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Allgäu: Warum britische Soldaten zum Training ins Allgäu kommen

Allgäu

Warum britische Soldaten zum Training ins Allgäu kommen

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    Major Carl Vickers, Kommandat am Standort der britischen Streitkräfte in Oberstdorf, fährt Ski.
    Major Carl Vickers, Kommandat am Standort der britischen Streitkräfte in Oberstdorf, fährt Ski. Foto: Carl Vickers/British Army

    Sie sind Teil der britischen Streitkräfte, im Oberallgäu tauschen sie ihre grünen Uniformen gegen Sportkleidung. 7500 Soldaten pro Jahr kommen aus dem Vereinigten Königreich in die Region. Beim sogenannten Adventurous Training (AT) fahren sie Ski, Kajak oder Mountainbike, klettern an Felswänden oder in Höhlen und fliegen Gleitschirm. „Wir machen unsere Leute dabei zu besseren Soldaten und unsere Soldaten zu besseren Leuten Leuten“, sagt Oberst Neil Wilson auf Englisch. Er verantwortet das AT beim Britischen Militär und somit 15 dauerhafte Standorte in Europa. Das Oberallgäu ist einer von zweien in Deutschland - und der einzige, wo Gleitschirmfliegen angeboten wird.

    Adventurous Training: Bis an die Grenze gebracht werden

    Das dienstlich vorgeschriebene AT ergänze die klassische Militärausbildung, erklärt Wilson, als er das Programm bei einer Konferenz in Oberstdorf vorstellt. Bei anspruchsvollen Aktivitäten im Freien sollen die Soldaten kontrolliert an ihre Grenze gebracht werden - aber nicht darüber hinaus. Das Ziel: Führungsqualitäten, Resilienz und Grundwerte - wie Teamgeist - für den Ernstfall stärken.

    Ein Nebeneffekt: Einige der Aktivitäten helfen den Teilnehmern während echter Einsätze: Zum Beispiel Ski fahren, wenn sie in einem Schneegebiet sind, sagt Wilson. Was die Soldaten im Oberallgäu am meisten fordert, ist individuell, sagt Wilson: „Manche mögen kein Wasser, manche haben Höhenangst und manche reagieren phobisch in engen Höhlen.“ Es geht darum Ängste zu überwinden und sich mit den Kameraden gegenseitig zu steigern, sagt Pressesprecher Michael Whitehurst.

    49-Jährige aus Hafenstadt Bristol fasziniert von Allgäuer Landschaft

    Für Katie Davis war es aufgrund der Höhe am aufregendsten, sich beim Klettern 30 Meter in die Tiefe abzuseilen. Das habe zwei Minuten gedauert, sagt die 49-jährige Soldatin, die mit ihrer Einheit aus London eine Woche lang im Oberallgäu trainiert. Am besten hat ihr eine „ziemlich tückische“ dreistündige Wanderung am Nebelhorn gefallen. Der Grund: die einmalige Aussicht und ein Bergsee. Sie habe solch eine Landschaft noch nie zuvor gesehen, sagt Davis, die ursprünglich aus der Hafenstadt Bristol stammt. Gerne würde sie noch eine Wanderung machen.

    Auch Oberst Wilson schwärmt von der tollen Natur in der Region. Grundsätzlich sei das AT in der britischen Armee beliebt: Es gebe drei Mal so viele Bewerber wie Teilnehmer. In den vergangenen zehn Jahren gab es laut Wilson nur ein tödliches Unglück, bei dem ein Soldat in Zypern ertrank. Neben den dauerhaften Standorten gebe es auch AT-Expeditionen. So habe eine Gruppe beispielsweise einmal den Mount Everest, den höchsten Berg der Welt, bestiegen.

    Die britischen Streitkräfte haben seit dem zweiten Weltkrieg Standorte in der Region

    Im Oberallgäu haben die britischen Streitkräfte seit Ende des zweiten Weltkriegs Hütten, sagt Wilson. Die Standorte seien häufig gewechselt worden. Für das AT hat das britische Heer (British Army) laut Verbindungsoffizier Bernhard Öppinger aktuell Soldaten-Unterkünfte in Oberstdorf (60 Betten) und Wertach (110 Betten). Zu den British Forces zählen auch Luftwaffe und Marine: Sie haben Unterkünfte in Bad Hindelang (zusammen 100 Betten). Zudem gibt es ein Verteilungszentrum in Sonthofen. Da für das AT keine Ausrüstung wie Waffen, Panzer oder Hubschrauber benötigt werden, sei das Kosten-Nutzen-Verhältnis sehr gut, sagt Wilson.

    Insgesamt gibt es für die Standorte 46 Zivilbeschäftigte vor Ort. Zusätzlich arbeiten dort 30 militärische Kräfte. Die örtliche Wirtschaft profitiert davon etwa mit sieben Millionen Euro. Und die jährlich 7500 Kursteilnehmer geben selbst auch Geld in der Region aus. Die britische Armee arbeitet bei ihren Einheiten zum Beispiel auch mit Bundeswehr, Polizei oder Bergwacht zusammen.

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