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Bayern: Politiker lassen sich Organspende-Tattoo stechen

Landtag

Bayerische Politiker lassen sich tätowieren, um für die Organspende zu werben

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    Thomas Zöller (Freie Wähler), der Patientenbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, lässt sich ein Tattoo stechen.
    Thomas Zöller (Freie Wähler), der Patientenbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, lässt sich ein Tattoo stechen. Foto: Karl-Josef-Hildenbrand, dpa

    Ganz schön eng ist es in dem kleinen Tattoo-Studio in der Nähe des Gärtnerplatzes in München. Die Luft riecht nach Desinfektionsmittel, man hört das leise Surren der Maschine. Mittendrin sitzt Thomas Zöller (Freie Wähler), der Patienten- und Pflegebeauftragte der Staatsregierung. Zusammen mit sieben anderen Landtagsabgeordneten lässt er sich ein Tattoo stechen – in seinem Fall auf den Oberarm. Und das hat eine besondere Bedeutung. Das sogenannte OptInk-Symbol ist Teil einer Kampagne der gemeinnützigen Organisation „Junge Helden“ und soll die Zustimmung zur Organspende ausdrücken. Das Motiv besteht aus einem ganzen und zwei Halbkreisen und steht für das Wort „organ donor“, auf Deutsch „Organspender“. Jeder kann sich das Tattoo stechen lassen, manche Studios bieten es sogar kostenlos an.

    So sieht das OptInk-Tattoo aus.
    So sieht das OptInk-Tattoo aus. Foto: Fabian Sommer, dpa (Archivbild)

    Politiker sprechen sich für neue Lösung bei der Organspende aus

    Ganz gelassen sitzt Thomas Zöller auf der Liege. Es sei schließlich schon sein zweites Tattoo. „Man merkt‘s schon, aber man kann es aushalten“, sagt er, während die Tätowiererin ihm die ersten Linien unter die Haut sticht. Der 56-Jährige hat bereits 1997 seinen Organspendeausweis ausgefüllt. Der Anstoß sei damals über die Deutsche Knochenmarkspender-Datei gekommen. Mit einer Spende konnte er bereits einem genetischen Zwilling helfen. Was ihn auf die jungen Helden aufmerksam gemacht hat: ihre Forderung für eine Widerspruchslösung bei der Organspende. Dieses Thema sei auch schon bei den Freien Wählern stark diskutiert worden.

    In Deutschland gilt momentan die Entscheidungslösung. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bedeutet das, dass Organe und Gewebe der Person nach dem Tod nur entnommen werden dürfen, wenn die Person zu Lebzeiten zugestimmt hat. Sollte keine Entscheidung vorliegen, fällt diese Verantwortung auf die Angehörigen. In den meisten Ländern Europas gilt wiederum die Widerspruchslösung. Damit gilt jeder Mensch als Organspender oder Organspenderin, sofern er oder sie nicht ausdrücklich widersprochen hat.

    Organspende: In Bayern warten 1200 Menschen auf ein Organ

    Diese Lösung wünscht sich Zöller vorerst auch für Deutschland – und damit auch für Bayern. Denn es brauche mehr Organe. Aktuell warten laut dem Abgeordneten bayernweit etwa 1200 Menschen auf eine neue Niere, ein Herz oder eine Leber. Bisher haben sich dieses Jahr jedoch nur 118 Spenderinnen und Spender gefunden. (Stand September). Für die Widerspruchslösung hatte der Bundesrat bereits im Juli eine Gesetzesinitiative gestartet. Das übergeordnete Ziel der Freien Wähler ist eine „Erklär-Lösung“. Das würde bedeuten, dass jeder Mensch eine Entscheidung über eine Organspende treffen muss. „Mein Ziel ist es, dass jeder sich mit dem Thema beschäftigt“, sagt Zöller. Anhand von Beratungsoptionen, zum Beispiel beim Hausarzt, soll die Entscheidung „sorgfältig und in aller Ruhe“ gefällt werden.

    Während Thomas Zöller noch entspannter Miene ist, ist seine Parteifreundin Ulrike Müller aufgeregt. Es ist ihr erstes Tattoo. Auch sie ist bereits seit langer Zeit Organspenderin. „Mein Ausweis ist schon ganz fusselig, so lange liegt der schon in meinem Geldbeutel“, sagt die Allgäuerin. Als Zöller die Aktion ins Leben rief, habe sie „ganz spontan“ zugesagt. Ihre Beweggründe sind allerdings auch persönlich. Im nahen Familienkreis sei bereits eine Herztransplantation nötig gewesen. Auch die Augsburgerin Stefanie Schuhknecht (Grüne) und Marina Jakob aus Langweid bei Augsburg (Freie Wähler) ließen sich tätowieren, jeweils am Unterschenkel. Für die Aktion in München spendete jeder der Abgeordneten 100 Euro.

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