Ende Juli bis Mitte September – so lange haben Bayerns Landespolitiker keine Verpflichtungen im Landtag. So ganz nimmt sich zwar keiner der Spitzenpolitiker und -politikerinnen im Freistaat frei, aber ein bisschen Entspannung muss dann doch sein.
Wobei das bei Ministerpräsident Markus Söder etwas anders klingt. Ende Juli, bei der letzten Kabinettssitzung in Kloster Weltenburg, verkündete er noch: „Keine Sorge, der Ministerpräsident ist immer für Sie im Einsatz.“ Tatsächlich nimmt Söder auch im August viele Termine wahr. Ob er verreist, verrät die bayerische Staatskanzlei indes nicht, genauso wie bei Innenminister Joachim Herrmann. Söder hält die Bürgerinnen und Bürger stattdessen über seinen Instagram-Kanal auf dem Laufenden. Verrät seine Top-10-Reiseziele – darunter auch „daheim“, die Fraueninsel im Chiemsee und Helgoland –, zeigt sich Wassermelone essend und radelnd in Bayern und, seit Neuestem, auch mit Kinnbart zum Freistaat-Bayern-Käppi.
Auch keinen Urlaub scheint sich Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zu nehmen. Er sei diese Woche auf Parteiterminen in den ostdeutschen Bundesländern. Heißt: Aiwanger ist auf Wahlkampftour. Das Ministerium erklärt auf Nachfrage noch: „Der Staatsminister hat auch an vielen anderen sitzungsfreien Tagen noch Termine in seiner Funktion als Wirtschaftsminister.“
Mit dabei im Urlaub: Die Söder-Biografie
Der Fraktionsvorsitzende der CSU, Klaus Holetschek, ist aktuell auf der portugiesischen Insel Madeira. Davor gab es bereits ein paar Fahrradausflüge im Allgäu und an den Tegernsee. Nebst Sport lese er dabei vor allem, schreibt die Pressestelle der Landtagsfraktion. Mit dabei hat er die Biografie seines Chefs „Markus Söder – Politik und Provokation“ von Roman Deininger und Uwe Ritzer. Für die Auszeit von der Politik dürfte eher seine zweite Lektüre sorgen: „25 letzte Sommer“ von Stefan Schäfer. Darin geht es um die einem verbleibenden Jahre des Lebens und die Frage, was man mit ihnen anstellen sollte.
Ulrike Scharf, Ministerin für Familie, Arbeit und Soziales, beschreibt ihren Urlaub so: „Mit der Familie, in der Natur, beim Schwimmen, Wandern, Lesen, die Sonne genießen, Seele baumeln lassen …“ Wo die CSU-Frau ihre „kleine Auszeit vom Alltag“ Anfang August genau verbracht hat, bleibt kryptisch: Die Ministerin sei in der Welt zu Hause und immer auch gerne in ihrer zweiten Heimat Südtirol, heißt es in ihrem Ministerium. Ob nun Südtirol oder nur der Urlaub der Ministerin nicht von dieser Welt war, bleibt unklar.
Eindeutiger ist Kultusministerin Anna Stolz von den Freien Wählern. Sie berichtet nicht nur, wo sie ihren kurzen Sommerurlaub verbracht hat (Barcelona), sondern auch, dass sie sich wieder mit voller Energie um die anstehenden Aufgaben der Bildungspolitik kümmere, betonen ihre Mitarbeiter. Im Urlaub sei sie nebst Sightseeing gejoggt, geschwommen und habe Yoga gemacht. Und am Strand habe sie „Die Farbe vom Glück“ von Clara Maria Bagus gelesen, ein Buch, das die großen Themen des Lebens behandle: Glück, Liebe, Zufall und der Sinn des Daseins.
Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze war bis vor kurzen noch auf einer Sommertour im Land unterwegs, um mit vielen Leuten ins Gespräch zu kommen. Jetzt legt sie die Beine hoch – Anfang September soll ihr zweites Kind auf die Welt kommen. Man bereite alles für den Nachwuchs vor und genieße die letzten Tage als Dreierfamilie mit Ausflügen in ihre Heimat am Ammersee, heißt es aus der Pressestelle der Landtagsfraktion. Parallel liest sie „22 Bahnen“ von Caroline Wahl, nach Angaben des Dumont-Verlags eine raue und gleichzeitig zärtliche Geschichte über die Verheerungen des Familienlebens.
Bayerns Digitalminister Fabian Mehring hat seinen Urlaub wegen Terminen zweigeteilt. Erst ein paar Tage mit Frau und Freunden in Paris zu den Olympischen Spielen und an diesem Freitag geht es noch eine Woche nach Kroatien. Mit dem Boot wolle er mit seiner Frau die Küste erkunden. Jeden Tag ist eine Stunde für Telefonate und E-Mails reserviert. Er und seine Frau hätten sich darauf geeinigt, damit er nach dem Urlaub nicht von „1000 ungelesenen Mails“ erschlagen werde, schreibt er unserer Redaktion. Seine Lektüre habe ihm seine Vorgängerin Judith Gerlach, die nach der Landtagswahl ins Gesundheitsministerium wechselte, zur Amtsübergabe geschenkt. „Exponential – Wie wir mit der Geschwindigkeit technologischer Revolutionen Schritt halten können“, heißt das Buch von Azeem Azhar. Vor lauter Terminen sei er allerdings noch nicht dazugekommen, es zu lesen, betont Mehring. Das soll sich jetzt ändern.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden