt sieben Neuen in der Startformation. Dion Beljo wurde eingewechselt. "Wir haben hungrige Spieler dazu geholt und Spielertypen, die wir so nicht im Kader hatten", sagte Maaßen. Die Neuzugänge brächten Frische und Tempo in den Kader, seien zudem sehr verschiedene Spielertypen, bemerkte Manager Reuter. Der Trainer habe durch die neuen Spieler "mehr Möglichkeiten, zu variieren und nachzulegen".
Nachlegen war auch am Freitagabend sofort ein Thema. "Wir müssen auch auswärts punkten", mahnte Torwart Rafal Gikiewicz. "Wir brauchen Minimum noch 12, 13 Punkte", lautet seine Rechnung für den Klassenverbleib. 24 Zähler haben die Augsburg nach 21 Spieltagen. Maaßen sagte es so: "Jetzt dürfen wir nicht die Füße hochlegen."
(Klaus Bergmann, dpa)