Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Bilanz: Immer mehr Störche bauen ihr Nest in der Region

Bilanz

Immer mehr Störche bauen ihr Nest in der Region

    • |
    Sein Platz ist in Zusmarshausen: Auf dem neu gedeckten Kirchendach fühlt sich das Tier wohl. Hier stört auch keine Stromleitung wie andernorts.
    Sein Platz ist in Zusmarshausen: Auf dem neu gedeckten Kirchendach fühlt sich das Tier wohl. Hier stört auch keine Stromleitung wie andernorts. Foto: Gerhard Mayer (AZ)

    Nur mit Grausen erinnern sich Artenschützer an das verregnete, verhagelte und kalte Wetter im Frühsommer 2013. Reihenweise verendete in bayerischen Storchennestern der Nachwuchs. Teilweise warfen Elterntiere die Kadaver aus dem Nest oder sie verließen die Jungen, weil sie selbst wegen Nahrungsmangel ums Überleben kämpften. Die Bilanz 2013 im Landkreis Augsburg: An zwölf Horsten bemühten sich Weißstörche um Nachwuchs, aus drei Nestern flogen im vergangenen Jahr schließlich vier Junge aus. Erfreulicher verlief 2014: In den Tälern von Zusam und Schmutter überstanden bis Mitte Juli an 11 Nestern 24 junge Störche den ersten Ausflug.

    Nach dem Frühjahrszug begannen die Brutgeschäfte im Zusamtal alles andere als optimal. In Westendorf musste die Feuerwehr ein zappelndes Küken aus dem Schneefanggitter der Kirche bergen. Der Tierarzt konnte nur kurzzeitig helfen. Von dem Fünfergelege überlebten drei Jungstörche. Weitere Bruterfolge im Schmuttertal: Gablingen (4 Junge), Ottmarshausen (2), Gessertshausen (2) und Fischach-Willmatshofen (2). Eine Enttäuschung gab es in Diedorf. Drei Junge schlüpften auf dem Horst der Kirche. Sie wurden anfangs gefüttert und gehudert. Als längere Abwesenheiten der Elternstörche auffielen, ahnten besorgte Nachbarn Schlimmes. Vom Kirchturm aus waren drei tote Küken zu sehen – Ursache unbekannt. Auch das neue Nest auf dem nun isolierten Strommast des Autohofs an der B 300 blieb verwaist.

    In luftiger Höhe bauen die Störche ihr Nest

    Für die Gessertshauser Storchenfreunde gab es 2014 gleich zwei gute Nachrichten. Der Eigentümer des Bauernhofes beließ den Ausleger des Baukrans mit dem Storchennest aus 2013 auf seinem Grundstück. Auf dem Horst wurde erneut gebrütet. Zur Freude der Familie des Landwirts und der Gessertshauser Bürger flogen zwei gesunde Jungstörche aus. Schmutteraufwärts in Fischach gab es eine gute und eine schlechte Nachricht. Im Ortsteil Willmatshofen trauten die Bürger ihren Augen nicht, als im Frühjahr ein Storchenpaar pausenlos mit Nistmaterial den Kirchturm anflog. Der Reisighaufen auf dem südlichen Sockel des Turmes formte sich schließlich zu einem mächtigen Nest. Auspolstern des Nestbodens, Klappern und Kopulieren leiteten eine erfolgreiche Brut ein. Im Juli flogen zwei junge Störche aus. Die schlechte Nachricht: Das

    Nestbau: Gefahr droht auf Strommast

    Nach dem Fiasko 2013 gab es heuer in Zusamzell wieder Grund zur Freude: Drei junge Störche flogen aus. Ebenso viele in Wörleschwang. Die zwei Jungstörche in Zusmarshausen erlebten eine Einlage der besonderen Art. Am Kirchendach machten sich Dachdecker zu schaffen. Gerüste, riesige weiße Folien und Paletten mit Ziegeln waren ein ungewohnter Anblick. Die bereits flüggen Jungen zeigten keine Scheu und harrten zeitweilig während der Arbeiten auf dem Nest aus. Nur den Elternstörchen wurde der Umtrieb mulmig. Sie begannen Mitte Juli westlich des Feuerwehrhauses ein Ersatznest auf einem Strommasten zu bauen. Ein Mitarbeiter des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern (LBV) erkannte die akute Gefährdung der Nestbauer. Die Stromleitungen waren nicht gesichert. Ein Kotstrahl hätte beim Treffen einer Stromleitung den Soforttod eines Tieres zur Folge gehabt.

    Jedes Jahr sterben auf diese Weise Dutzende von Großvögeln. Schnelle Hilfe war angesagt. Die Kette der Verständigungen sah so aus: Gemeindeverwaltung, untere und höhere Naturschutzbehörde sowie die Lechwerke als Stromanbieter. Noch in der Nacht eilte „Storchenvater“ Anton Burnhauser aus Augsburg zum Tatort und ordnete als Vertreter der Regierung von Schwaben die Entfernung des provisorischen Nestes an. Am nächsten Tag fungierten die Lechwerke wieder einmal als Retter in der Not. Mit einem Hubwagen bauten sie das halb fertige Nest ab, isolierten die Leitungen und montierten Metallbüschel als Abweiser.

    Kalkspuren zeugen von Nestgebrauch

    Mittlerweile hat sich die Aufregung der Zusmarshauser Störche gelegt. Das Kirchendach ist neu gedeckt. Wie frische Kalkspuren am neuen Dach anzeigen, nutzen die jungen Störche wieder das alte Nest zum Ausruhen, Putzen und Übernachten. Elternstörche bevorzugen zum Ausruhen die benachbarte Voglermühle, wo der Abdeckung der Sirene ein täglicher Kalkanstrich verpasst wird. Für Storchenfreunde beruhigend: Hier kann keine Stromleitung getroffen werden. Der Bruterfolg der Störche in Dinkelscherben war eingeschränkt. Wie im Vorjahr flog nur ein Jungstorch aus. Im Ortsteil Stadel aber freuten sich die Bürger: Ein Storchennest auf einem Holzmasten wurde erstmals von einem Storchenpaar angenommen. Ein junger Storch überlebte.

    Steigende Zahl der brütenden Störche in Region Augsburg

    2014 geht als erfolgreiches Jahr in die Annalen ein. Seit der Kartierung der Weißstörche für den Atlas des Augsburger Landesamts für Umwelt, „Brutvögel in Bayern“, hat sich der Bestand der Weißstörche im Landkreis Augsburg von Null im Jahre 1996 auf elf Brutpaare erhöht. Hinzu kommen die Wildstörche im Augsburger Zoo. Sie brachten zwei Jungstörche zum Ausfliegen. Das ergibt 26 junge Störche in der Region Augsburg. Auch im Landkreis Aichach-Friedberg brüteten erstmals seit der Gebietsreform vier Brutpaare, bei denen elf Junge überlebten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden