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Bayern hinkt beim Glasfaser-Ausbau hinterher: Warum?

Digitalisierung

Nicht mal jeder fünfte Haushalt in Bayern hat einen Glasfaser-Anschluss

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    Fast ganz Bayern ist mittlerweile mit schnellem Internet versorgt - sagt Minister Füracker. Doch einen Glasfaser-Anschluss hat nicht einmal jeder fünfte Haushalt.
    Fast ganz Bayern ist mittlerweile mit schnellem Internet versorgt - sagt Minister Füracker. Doch einen Glasfaser-Anschluss hat nicht einmal jeder fünfte Haushalt. Foto: Sina Schuldt, dpa

    Verschiedene Studien haben Bayern zuletzt bundesdeutsche Spitzenplätze im Hinblick auf Digitalisierung bescheinigt, doch ausgerechnet in einem zentralen Bereich wird aus dem Musterknaben ein Sitzenbleiber. Beim Ausbau des Glasfasernetzes belegt Bayern den vorletzten Platz, Baden-Württemberg und Berlin sind zusammen letzte. Ist also der lahme Freistaat schuld, wenn bei seinen Bürgern daheim das Internet „wackelt“? Der dafür zuständige Minister Albert Füracker hält dagegen: Mehr als 90 Prozent hätten schnelles Internet mit mehr als 100 Mbit, mehr als 70 Prozent könnten sogar auf zehnmal so hohe Übertragungsraten ab ein Gigabit zurückgreifen - wenn sie es nur täten.

    Das können Glasfaser-Leitungen

    Glasfaser-Verbindungen gelten als das Rückgrat des schnellen Internets. Die Datenübertragung mittels Lichtwellen wird in Zukunft immer wichtiger. Für den bayerischen Digitalminister Fabian Mehring (FW) sind schnelle Datenverbindungen im ganzen Land unabdingbar: „Überall, wo Menschen leben und arbeiten, muss vernünftiger Mobilfunk und schnelles Internet verfügbar sein.“ Er vertraue darauf, dass unter der Regie seines Kabinetts-Kollegen Füracker (CSU) „die Aufholjagd gelingt und er die bestehenden Lücken schließen kann“.

    Anlass der Aussage: Eine Marktanalyse des Bundesverbands Breitbandkommunikation hat ergeben, dass Bayern beim Glasfaserausbau dringend aufholen müsse. Die Ausbauquote liege bei lediglich 34 Prozent (Bundesdurchschnitt 43 Prozent), die Quote der tatsächlich angeschlossenen Haushalte bei nur 19 Prozent, das ist knapp jeder Fünfte. Das teilte der Verband am Mittwoch mit.

    Bayerischer Minister lobt ein Programm der Ampel-Regierung

    Tags darauf ging der für den Glasfaserausbau zuständige Minister Füracker im Wirtschaftsausschuss des Landtags zum Gegenangriff über: „Ich ärgere mich echt, das ist unfair.“ Was den Politiker besonders aufbrachte, ist der Standpunkt des Verbandes, dass staatliche Förderprogramme in Bayern den Fortschritt verlangsamen. Bayern hat laut Finanzministerium inzwischen mehr als 2,5 Milliarden Euro in den Glasfaserausbau gesteckt. Fast 1500 von 2000 bayerischen Kommunen sind laut Füracker in die Förderprogramme eingestiegen, bei denen Bayern auf die 50-Prozent-Förderung des Bundes noch einmal 40 Prozent drauflegt. Weil Berlin seine Zuschüsse zuletzt zusammengestrichen hat, werde sich der Ausbau verzögern, sagte Füracker. Dabei sei das von der Ampel aufgelegte Förderprogramm grundsätzlich gut - im Gegensatz zu früheren Programmen. Wenn es den Breitband-Unternehmen zu langsam gehe, „dann sollen sie doch selbst bauen“, schimpfte Füracker. „Aber das tun sie ja nicht.“ Der Freistaat müsse in die Bresche springen, obwohl das gar nicht seine Aufgabe sei.

    Experte: Darum zögern die Deutschen bei Glasfaser

    Für ganz Deutschland gilt das Ziel einer flächendeckenden Glasfaser-Versorgung bis 2030. Darauf wies Nick Kriegeskotte gegenüber unserer Redaktion hin. Nach Angaben des Experten vom Branchenverband Bitkom werden 90 Prozent des Ausbaus privatwirtschaftlich finanziert. Dazu braucht es genügend Nachfrage, ländliche Regionen haben schnell das Nachsehen. Hinzu kommt: Verbraucher, aber auch Unternehmen steigen nicht auf Glasfaser um, weil ihnen das bisherige Angebot genügt. Die meisten Internet-Technologien lassen sich mit dem heutigen Ausbau-Standard gut nutzen, erklärt Experte Kriegeskotte. Deutschlandweit würde nur ein Drittel bis ein Viertel der Kunden, die Glasfaser nutzen könnten, das auch tun. Dabei sei mit Blick auf neue Technologien klar: „Glasfaser ist die Zukunft“, ein Anschluss an dieses Netz werte jede Immobilie auf.

