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Bayern: Wie gefährlich ist die Riesen-Zecke Hyalomma?

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Wie gefährlich ist die Riesen-Zecke Hyalomma?

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    Die Zecke Hyalomma marginatum (rechts) ist deutlich größer als der Gemeine Holzbock und kann Zecken-Fleckfieber auf den Menschen übertragen.
    Die Zecke Hyalomma marginatum (rechts) ist deutlich größer als der Gemeine Holzbock und kann Zecken-Fleckfieber auf den Menschen übertragen. Foto: Lidia Chitimia-Dobler/Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, dpa

    Wenn sich exotische Tiere in heimischen Gefilden breitmachen, ist die Sorge oft groß. Weil die neuen Einwohner den alten den Lebensraum streitig machen, zum Beispiel. Im Falle der tropischen Zeckenart Hyalomma sieht es etwas anders aus. Wenn die Population der heimischen Holzböcke abnehmen würde, hätte vermutlich niemand etwas einzuwenden - die Alternative Hyalomma stößt aber auf noch weniger Gegenliebe.

    Hyalomma-Zecken werden deutlich größer als ihre in Deutschland verbreiteten Verwandten, ihre Körper missen teils das doppelte oder dreifache. Und es gibt einen weiteren wichtigen Unterschied: Während Holzböcke an Gräsern oder Blättern hängen und nur bei direktem Kontakt auf den menschlichen Körper übergehen, macht sich die Hyalomma-Zecke gezielt auf die Suche nach einem Wirt, wie Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut (RKI) erklärt.

    Die Aufnahme zeigt eine Hyalomma-Zecke, zu erkennen unter anderem an den gestreiften Beinen.
    Die Aufnahme zeigt eine Hyalomma-Zecke, zu erkennen unter anderem an den gestreiften Beinen. Foto: Andrea Schnartendorff/Robert Koch-Institut (dpa)

    Wie gefährlich sind die großen Hyalomma-Zecken?

    Seit einigen Wochen bewegen sich Holzböcke wieder vermehrt durch die Natur - und die Warnungen vor der häufig als "Riesen-Zecke" titulierten Gattung Hyalomma mehren sich. Zurecht?

    Es stimme zwar, dass Hyalomma-Zecken Krankheiten wie das unter Umständen tödliche Krim-Kongo-Virus in sich tragen können, in Deutschland sei aber bei keinem gefundenen Exemplar eine Infektion festgestellt worden - auch nicht mit Borreliose, sagt Susanne Glasmacher. Seit 2007 finde man immer wieder Exemplare der großen Zeckengattung, von der es 27 Unterarten gibt, in Deutschland. Vergangenes Jahr seien es 19 Stück in acht verschiedenen Bundesländern gewesen. Auch in Bayern wurden das Tier gefunden.

    Dass es jetzt so eine große Aufregung um die Hyalomma-Zecke gebe, könne sie deshalb nicht ganz nachvollziehen. "Es wäre gut, das ganze etwas nüchterner zu betrachten", meint die Sprecherin des Robert-Koch-Instituts. Gewöhnliche Zecken gebe es in jedem Grünstreifen, in der Natur auf eine Hyalomma-Zecke zu treffen, sei dagegen schon extrem unwahrscheinlich. Dabei sei es nicht einmal sicher, ob die Zahl der Hyalomma-Zecken überhaupt ausreiche, um in Deutschland eine dauerhafte Population aufzubauen.

    Heimisch ist die große Zeckenart mit den gestreiften Beinen eigentlich dort, wo es heiß und trocken ist. Beispielsweise in afrikanischen Ländern, Asien und Südeuropa. Auf Zugvögeln kam sie als Larve wohl nach Deutschland, sagt Susanne Glasmacher.

    Experten untersuchen, welche Krankheiten Hyalomma-Zecken übertragen

    Ob die überdimensionalen Zecken überhaupt Krankheiten wie FSME oder Borreliose übertragen können, ist bisher nicht belegt. Die Universität Hohenheim untersucht exotische Exemplare und analysiert beispielsweise deren Ausbreitung und mögliche Gegenmaßnahmen. Wer außergewöhnliche Zecken findet, kann die Tiere an die Uni Hohenheim schicken. Die Forscher freuen sich über Fotos der tropischen Tiere, noch mehr aber über lebende Exemplare, bei denen man deutlich mehr über übertragbare Krankheiten und Erreger feststellen könne, heißt es von der Universität.

    Auch Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut betont, dass man genau im Blick behalte, wie sich die Situation um die Hyalomma-Zecken entwickle. Die Zahl der gefundenen Exemplare habe sich seit 2007 immer im sehr überschaubaren Bereich gehalten. Dass es 2018 bundesweit 19 Exemplare waren, könnte dem heißen, trockenen Sommer geschuldet sein. Laut RKI gibt es auch immer wieder Jahre, in denen keine einzige Hyalomma-Zecke in Deutschland gesehen wird.

    Zecken: Risiko für FSME-Erkrankung in Bayern ist hoch

    Die Entwicklung der heimischen Holzböcke dagegen bereitet da mehr Sorgen. Die Zahl der FSME-Erkrankungen ist bundesweit ungebrochen hoch. Das gilt auch für Bayern. Wer im Freistaat von einer Zecke gebissen wird, läuft sogar noch eher Gefahr sich mit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zu infizieren als in anderen Bundesländern. Von 96 bayerischen Landkreisen und kreisfreien Städten gelten laut Robert-Koch-Institut 91 als FSME-Risikogebiete.

    Nach der Lyme-Borreliose ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) die zweithäufigste von Zecken übertragene Krankheit in Deutschland. Die Krankheit verläuft klassischerweise in zwei Phasen: Zunächst kommt es zu grippeähnlichen Symptomen mit mäßigem Fieber bis 38 Grad Körpertemperatur, Kopfschmerzen, Erbrechen, Schwindelgefühl.

    Nach einem fieberfreien Intervall von etwa einer Woche bis 20 Tagen entsteht bei rund zehn Prozent der Patienten eine Meningoenzephalitis, also Hirnhaut- und Gehirnentzündung. Die FSME verläuft in jedem hundertsten Fall tödlich. Ein Großteil der Erkrankungen wird als vermeidbar eingestuft. 98 Prozent der 2018 erfassten FSME-Patienten waren nicht oder unzureichend geimpft. Das Risiko, an FSME zu erkranken, steigt laut RKI ab 40 Jahren deutlich an, Männer seien gefährdeter als Frauen.

    Lesen Sie dazu auch: Das sollten Sie bei einem Zeckenbiss beachten

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