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Bücherstreit: Worauf gründen die Rassismusvorwürfe gegen Monika Gruber?

Bücherstreit

Worauf gründen die Rassismusvorwürfe gegen Monika Gruber?

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    Monika Gruber zieht in ihrem neuen Buch über eine Bloggerin her.
    Monika Gruber zieht in ihrem neuen Buch über eine Bloggerin her. Foto: Ralf Lienert (Archivbild)

    Man hätte vielleicht ahnen können, dass so etwas passiert. Explizit hat Bayerns beliebteste Kabarettistin Monika Gruber nämlich einen Warnhinweis auf die Umschlaghülle ihres neuen Buches „Willkommen im falschen Film“ (Piper-Verlag) drucken lassen: „Dieses Buch enthält explizite Schilderungen politischer, gesellschaftlicher und zwischenmenschlicher Blödheit“, heißt es da. Die Inhalte könnten belastend, traumatisierend oder verstörend auf politisch korrekte Menschen wirken.

    Nun kam es, wie es kommen musste. Die Bloggerin Roma Maria Mukherjee wirft der gewohnt scharfzüngigen Bayerin rassistische, ehrverletzende und falsche Behauptungen vor. Sie selbst hatte auf der Plattform X, früher Twitter, gewarnt, dass rechtsextreme Frauen Hobbykurse für Handarbeiten unterwandern würden, beispielsweise beim Stricken. 

    Gruber lästert über den Namen der Bloggerin

    Gruber wiederum macht sich darüber lustig und schreibt in ihrem Buch auf Seite 72, dass der Post der namentlich genannten Influencerin „Schwurbelgut“ sei. Ironisch fragt sie, woran man denn rechtsextreme Strickerinnen erkenne? „Haben diese Frauen womöglich acht oder gar 33 (!) Kinder, für die sie nur braune Pullover, Schals in AfD-Blau oder gar schafswollene SS-Uniformen stricken?“ In diesem Ton geht es weiter: „Stricken die nur rechte Maschen und brüllen sie beim Eintreten in die Strickstube ‚Strick heil‘?“ 

    Gruber kommt zu dem Schluss, dass die Aussagen der Bloggerin „Schwachsinn“ seien und die Verfasserin des Posts selbst eine „Tugendwächterin“, die sie aufgrund ihres Namens eher beim Shakren-Turnen oder einem veganen Urschrei-Seminar verortet hätte. Mukherjee empfindet die Passage als beleidigend, rassistisch und ehrverletzend. Kritik übt sie auch an der Frage, die im Buch gestellt wird: „Heißt Roma Maria Mukherjee vielleicht im wahren Leben doch bloß ‚Maria Müller‘ und hat sich kurzerhand umbenannt, da beides – sowohl Vor- als auch Nachname – schwer nach ‚Bund deutscher Mädel‘ klingt? Das allerdings wäre dann natürlich eine illegitime kulturelle Aneignung.“

    Monika Gruber bei der von ihr mitorganisierten Demo „Stoppt die Heizungsideologie“.
    Monika Gruber bei der von ihr mitorganisierten Demo „Stoppt die Heizungsideologie“. Foto: Matthias Balk, dpa

    Nun ist Monika Gruber, die aus Tittenkofen, einem Gemeindeteil der Gemeinde Fraunberg im Landkreis Erding stammt, für ihre süffige Sprache bekannt und bei ihrem Publikum dafür auch geschätzt. Und es ist auch nicht die einzige Passage in den 223 Seiten, bei der die Autoren in die Vollen gehen. Denn Gruber und ihr Co-Autor Andreas Hockl lästern über Gender-Irrsinn, Habecks Heizungsgesetz, Cancel Culture bei Faschingsverkleidungen und viele andere gesellschaftliche und politische Themen.

    Es ist auch nicht das erste Mal, dass die Schauspielerin öffentlich aneckt. Im vergangenen Sommer hat sie zusammen mit anderen eine Großdemonstration gegen die „Heizungsideologie“ veranstaltet. 13.000 Teilnehmer gingen in Erding auf die Straße. Die „breite Mitte der Gesellschaft“, so beschrieb Monika Gruber die Demonstranten.

    Aiwangers verhängnisvoller Satz fiel auf der Gruber-Demo

    Weil aber zahlreiche AfD-Anhänger, Rechtspopulisten und Verschwörungsideologen zu der Veranstaltung kamen, gab es auch öffentliche Missbilligung. Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger sagte zudem den später kritisierten Satz: „Jetzt ist der Punkt erreicht, wo die große schweigende Mehrheit sich die Demokratie zurückholen muss und denen in Berlin sagt: Ihr habt ja wohl den Arsch offen da oben.“

    Aiwanger selbst geriet in den Medien und der Politik für diese Aussage ins Kreuzfeuer. Auch Gruber, die angekündigt hat, sich von der Bühne zurückzuziehen, war von dem darauf einsetzenden Shitstorm überrascht. Im Interview mit unserer Redaktion sagte sie vor einigen Wochen: „Ich war über das Bashing hinterher regelrecht schockiert. Dabei habe ich nur von meinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht.“ Diese politisch überkorrekten Menschen seien das neue Spießertum. „Wir müssen aber wieder dahin, auch mal einen flockigen Witz machen zu können, mit dem Risiko zu überziehen“, so Gruber. 

    Hubert Aiwanger forderte in Erding, die Mehrheit müsse sich „die Demokratie zurückholen“.
    Hubert Aiwanger forderte in Erding, die Mehrheit müsse sich „die Demokratie zurückholen“. Foto: dpa

    Zu dem aktuellen Thema hält sie sich bisher bedeckt. Auf Anfrage unserer Redaktion bei ihr nach einem Statement antwortet eine Sprecherin des Piper-Verlags: „Bitte haben Sie Verständnis, dass sie derzeit nicht für Äußerungen zur Verfügung steht.“ Vom Verlag liegt indes eine kurze Stellungnahme vor: „Der Piper-Verlag steht in all seinen Programmen für Meinungsvielfalt und Toleranz. Die bekannte Kabarettistin Monika Gruber hat in ihrem zusammen mit dem Journalisten Andreas Hock verfassten Buch einen öffentlichen Tweet satirisch thematisiert. Gleichwohl hatten weder die Autoren noch der Verlag die Absicht, jemanden persönlich zu verletzen. Wir werden daher die entsprechende Passage für die nächste Auflage anpassen.“ 

    Das Verlagsstatement und die Passagenänderung würden im Einverständnis und Abstimmung mit den Autoren vorgenommen, hierzu sei man noch im Austausch.

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