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Bildung: Wi schraibst duden? - der neue Lehrplan an Bayerns Grundschulen

Bildung

Wi schraibst duden? - der neue Lehrplan an Bayerns Grundschulen

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    Schüler einer fünften Klasse schreiben am im Theodor-Heuss-Gymnasium in Pforzheim während einer Unterrichtsstunde.
    Schüler einer fünften Klasse schreiben am im Theodor-Heuss-Gymnasium in Pforzheim während einer Unterrichtsstunde. Foto: Uli Deck

    Ab dem Herbst 2015 wird an Bayerns Grundschulen nach komplett neuen Lehrplänen unterrichtet. Zunächst in den dritten, ab 2016 dann auch in den vierten Klassen. „LehrplanPlus“ heißt das neue Werk, an das auch die Unterrichtsinhalte der Gymnasien angepasst werden. Was darin am Ende Eingang finden wird, das ist bisher in etwa so geheimnisumwittert wie das Zustandekommen einer päpstlichen Enzyklika.

    Eltern und Lehrer erhoffen sich Verbesserungen

    Tatsache ist: Eltern wie Lehrer erhoffen sich vom „LehrplanPlus“ erhebliche Verbesserungen. Eine Online-Befragung im Auftrag des Kultusministeriums hatte beispielsweise ergeben, dass der aktuelle Lehrplan inhaltlich erheblich überfrachtet ist. Das meinten zumindest 60 Prozent der Pädagogen. Viele Eltern würden sich dem vermutlich anschließen.

    Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle will die Grundzüge des neuen Grundschullehrplans am 2. Dezember offiziell vorstellen. Die Arbeitsgruppe des Staatsinstituts für Schulqualität und Schulbildung hat bereits eine Vorlage erarbeitet, die noch den Fachverbänden vorgelegt wird. Spaenle soll sie im Frühjahr absegnen. Im Gespräch mit unserer Zeitung kommentiert der CSU-Politiker aber schon vorab exklusiv die wichtigsten Neuregelungen für die Grundschule.

    Weniger Stoff Spaenle betont, dass der künftige Lehrplan den Pädagogen nicht mehr so präzise wie bisher vorgibt, wie und was sie wann zu unterrichten haben. „Ich lege mich nicht auf die Zahl hinter dem Komma fest“, sagt der Kultusminister. Aber rund 30 Prozent des Lehrplans sollen Lehrer frei verantwortlich für vertiefende Übungen individuell gestalten können. Das Ziel? Helmut Kohl hätte es so formuliert: „Wichtig ist das, was hinten rauskommt.“ Dem Expertenpapier zum Lehrplan zufolge sollen sich ab 2015/16 von 38 Unterrichtswochen nur 26 am Lehrplan orientieren. Den Rest bekämen die Lehrer als Gestaltungsspielraum. Es gehe mehr ums Verstehen als ums Auswendiglernen, sagt Spaenle. Kompetenz sei gefragt.

    Deutsch Auf dem Vormarsch an vielen Schulen ist zum Leidwesen vieler auch das phonetische Schreiben (siehe Kasten). Während Eltern und Großeltern (mit mehr oder weniger Erfolg) orthografisch korrekt schreiben lernten, wird in immer mehr Klassen so geschrieben, wie die Schüler sprechen. Spaenle sagt: „Das wird es auch weiter geben. Allerdings richtig gewichtet.“ Was der Minister meint: Das phonetische Schreiben wird so weit abgeschwächt, dass es künftig nicht mehr zwei Jahre lang, sondern nur in den ersten Monaten den Erstklässlern den Einstieg ins Schreiben erleichtern soll.

    Mathematik Auch in Mathematik knirschte es bisher beim Übertritt von der Grundschule aufs Gymnasium. Da viele Mathematiklehrer das neue schriftliche Abziehen im sogenannten Entbündelungsverfahren ablehnten, kam es zu der absurden Situation, dass die Schüler im Gymnasium das alte Ergänzungsverfahren im Crashkurs lernen mussten. Spaenle sagt, es sei bisher noch nicht klar, was passieren wird. „49 Prozent der Lehrer hatten bei einer Umfrage jedenfalls das Entbündelungsverfahren abgelehnt.“ Es gibt für beide Varianten Argumente. Der Vorteil des neuen Verfahrens: Es ist logischer, weil die Zahlen tatsächlich abgezogen werden. Darum wird es von den Schülern leichter verstanden als das klassische Ergänzungsverfahren. Der Nachteil: Wenn die Rechenaufgaben im Gymnasium komplizierter werden, herrscht in Matheheften beim Entbündeln meist ein Riesenchaos.

    Heimat- und Sachkunde In diesem Fach wird den Schülern nach Ansicht der Experten bisher zu viel Stoff zugemutet. Muss man wirklich alle Einzelheiten zum Thema „Hecke“ oder „Wiese“ wissen?, fragten sich auch Eltern. Denn kaum hatten die Kinder alles auswendig gelernt, hatten sie den Großteil der Inhalte auch schon wieder vergessen. Darum soll künftig weniger Stoff gepaukt werden. Spaenle bestätigt das: „Die stoffliche Dichte wird abnehmen.“ Auf die Wiese und Hecke bezogen könnte das bedeuten: Die Lehrer können in Zukunft auf eines der beiden Themen verzichten.

    Englisch Die Fremdsprache soll Spaenle zufolge („eher unwahrscheinlich“) nicht, wie manche forderten, wieder aus dem Grundschullehrplan gestrichen werden. Aber es soll eine bessere Abstimmung zum Unterricht am Gymnasium geben. Bisher seien die Schüler die Leidtragenden der mangelnden Abstimmung.

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