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Bayerns Milliarden-Projekt: So entstehen neue Uni-Kliniken

Interview

So will Bayern seine neuen Uni-Kliniken bauen

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    Teurer Koloss: ein milliardenschwerer Neubau soll das alte Zentralklinikum in Augsburg ersetzen.
    Teurer Koloss: ein milliardenschwerer Neubau soll das alte Zentralklinikum in Augsburg ersetzen. Foto: Ulrich Wagner

    Herr Minister Blume, wo wird die neue Augsburger Uni-Klinik gebaut?
    MARKUS BLUME: Seit Freitagnachmittag steht fest: im Westen des Klinikums. Auf den Meter genau kann man das noch nicht sagen, aber wir sind im Lenkungsausschuss von Klinikum, Stadt, Bezirksregierung und Freistaat einen ganz wichtigen Schritt vorangekommen. Die Frage nach dem Standort ist gemeinschaftlich zugunsten des westlichen Baufelds entschieden worden – ein Meilenstein auf dem Weg zum Neubau. Ausschlaggebend waren vor allem medizinische Gründe. Mit einem Bau im Westen können wir die bestmögliche medizinische Versorgung gewährleisten und die Nähe zu bestehenden Gebäuden wie dem brandneuen Anbau West nutzen.

    Wie geht es nach dieser Grundsatzentscheidung weiter?
    BLUME: Jetzt ist der Augsburger Stadtrat am Zug. Ich erhoffe mir bis Ende des Jahres eine Grundsatzentscheidung. Und dann muss schnell Baurecht geschaffen werden. Klar ist: Wir wollen alle mit ins Boot holen und suchen auch den Dialog mit den umliegenden Kommunen. Parallel dazu beginnen wir jetzt schon mit der Grobplanung. Dazu gehören zum Beispiel ein Raumprogramm und ein technisches Gesamtkonzept, aber auch die Lage und Ausrichtung der Gebäude innerhalb des Baufelds. Ich rechne bis Ende 2025 mit Ergebnissen.

    Und der Baubeginn?
    BLUME: Klar ist: Wer schneller baut, baut günstiger. Wir haben uns für das gesamte Projekt einen sehr ambitionierten Zeitrahmen von 15 Jahren gesetzt. Das ist aber nur zu schaffen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und konzentriert arbeiten.

    Können Sie kurz zusammenfassen, was das Ziel ist?
    BLUME: Wir wollen der universitären Spitzenmedizin in Augsburg und ganz Schwaben ein neues Zuhause geben. Das wird ein hochmoderndes Krankenhaus des 21. Jahrhunderts, das Spitzenversorgung mit Spitzenforschung und Spitzenausbildung zusammenbringt. Unser Ziel ist ein großer Gesundheitscampus mit 142.000 Quadratmetern Nutzfläche alleine für das Klinikum. Das ist ein Mammutvorhaben. Wir bauen quasi eine kleine medizinische Stadt neu auf – und zwar mit großer Aufenthaltsqualität. Ich bin Professor Markstaller sehr dankbar für seine klare Vision von der Klinik der Zukunft.

    Was wird aus dem jetzigen Hauptgebäude des Krankenhauses?
    BLUME: Jetzt ist wichtig, dass wir erst einmal die Weichen für den Neubau stellen, damit wir schnell vorwärtskommen. Was mit dem bisherigen Bau passiert, muss man sich zu gegebener Zeit anschauen.

    Der Aufbau einer Universitätsklinik beschränkt sich nicht auf Bauvorhaben. Wie weit ist das Projekt insgesamt?
    BLUME: Auch mit dem Neuaufbau unserer medizinischen Fakultät geht es rasant voran. Zwei Drittel der geplanten 100 Professuren sind bereits besetzt, bei 20 weiteren laufen die Berufungsverfahren. Für den Ärztenachwuchs haben wird die Anzahl der Anfängerstudienplätze erstmals verdoppelt und sind aktuell bei 168, Ziel sind 250. In zwei Jahren werden wir damit in Augsburg 1500 Studienplätze anbieten können. Und was mich besonders freut: Im Herbst weihen wir das erste neue Gebäude der medizinischen Fakultät ein.

