Immer mehr Menschen aus anderen Ländern suchen wieder in Bayern Schutz. Das zeigen Zahlen des Bundesministeriums für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Im ersten Halbjahr 2022 haben 10.762 Menschen im Freistaat einen Erstantrag auf Asyl gestellt. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2021 waren es 7853.
Auch in Schwaben kommen immer mehr Menschen in den Ankerzentren an. In den vergangenen sechs Monaten waren es 4161. Im vergangenen Jahr waren es 972 und 2020 waren es 664 zwischen Januar und Juni. Die meisten von ihnen kommen aus Afghanistan, Irak und Gambia.
Menschen, die in Deutschland einen Asylantrag stellen, werden nach Angaben des Bamf' nach bestimmten Quoten auf die einzelnen Bundesländer verteilt. Für Bayern beträgt diese Quote derzeit etwa 15 Prozent. Höher ist sie zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen mit einem Wert von etwa 21 Prozent. Innerhalb von Bayern werden sie in sogenannten Ankerzentren untergebracht, bis über ihren Antrag entschieden wurde.
Corona und der Krieg in der Ukraine haben Auswirkungen auf Asylsuchende
Vor allem die Corona-Pandemie hat Auswirkung auf die Fluchtbewegungen. In den vergangenen zwei Jahren sei es aufgrund der Reisebeschränkungen deutlich schwieriger gewesen, Grenzen zu überqueren, heißt es vom bayerischen Innenministerium. Das hat sich auch auf die Anzahl der Asylsuchenden ausgewirkt. Außerdem habe die Pandemie die wirtschaftliche Situation in vielen Ländern verschlechtert. Aber auch der Krieg in der Ukraine hat weitreichende Folgen. Denn durch fehlende Getreidelieferungen hat sich die globale Ernährungssituation verschlechtert.
Das sieht Stephan Dünnwald, Sprecher des bayerischen Flüchtlingsrates, etwas anders. "Es war absehbar, dass wieder mehr Menschen nach Deutschland kommen werden." Vor allem in den Sommermonaten machen sich laut Dünnwald jedes Jahr viele Menschen auf den Weg nach Europa. Der Grund: In dieser Zeit gibt es etwa weniger Stürme auf dem Mittelmeer und die Überfahrt sei etwas weniger gefährlich.
Diese Entwicklung zeige sich auch in den Flüchtlingsunterkünften, in denen es eng werde: "Es gibt zu wenig Unterkünfte und ihre Qualität ist oft schlecht." Durch den Krieg in der Ukraine gebe es nun noch mehr Menschen, die untergebracht werden müssten. Manche von ihnen hätten zuvor bei Privatpersonen gelebt, müssten nun aber in Unterkünfte ziehen.
Auch das bayerische Innenministerium ist sich dieses Problems bewusst. Auf Nachfrage unserer Redaktion heißt es, dass die Ankerzentren derzeit zu 103,2 Prozent ausgelastet seien. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warf in diesem Kontext dem Bund vor, seiner Verantwortung in der Asylpolitik nicht gerecht zu werden. Es sei völlig indiskutabel, dass die Ampel-Koalition nicht mehr, sondern sogar weniger Mittel für die Unterbringung von Flüchtlingen zahlen wolle.
Situation ist für ukrainische Geflüchtete anders
Ob ein Asylantrag Erfolg hat, hängt unter anderem von der Staatsangehörigkeit ab. Menschen mit einem syrischen Pass haben eine Chance von 89 Prozent, dass sie bleiben können. Anders sieht es zum Beispiel für jene mit einer irakischen Staatsangehörigkeit aus. Im ersten Halbjahr 2022 haben 15,7 Prozent von ihnen einen positiven Asylbescheid bekommen.
Die Situation ist für Ukrainerinnen und Ukrainer etwas anders. Im Gegensatz zu Geflüchteten aus Syrien oder Afghanistan können sie grundsätzlich ohne Visum nach Deutschland einreisen und dürfen sich drei Monate in der Bundesrepublik aufhalten. Um jedoch Unterstützung zu bekommen, müssen sie sich an ihrem Aufenthaltsort registrieren. Manche Städte, wie etwa Augsburg, wenden mittlerweile das FREE-Verfahren an. Ukrainer ohne örtlichen Bezug können so in andere Bundesländer umverteilt werden.
Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast an. Die Augsburgerin Tanja Hoggan-Kloubert spricht über die Angst um ihre Eltern in der Ukraine – und die überwältigende Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung.