"Gewalt an Schulen in Bayern ist leider an der Tagesordnung und gleichzeitig immer noch ein Tabuthema", sagte Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), am Freitag zu der bundesweiten Untersuchung. Seit Beginn der Corona-Pandemie nähmen die Übergriffe weiter zu. Die Politik dürfe die betroffenen Lehrerinnen und Lehrer nicht alleinlassen, forderte Fleischmann.
Bayerns Kultusministerium betonte hingegen, dass das Problem keinesfalls ein Tabuthema sei. "Grundsätzlich gilt: Gewalt jeder Art - etwa gegen Lehrerinnen und Lehrer oder gegen Schülerinnen und Schüler - wird an Bayerns Schulen nicht geduldet", sagte Minister Michael Piazolo (Freie Wähler). Er verwies auf einen Maßnahmenkatalog, wonach bei gravierenden Fällen auch die Polizei eingeschaltet werden soll. "Es müssen klare Grenzen gesetzt werden, und bei Respektlosigkeiten, Aggressionen und Gewalt muss grundsätzlich frühzeitig und konsequent interveniert werden", meinte der Kultusminister.
Die repräsentative Befragung von etwa 1300 Schulleiterinnen und Schulleitern wurde am Freitag zum Start des Schulleitungskongresses in Düsseldorf vorgestellt. Demnach berichteten zwei Drittel der Schulleitungen von direkter psychischer Gewalt - etwa Beleidigungen, Bedrohungen oder Belästigungen. 2018 hatten das nur 48 Prozent der Leitungen angegeben. Ein Drittel der Befragten meldete aktuell, dass Lehrkräfte Opfer von Cyber-Mobbing wurden, also von Diffamierung oder auch Nötigung im Internet - das ist ebenfalls eine deutliche Zunahme. Und in einem weiteren Drittel der Schulen kam es zu gewalttätigen körperlichen Angriffen auf Lehrkräfte oder Schulleitungen.
Laut Fleischmann forderten Schulleitungen im Freistaat mehr Personal, sowohl im pädagogischen als auch im nicht-pädagogischen Bereich, und mehr Stunden für besondere Aufgaben. Wo professionelle Lehrkräfte fehlten, gelängen auch Inklusion und Integration nicht. "Das führt dann nicht nur zu Frustration und Überforderung bei den Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften." Daraus entstehe "ein Umfeld, in dem wir der Gewalt immer weniger entgegensetzen können", meinte die Verbandspräsidentin.
(dpa)