Wo steckt Bavaria? Diese Frage stellten sich in den vergangenen Tagen zahlreiche Vogelschützerinnen und Tierschützer in Bayern und darüber hinaus. Grund: Das im Sommer gemeinsam mit Artgenossin Wally im Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderte Bartgeierweibchen war spurlos verschwunden.
Seit dem 24. November bekamen die Tierschützer keine Signale mehr von dem an Bavaria befestigten GPS-Sender, mit dem die Flugrouten des Geiers bislang nachvollzogen werden konnten. „Wir gehen davon aus, dass der solarbetriebene Sender wegen der schlechten Witterung keine Energie mehr hat, daher haben wir die Menschen aufgerufen, in den Bergen nach Bavaria Ausschau zu halten“, erklärt Anton Wegscheider, Bartgeier-Experte des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). Seither seien zahlreiche Meldungen eingegangen, doch nicht alle davon seien ernst zu nehmen gewesen. Dem Hinweis „Großer Vogel auf Baumarktdach gesehen“ sei man beispielsweise nicht weiter nachgegangen.
Bavaria und Wally kreisen gemeinsam
Am Montag gab es nun die frohe Botschaft. Bavaria lebt. Und fliegt. Eine ehrenamtliche LBV-Mitarbeiterin habe sich am Morgen auf den Weg ins Salzburger Land gemacht, wo das andere Geierweibchen Wally zuletzt geortet worden war. Und siehe da: „Sie sieht ganz aktuell beide Geier zusammen über dem Pass Lueg kreisen“, sagt Wegscheider im Gespräch mit unserer Redaktion am Montagmittag und freut sich: „Es geht beiden Tieren gut, das ist die schöne Nachricht.“
Weniger schön sei die Tatsache, dass Bavarias GPS-Sender wohl noch eine Weile nicht funktionieren wird und die Vogelschützer deswegen womöglich bald wieder in Ungewissheit und Sorge um den großen Greifvögel leben müssen. „Wir hoffen auf besseres Wetter, so dass sich die Batterien wieder aufladen können. Was anderes bleibt uns auch gar nicht übrig, wir können die Vögel ja nicht wieder einfangen“, sagt Wegscheider.
Bavaria und Wally waren im Rahmen eines europaweit beachteten Auswilderungsprojektes im Juni dieses Jahres in den Berchtesgadener Alpen ausgesetzt. Die beiden Bartgeier stammen aus einem Aufzuchtprogramm in Spanien und sind die ersten Vögel ihrer Art, die nach ihrer Ausrottung vor rund 140 Jahren in Deutschland wieder ihre Kreise ziehen.