Hubert Aiwanger wirkte gut gelaunt an diesem Tag. Anstatt den Fragesteller - wo oft bei derartigen Anlässen - misstrauisch zu mustern, lachte der Wirtschaftsminister und Freie-Wähler-Chef, als ob er sich über die Frage freue und - mehr noch - auf die Antwort. Gut möglich: Denn mit dieser konnte er im immerwährenden Stichel-Duell mit Markus Söder dem CSU-Chef und Ministerpräsidenten eins auswischen, ohne dessen direkten Konter fürchten zu müssen. Denn Söder hatte seine Teilnahme an der obligatorischen Pressekonferenz nach der Sitzung des bayerischen Kabinetts abgesagt - nichts wurde es mit dem gemeinsamen Auftritt der beiden Kontrahenten. Oft komm es ohnehin nicht vor.
So stichelt Söder gegen Aiwanger
Wie im Ministerrat die Stimmung war zwischen Söder und seinem Vize Aiwanger, blieb im Dunkeln. Auf alle Fälle hatte der CSU-Chef tags zuvor seinem Koalitionspartner einen Rat erteilt, der ohne große Mühe als unfreundlicher Rempler zu erkennen war. Aiwanger und seine Freien Wähler sollten nicht bei Wahlen antreten, bei denen sie keine Chance hätten und die Finger von der Bundestagswahl lassen, bei der Aiwanger mutmaßlich der Spitzenkandidat der FW sein wird. Söder sagte: „Ein Niederbayer wird in Ostfriesland keinen Punkt machen.“ Die Stimmen dort seien besser bei der Union aufgehoben. Sein Vize solle sich lieber auf „gutes Regieren“ in Bayern konzentrieren.
Aiwanger freilich denkt nicht dran, innerhalb der weiß-blauen Grenzen zu bleiben. „Die Arbeit auf Bundesebene und meine Arbeit als bayerischer Wirtschaftsminister, das widerspricht sich nicht, sondern das ergänzt sich“, sagte Aiwanger nach der Kabinettssitzung in München. Außerdem mache es die CSU genauso. Auch sie betreibe Landes- und Bundespolitik. Womit Aiwanger vorerst das letzte Wort haben dürfte, weil er für eine Fortsetzung des Scharmützels mit Söder rein örtlich nicht zur Verfügung steht. Der Wirtschaftsminister brach noch am Dienstag mit einer Delegation nach Frankreich und Spanien auf. Dort soll es um Wasserstoffprojekte gehen - auch die Aussicht auf eine nette Dienstreise soll ja gelegentlich die Stimmung heben.
90.000 überzählige Wischmopps auf Lager
Womöglich hatte Aiwangers gute Laune aber mit einem Utensil zu tun, das in der Politik eher ein Schattendasein führt: dem Wischmopp. Ausgerechnet in Bayern rückte das Putzgerät aber schon mal kurzfristig in den Mittelpunkt des Interesses und trug dem Wirtschaftsminister reichlich Spott ein. Vor vier Jahren nämlich kam heraus, dass Aiwanger während der Corona-Pandemie unter anderem 90.000 Wischmopps geordert hatte, die am Ende überflüssig waren. Bis jetzt.
Das sagt Aiwanger zu den Wischmopps
Nun nämlich haben sich Abnehmer für rund 20.000 Wischmopps gefunden. Sie befanden sich unter rund neun Tonnen an Hilfsgütern, die aus Bayern in polnische Hochwassergebiete gingen. Angeblich haben die Bayern jetzt nur noch an die 60.000 Mopps auf Lager und Aiwanger findet: „Es ist wichtig, solche Dinge vorzuhalten und es ist richtig, in der Stunde der Not zu helfen.“ Wobei Aiwanger schon wichtig ist, dass es sich bei der Lieferung nicht nur um Wischmopps handelte. Auch Bettbezüge und anderes nützliches Material sei gespendet worden, um den Hochwasser-Opfern zu helfen. „Vielleicht war auch noch ein Fieberthermometer darunter.“
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