    Angesichts der Zurückhaltung befürchtet die Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, Stephanie Schuhknecht (Grüne): „Einen flächendeckenden Glasfaserausbau bis 2030 werden wir so nicht erreichen können.“ Schuhknecht fordert Anreize wie einen Gutschein in Höhe von 500 Euro bei Buchung eines Glasfaseranschlusses, um die Nachfrage zu steigern. „Doch das lehnt die Staatsregierung seit Jahren ab.“

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    8 Kommentare
    Peter Pfleiderer

    "die Quote der tatsächlich angeschlossenen Haushalte bei nur 19 Prozent, das ist knapp jeder Fünfte." - Das ist doch der entscheidende Punkt; brauche ich ein teures Update (mtl. Gebühren) von DSL auf Glasfaser? Warum will mir da die Grüne Frau Schuhknecht einen einmaligen 500 Euro Gutschein geben? Warum bin ich für die Grünen mit DSL nicht "modern"?

    Peter Pfleiderer

    >> „Glasfaser ist die Zukunft“, ein Anschluss an dieses Netz werte jede Immobilie auf. << - Der Artikel handelt nicht von neuen Bürogebäuden wo das sicher ein unbedingtes Erfordernis des Marktes ist; es geht um Haushalte !! Gibt es wirklich einen Wertzuwachs einer Wohnimmobilie durch Glasfaser gegenüber DSL? Erinnert mich etwas an die 750 Euro/qm Wertzuwachs beim Einbau einer Wärmepumpe; das Vokabular von "Sitzenbleiber" Bayern legt auch eher eine politische Auseinandersetzung nahe.

    Siegfried Herdegen

    Bei uns in Stadtbergen ist die ausführende Firma unfähig. Die Subunternehmer sind einfach nicht in der Lage die nötigen Fachleute herzubringen.

    Franz Xanter

    Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit ist sicherlich die eine Seite, aber Notwendigkeit ist auch ein Faktor. Und sicherlich benötigt eine Privatperson in der Regel nicht einen Giga-Anschluss. Viel wichtiger wäre die Digitalisierung im Sinne der Vernetzung und Realisierung voranzutreiben als immer nur auf den Glasfaseranschluss zu sehen.

    Rainer Schlerege

    Wozu brauche ich Glasfaser? Mein VDSL reicht für meine Belange voll aus und selbst das nutze ich nicht jeden Tag aus. Außer das es fast doppelt so teuer ist wie mein jetziger Tarif, was hätte ich für Vorteile?

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    Peter Zimmermann

    Wie lange halt noch, ich begann mal mit deinem 56k Modem bis irgendwann DSL 6000 möglich war. Heute haben wir zwar Glasfaser, aber ab dem grauen Kasten nur über die alte Telefonleitung. Gut es sind 25.000 möglich nur wehe ich sehe etwa Nachrichten und rufe parallel Mails ab dann bleiben die Nachrichten stehen. Der Traffic steigert sich durch Werbung , Tracking, Popups usw. immer mehr, da lief die erste 6000er VDSL noch besser wie heute die 25.000er und das wird vermutlich so weiter gehen, dass die nächsthöhere auch irgendwann nicht mehr reichen wird.

    Christian Werner

    Das einzige ohne Speedlimit in Deutschland ist die Autobahn…

    Christian Geirhos

    Ich hab einen Glasfaseranschluss im Haus und nutze trotzdem DSL. Weil ich nicht zu dem einzigen Anbieter gehen will, der gerade möglich wäre. Weil DSL100 locker ausreicht. Weil man Glasfasertarife nicht einfach buchen kann. Wenn gerade „das Vertriebsgebiet“ inaktiv ist kann ich selbst dann keinen Tarif buchen, selbst wenn ich wollte. Anstatt sich aus allem rauszuhalten, sollte die Politik mal den Ausbau selbst in die Hand nehmen. Über allem steht: habe ich als Anschlußnehmer keinen Mehrwert, wozu dann Glasfaser? Telefon, Teams, VPN braucht nur einen kleinen Bruchteil meiner Leitung. Beim Streaming und Downloads wird gedrosselt. Ich kann ja selbst die 100 Mbit nicht wirklich nutzen. Wozu dann 1000? Baut die Hürden ab, macht Glasfaser günstiger, steuert das alles zentral… dann liebe Politik wird’s vielleicht was.

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