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Bayern fördert Lilium: Lufttaxi-Zukunft oder Risiko-Investment?

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Freistaat macht Millionen für Flugtaxi-Unternehmen locker

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    Lilium kann wieder auf einen 100-Millionen-Euro-Kredit von Bund und Land als Anschubhilfe hoffen. Denn Bayern will zahlen.
    Lilium kann wieder auf einen 100-Millionen-Euro-Kredit von Bund und Land als Anschubhilfe hoffen. Denn Bayern will zahlen. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Jetzt also doch: Der Freistaat Bayern fördert das bayerische Lufttaxi-Unternehmen Lilium mit 50 Millionen Euro, sofern der Bund in gleicher Höhe einsteigt. Das Kabinett sei am Dienstag einer „industriepolitischen Leitentscheidung“ von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) einmütig gefolgt, wie dessen Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) am Dienstag sagte. Im Vorfeld scheint es an dieser Entscheidung innerhalb der Regierungskoalition auch Zweifel gegeben zu haben.

    Erst vor wenigen Tagen kritisierte CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek den eigentlich zuständigen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und warf ihm mangelndes Engagement vor. Hintergrund waren Berichte, wonach das in Oberpfaffenhofen angesiedelte Unternehmen mit einem Umzug nach Frankreich liebäugle. Zuvor hatte es vergeblich auf eine 100-Millionen-Euro-Finanzspritze von Bund und Land gehofft. Diese soll es nun doch bekommen.

    Wem der Fall bekannt vorkommt: Erst im Frühjahr hatte eine geplatzte Finanzhilfe für die baden-württembergische Lufttaxi-Firma Volocopter für einen handfesten Krach innerhalb der bayerischen Regierungskoalition gesorgt. Ministerpräsident Söder wollte eine 50-Millionen-Euro-Bürgschaft, um die Expansionspläne des Unternehmens zu fördern, das komplett nach Bayern ziehen sollte. Sein Wirtschaftsminister Aiwanger lehnte das als zu risikoreich ab und verwies darauf, dass zuvor schon das Land Baden-Württemberg zurückgeschreckt war. Die CSU kritisierte Aiwanger als zu zögerlich, Söder war nicht amüsiert - aber Aiwanger blieb hart.

    Krach zwischen CSU und Freien Wählern

    Diesmal ist es anders gelaufen, über die Gründe wollte Herrmann öffentlich nicht reden. Das berühre auch die Interna zweier Firmen, so der Leiter der Staatskanzlei. „Es waren unterschiedliche Entscheidungen in unterschiedlichen Fällen.“ Für den Steuerzahler könnte es dagegen durchaus interessant sein, wann der Freisaat Firmen unter die Arme greift. Schließlich kann das auch schief gehen.

    Erst in diesen Tagen räumte das Finanzministerium auf eine Anfrage des Grünen-Politikers Ludwig Hartmann ein, dass nach der Pleite des Touristikunternehmens FTI knapp 200 Millionen Euro im Feuer stehen, für die der Freistaat gebürgt hat. Mit dem Darlehen sollte der Reisekonzern in der Corona-Krise gestützt werden.

    Lilium dagegen gilt als Wette auf die Zukunft. Das Pionierunternehmen im Süden von München will mit einem vollelektrischen, senkrecht startenden und landenden Flugtaxi nach oben, die ersten Maschinen sollen 2026 an Kunden ausgeliefert werden. Aber das kostet erst einmal viel Geld. „Es geht darum, ein Unternehmen, das hier groß geworden ist, zu unterstützen, damit es den Sprung schafft“, sagt Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU). Er hatte schon zu den Befürwortern einer Staatshilfe für Volocopter gehört und damals Aiwanger Saumseligkeit vorgeworfen.

    Darum gibt es Geld für Lilium

    Doch diesmal ist der Freie-Wähler-Chef mit im Boot. Die 850 Arbeitsplätze, die Lilium jetzt schon in Oberpfaffenhofen bietet, sind für den Wirtschaftsminister ein starkes Argument. Hinzu komme das Risiko einer Abwanderung. Zudem, so das Wirtschaftsministerium, würde ein Erfolg Liliums den Luft- und Raumfahrtstandort stärken - und staatliches Engagement stärke das Vertrauen privater Investoren. Die beiden letztgenannten Punkte hätten sich auch im Fall von Volocopter anführen lassen. Der Lilium-Konkurrent ist übereinstimmenden Medienberichten zufolge nach wie vor auf der Suche nach Finanziers.

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