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Bildung: An dieser Schule lernen Kinder nur, was sie wollen – aber reicht das?

Bildung

An dieser Schule lernen Kinder nur, was sie wollen – aber reicht das?

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    Im Haus der Sudbury-Schule findet kein Unterricht mehr statt.
    Im Haus der Sudbury-Schule findet kein Unterricht mehr statt. Foto: Thorsten Jordan

    Eine Schule ohne Noten, ohne Stundenplan, ohne vorgegebene Lerninhalte: Als die private Sudbury-klagte gegen die Schließung – bis hinauf zum Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (VGH). Am Dienstag trafen dort die Betreiber und ein vom Gericht beauftragter Gutachter aufeinander. Der Nürnberger Pädagogik-Professor kommt zu dem Schluss, dass "nicht zu erwarten ist", dass die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler bis zum Ende der vierten oder neunten Jahrgangsstufe die in Bayern erforderlichen Kenntnisse erwirbt.

    Der Gründungsverein der Schule hält das Werk des Gutachters für "ungenügend" – und wollte vor Gericht erreichen, dass ein neuer eingesetzt wird. "Das Gutachten ist eine Katastrophe", hatte Sudbury-Sprecherin Simone Kosog unserer Redaktion kurz vor der Verhandlung gesagt. Aufgabe des Sachverständigen war es, die Erfolgsaussichten der Privatschule rein anhand des pädagogischen Konzepts zu bewerten. Erkenntnisse aus dem Unterrichtsbetrieb flossen nicht mit ein, ebenso wenig Erfahrungsberichte der Schülerinnen und Schüler von damals. In den zwei Jahren ihres Bestehens hatten bis zu 45 Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 18 Jahren dort gelernt. Würde man sie fragen, da sind sich die Betreiber sicher, wäre das Bild ein völlig anderes. 

    Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof ist das höchste Verwaltungsgericht im Freistaat.
    Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof ist das höchste Verwaltungsgericht im Freistaat. Foto: Peter Kneffel, dpa

    An den weltweit rund 70 genehmigten Schulen mit Sudbury-Konzept entscheidet jedes Kind selbst, was es lernen möchte. Die Schule versteht sich als "demokratisch", die Stimme eines Kindes gilt genauso viel wie die eines Erwachsenen. Lernbegleiterinnen und -begleiter unterstützen die Schüler darin, ihren natürlichen Wissensdurst zu stillen. Jedem Kind wohne eine "intrinsische Neugier" inne, schreibt der Verein in seiner Stellungnahme ans Gericht. "Der Wille zum Zugehören zur Gemeinschaft, zur Mitwirkung an der demokratischen Mitbestimmung und Teilhabe an dem Leben innerhalb der Schulstruktur" bilde die natürliche Motivation, Grundfertigkeiten wie etwa Rechnen, Lesen und Schreiben zu erlernen. 

    Bei Augsburg soll es auch eine demokratische Schule geben

    Eine Entscheidung hat der VGH in München am Dienstag noch nicht getroffen. Innerhalb von zwei Wochen sollen die Beteiligten erfahren, wie es weitergeht. Das Urteil könnte nicht nur wegweisend sein für die Schule am Ammersee, sondern auch für andere Privatschulen mit ähnlichem Konzept. Beurteilt das Gericht die Schließung der Sudbury-Schule als rechtmäßig, dürften auch deren Aussichten auf eine Genehmigung deutlich sinken. Im Kreis Augsburg etwa bemühte sich die private Luana-Schule zuletzt um eine Unterrichtserlaubnis. Auch hier sollen Kinder selbst entscheiden, worauf sie beim Lernen Lust haben. Ähnliche Initiativen gibt es in

    Die Sudbury-Anhänger vom Ammersee geben die Hoffnung noch nicht auf: Sollte die Schule ihre Genehmigung zurückbekommen, kämen schnell wieder genügend Kinder zusammen. "Wir haben immer wieder Anfragen von Familien, die sich für einen Platz an unserer Schule interessieren", sagt Simone Kosog. "Und wir bekommen bis heute Spenden, um die Gerichtskosten und die Kosten für das Schulgebäude zu decken – selbst im siebten Jahr nach der Schließung."

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