Wer scheut ihn nicht - den Gang zum Amt? Rund 64 Prozent der Bundesbürger finden den Kontakt mit Ämtern und Behörden anstrengend, noch mehr erwarten digitale Angebote, die ihnen den Umgang leichter machen. Dabei ist die Zufriedenheit in Bayern größer als in den meisten anderen Bundesländern. Nur der Stadtstaat Hamburg scheint digital einen noch besseren Draht zu seinen Bürgern gefunden zu haben.
So weit ist die digitale Transformation in Deutschland
So lautet das Ergebnis des „E-Government Monitor 2024“, der am heutigen Dienstag der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Die Untersuchung dokumentiert jährlich seit 2010, wie die digitale Transformation der Verwaltung in Deutschland, Österreich und der Schweiz voranschreitet und bei der Bevölkerung ankommt. Im Rahmen der Publikation werden insgesamt rund 10.000 Bürger und Bürgerinnen befragt, darunter 500 aus jedem deutschen Bundesland, in der Schweiz und Österreich sind es je 1000.
Schweizer werden seltener enttäuscht
Dabei zeigt sich, dass Deutsche, Schweizer und Österreicher hohe Erwartungen an die digitale Leistungsfähigkeit ihrer Behörden haben. 70 Prozent und mehr finden, der Staat müsse digital genauso gut sein wie private Unternehmen. Diese Erwartung wird in der Wirklichkeit oft enttäuscht. In der Schweiz findet laut Befragung noch jeder Dritte, dass es Vater Staat genauso gut kann wie die Privaten, in Deutschland sind es nur noch 19 Prozent. Österreich liegt mit 25 Prozent dazwischen.
Wobei die Scheu vor digitalen Dienstleistungen in Deutschland auch größer ist als in den beiden Alpenländern. Ein knappes Drittel der Verwaltungsleistungen wurde hierzulande noch ohne Zuhilfenahme des Internets beantragt und abgewickelt. Diese sogenannte digitale Nutzungslücke variiert von Bundesland zu Bundesland. In Thüringen sind es sogar 40 Prozent, Hamburg und Bayern (24 Prozent) erreichen dagegen Werte wie Österreich und die Schweiz. Interessant: Knapp 80 Prozent der Steuererklärungen werden in Deutschland digital erledigt, bei der Anmeldung eines Autos sind es nur 44 Prozent. In mehr als der Hälfte der Fälle reihen sich Menschen lieber in die Warteschlangen der Zulassungsstellen ein - wobei sich so mancher die Zeit mit dem Smartphone vertreiben dürfte.
Digitalisierung: Wo es in Bayern gut läuft
Bayern macht es - wie gesagt - besser als die meisten anderen Bundesländer, was den zuständigen Digitalminister natürlich freut. Fabian Mehring (FW), seit knapp einem Jahr im Amt, kann darauf verweisen, dass die Online-Befragung erst im Mai dieses Jahres vorgenommen worden ist. Im Freistaat werden laut Mehring inzwischen fast 260 digitale Online-Dienste flächendeckend angeboten und dieser Weg werde weiter beschritten: „Eine effiziente, schnelle und innovative Staatsverwaltung, die zu jeder Tages- und Nachtzeit von überall aus zugänglich ist, stellt einen zentralen Wettbewerbsvorteil dar. Darüber hinaus ist die digitale Transformation der Verwaltung unser schärfstes Schwert, um endlich wirklich Bürokratie abzubauen sowie Prozesse schneller und bürgerfreundlicher zu gestalten.“
Völlig überraschen kann das Ergebnis des E-Government-Monitor 2024 nicht. Bei einer ähnlichen Umfrage des Branchenverbandes Bitkom im Frühjahr landete der Freistaat im Bereich „Verwaltung“ ebenfalls auf Platz zwei, ebenfalls hinter Hamburg. Der Digitalisierungs-Index von Bitkom beschäftigte sich indes nicht nur mit den Angeboten der Verwaltung. Weitere Kriterien waren digitale Infrastruktur und Wirtschaft. Hier lag Bayern weiter hinten, sodass in der Endabrechnung Platz drei heraussprang - hinter den Stadtstaaten Hamburg und Berlin.
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