Die Gemeinde kommt nicht zur Ruhe. Die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Blaichach arbeiten am Limit, die Menschen sind in Aufruhr und die Polizei sucht weiter fieberhaft nach den mutmaßlichen Brandstiftern der Feuerserie. Der jüngste Brand am vergangenen Donnerstag kurz vor Mitternacht an einem Holzlager unweit der Hauptstraße (Sonthofener Straße) war der neunte innerhalb von 14 Tagen.
Polizei über Blaichach: „Wissen, dass die Unsicherheit wächst“
Das Unheimliche an dieser unrühmlichen Serie: Die Frequenz nimmt zu, ein Ende scheint nicht in Sicht. „Wir wissen, dass das Unwohlsein und das subjektive Unsicherheitsgefühl der Menschen wachsen, je näher die Vorfälle an Gebäude heranrücken“, sagt Polizeisprecher Christian Lindstedt. „Wir arbeiten mit extremem Hochdruck, um die Täter zu ermitteln.“ Bisher erfolglos – und das treibt auch die Menschen in der 5800-Einwohner-Gemeinde um.
Blaichacher über Feuer-Serie: „Das Ganze wird bedrohlicher“
Für den 53-jährigen Christoph Lutz ist es nicht zuletzt die Enge des Gebiets, in dem die Brandanschläge passieren, das die Menschen besorgt. „Die Themen und Probleme werden immer beunruhigender, je näher sie an den eigenen Lebensmittelpunkt heranrücken“, sagt der Blaichacher. „Wenn sie weiter entfernt passieren, bleiben sie zwar im Gedächtnis. Aber sobald es die unmittelbare Nachbarschaft betrifft, macht es das Ganze bedeutungsvoller und viel bedrohlicher.“
Das bestätigt ein 34-jähriger Familienvater aus Blaichach, der aus Angst um seine Familie und aus Sorge um sein Hab und Gut ebenso anonym bleiben möchte. „Inzwischen wird man unglaublich misstrauisch, traut sich kaum mehr aus dem Haus und man kann überhaupt nicht mehr einschätzen, wie gefährlich die Lage genau ist“, sagt der Oberallgäuer. „Hier werden langsam alle verrückt, weil man jedes potenzielle Ziel vermeiden will.“
Ist es Rache, Geltungssucht oder verletzte Eitelkeit? Blaichacher kann nur rätseln
Diese Dimension ist es auch, die Hannes Manz am meisten besorgt. „Wenn jemand zu diesen Schritten greift, hat er ein Problem, das für normale Bürger nicht zu greifen ist. Ist es Rache, Geltungssucht oder verletzte Eitelkeit. Aus welchen Gründen auch immer man so etwas macht, das kann man mit normalem Denken nicht begreifen.“ Christoph Lutz (53) ist der Überzeugung, dass „die Täter nicht wissen, welchen Schaden sie anrichten können, dass sie das Ausmaß gar nicht abschätzen können. Das aber macht die gesamte Lage noch viel bedrohlicher.“
Eine wachsende Bedrohung, die für die befragten Blaichacher, trotz der „spürbar gestiegenen Polizeipräsenz in der Gemeinde“, zunehmend realer wird. „Die Polizei wird ihre Arbeit schon machen, deshalb darf man nicht durchdrehen. Aber mein höchster Respekt gilt der Feuerwehr“, sagt Hannes Manz. „Sie arbeiten alle freiwillig – und das unter höchster Belastung – haben Familien, haben Jobs und wissen nie, wann der nächste Alarm losgeht. Es bleibt zu hoffen, dass der ganze Irrsinn endlich endet.“
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