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Blei-Krise in Unterjoch: Landtag nimmt Wasserverschmutzung ins Visier

Trinkwasserskandal

Blei im Blut: Landtags-Ausschuss will den Wasserskandal von Unterjoch klären

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    Im Trinkwasser von Unterjoch wurde teilweise eine deutlich überhöhte Bleikonzentration festgestellt. Damit nicht genug, wurde sogar im Blut der Bürger Blei nachgewiesen.
    Im Trinkwasser von Unterjoch wurde teilweise eine deutlich überhöhte Bleikonzentration festgestellt. Damit nicht genug, wurde sogar im Blut der Bürger Blei nachgewiesen. Foto: Benjamin Liss

    Das 400-Einwohner-Dorf Unterjoch im Allgäu: Der Ortsteil von Bad Hindelang ist bekannt für Tourismus, heile Natur und einen bayerischen Minister. Doch nichts von dem wird die Mitglieder des Umweltausschusses des bayerischen Landtages ins Allgäu führen. Die Politikerinnen und Politiker wollen vielmehr wissen, warum die Gemeinde Bad Hindelang lange nichts unternommen hat, um die Bewohner von Unterjoch vor verschmutztem Wasser zu schützen, das unter anderem erhöhte Bleiwerte aufwies. So viel ist jetzt schon klar: Das könnte ein unangenehmer Besuch werden. Dennoch sagt Bad Hindelangs Bürgermeisterin Sabine Rödel: „Ich begrüße ihn sehr.“

    Die Vorgeschichte beginnt 2018, als Unterjoch an die Wasserversorgung von Bad Hindelang angeschlossen wurde. Seitdem, so schilderten es Anwohnerinnen am Donnerstag in München, sei immer wieder dreckiges Wasser aus den Leitungen gekommen. „Die Farbe reichte von naturtrüb bis Multivitaminsaft-rostrot,“ berichtet eine Frau. Auf Beschwerden hin habe die für die Wasserversorgung zuständige Gemeinde nichts unternommen.

    Schon in sehr niedrigen Mengen ist Blei gesundheitsgefährdend

    Erst für den August 2023 ist eine Untersuchung des Wassers aktenkundig. Diese ergab unter anderem eine erhöhte Bleikonzentration. Teilweise waren die Grenzwerte um ein Mehrfaches überschritten. Die Unterjocher, die das Wasser schluckten, erfuhren davon aber nichts. Die Sache mit den Bleiwerten kam erst heraus, als sich im Winter das Gesundheitsamt einschaltete, das nach Beschwerden von Bürgern hellhörig geworden war. Unter dessen Aufsicht wurde laut Aktenlage begonnen, das Wassernetz in Unterjoch zu sanieren. Dennoch kommt nach Auskunft der Anwohner gelegentlich noch trübes Wasser aus den Leitungen. Mineralwasser aus dem Supermarkt hat noch immer Hochkonjunktur - was die Menschen aber viel mehr beunruhigt, ist etwas anderes. Viele von ihnen haben ihr Blut untersuchen lassen, immer wieder wurden dabei erhöhte Bleiwerte festgestellt. Blei ist nach Auskunft des Umweltbundesamtes schon „in sehr niedrigen Aufnahmemengen gesundheitsgefährdend“. Ins Trinkwasser gelangt Blei oft über alte Leitungen, die inzwischen verboten sind.

    Bad Hindelangs Bürgermeisterin Sabine Rödel betonte gegenüber unserer Redaktion, dass die erhöhten Bleiwerte im Wasser schon lange kein Thema mehr seien. Aufgetreten seien sie in einzelnen Hausanschlüssen. Die Gemeinde habe auf Anraten eines Fachbüros Stichleitungen erneuert und Hydranten gespült, auch von Verfärbungen des Wassers habe sie schon länger nichts mehr gehört, so Rödel. Dass die Bürger im Sommer 2023 nicht über die erhöhten Bleiwerte informiert worden waren, räumt Rödel ein. Für dieses Versäumnis habe sie sich schon mehrfach entschuldigt, „das tut mir furchtbar leid“. Rödel bestätigte, dass es nach Anschluss an die Wasserversorgung Beschwerden über Verfärbungen gegeben habe. Damals hätten ihr Experten aber erklärt, dass diese Verfärbungen bei einer derartigen Umstellung normal seien. Den Besuch des Umweltausschusses, der noch vor der Sommerpause stattfinden könnte, bezeichnete sie als Chance, um einen komplizierten Sachverhalt in Ruhe zu erörtern.

    Ausschussvorsitzender sieht deutlichen Aufklärungsbedarf

    Am Donnerstag ließ Ausschuss-Vorsitzender Alexander Flierl (CSU) deutlich durchblicken, dass die Parlamentarier viele Fragen haben werden. „Da besteht noch deutlicher Aufklärungsbedarf.“ Flierl sprach von „massiven Defiziten, die bei der Kommune verortet sind“. Nicht nachvollziehbar sei für ihn, dass die Gemeinde Bad Hindelang so spät reagiert und informiert habe. Das stelle sich ihm die Frage: „Wurden die Beschwerden überhaupt ernst genommen?“ Einstimmig votierte der Ausschuss dafür, Unterjoch einen Besuch abzustatten. Dabei werden die Parlamentarierinnen und Parlamentarier auf ein bekanntes Gesicht treffen. Europaminister Eric Beißwenger (CSU) beobachetete schon die Diskussion im Ausschuss. Auch er zählt zu den Betroffenen.

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    2 Kommentare
    Michael Weidel

    Bürgermeisterin informiert Bürger nicht über erhöhte Bleiwerte im Trinkwasser?? Folgt da nicht eine Anzeige wegen Körperverletzung??

    Friedrich Behrendt

    hat das vielleicht was mit der FA. Mit Bau zu tun ?? die hatten doch auch viele Probleme mit Wasser und Farben mit Blei !

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