    Der für die Bevölkerung wichtigste Punkt: Welche Rolle wird die Uniklinik bei der medizinischen Versorgung spielen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die viele Krankenhäuser derzeit haben?
    BLUME: Zunächst einmal: Es ist die Bundesregierung, die mit ihrer Strukturreform die Axt an die Wurzel der medizinischen Grundversorgung in der Fläche legt. Das ist für einen Flächenstaat wie Bayern desaströs. Daraus ergibt sich umso mehr für uns eine Verantwortung, die über die Grenzen des Uniklinikums hinaus geht. Wir wollen mit den Krankenhäusern in der Region ein abgestimmtes Konzept entwickeln, damit die Versorgungsräder bestmöglich ineinandergreifen und bei dem jeder das beiträgt, was er am besten kann. Auch das ist übrigens ein Pilotvorhaben: ein abgestimmtes Versorgungskonzept in der Region für die Region. Für die Uni-Klinik sehe ich da in erster Linie die medizinische Versorgung der anspruchsvollen Fälle, die sonst in der Region nicht versorgt werden könnten. Wir müssen nämlich auch dafür sorgen, dass die neue Uniklinik nicht von Patientinnen und Patienten überrannt wird, die wunderbar in anderen Plankrankenhäusern behandelt werden können. Mein Ziel ist ein echtes medizinisches Miteinander in der Region.

    Worüber wir noch gar nicht gesprochen haben, ist das Geld. Wieviel wird der Neubau in Augsburg eigentlich kosten?
    BLUME: Das lässt sich seriös erst nach Abschluss der Grobplanung Ende kommenden Jahres sagen. Aber klar ist: Es wird ein Milliardenvorhaben.

    Augsburg ist nicht die einzige Universitätsklinik, die der Freistaat bauen will. Hinzu kommen Großhadern und Würzburg. Unterm Strich sollen diese drei Großkrankenhäuser mehr als zehn Milliarden Euro kosten, so hört man. Kann sich der Freistaat diese Summe leisten?
    BLUME: Diese Zahl kann ich so nicht bestätigen. Aber ja, diese Kliniken sind Milliardenprojekte. Finanziell, aber auch bei den Bauressourcen kommen wir mit unserem traditionellen staatlichen Hochbau an Grenzen. Deshalb müssen wir neue Wege gehen. Augsburg, Würzburg und München sind für mich Pilotvorhaben, um zu erproben, wie man solche Projekte komplett außerhalb des staatlichen Bauens realisieren kann.

    Sie hatten die Gründung einer eigenen Baugesellschaft ins Spiel gebracht.
    BLUME: Genau. Eine Baugesellschaft baut und vermietet die Gebäude dann an die Kliniken. So können wir Großhadern und Würzburg – wo wir schon etwas weiter sind – und auch Augsburg realisieren. Österreich zum Beispiel hat mit diesem Modell sehr gute Erfahrungen gemacht. Deshalb wollen wir das vertieft prüfen. Privatwirtschaftlich organisierte Gesellschaften können schneller und effizienter handeln als der Staat. Und wie ich vorhin schon sagte: Wer schneller baut, baut günstiger.

    Zur Person: Markus Blume, 49, ist Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. Zuvor war er Generalsekretär der CSU.

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    1 Kommentar
    Josef Graf

    So kann man das Geld auch zum Fenster rausschmeißen. Es kann doch nicht sein, dass das Klinikum nach ca 45 Jahren so baufällig sein soll, dass es nicht nrenoviert werden kann. Ich halte den Neubau für völlig überflüssig. So eine Fehlplanung ist doch unverstellbar.

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