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Messerattacke in Aschaffenburg: Gleich mehrere Passanten schritten ein

Bayerischer Landtag

Gleich mehrere Passanten schritten bei der Messerattacke in Aschaffenburg ein

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    Trauer und Anteilnahme sind weiterhin groß nach der Messerattacke von Aschaffenburg.
    Trauer und Anteilnahme sind weiterhin groß nach der Messerattacke von Aschaffenburg. Foto: Daniel Vogl, dpa

    Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat bei dem Messerattentat vor einer Woche in Aschaffenburg das mutige Eingreifen gleich mehrerer Passanten einigen Kindern das Leben gerettet. Der verdächtige 28-jährige Afghane habe die Kindergartengruppe, die in einem Aschaffenburger Park unterwegs war, offenbar zunächst verfolgt und dann gezielt angegriffen, sagte Herrmann im Innenausschuss des Landtags, als er neue Details zu der Attacke nannte. Dabei war unter anderem ein zweijähriger Junge, der am Mittwoch in Marokko beigesetzt werden sollte, gestorben; ein zweijähriges Mädchen wurde schwer verletzt.

    Weil zunächst die Erzieherin und dann zwei Passanten den Täter attackierten, habe der Mann von den weiteren Kindern der Gruppe abgelassen, so Herrmann. Ein 41-Jähriger, der zufällig mit seinem zweijährigen Sohn in dem Park unterwegs war, wurde dabei tödlich verletzt. Wann er beigesetzt wird, steht noch nicht fest. Als weitere Passanten gegen den Täter vorgingen, habe dieser die Flucht ergriffen und wurde nur wenige Minuten später von der Polizei gefasst. „Die Tatsache, dass mehrere Passanten den Mut hatten, auf den Täter loszugehen, hat eine Wirkung gehabt und wohl mehreren Kindern das Leben gerettet“, sagte der Innenminister. Dieser Mut verdiene größten Respekt.

    Der Tatverdächtige von Aschaffenburg hat sich bislang nicht geäußert

    Zum Tatmotiv konnte Herrmann keine neuen Details nennen. Der Tatverdächtige, der derzeit in der geschlossenen Psychiatrie im Bezirkskrankenhaus Lohr in Unterfranken einsitzt, habe sich bislang nicht geäußert. Hinweise auf politische oder religiöse Motive gebe es aber nach wie vor nicht.

    In einer meist sachlichen Ausschuss-Debatte wehrte sich Herrmann zudem gegen Kritik an bayerischen Behörden und Sicherheitskräften, die Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch im Bundestag wiederholte. So habe die Polizei bis zum Tag der Tat „keinen vollstreckbaren Haftbefehl“ gegen den Mann gehabt. Die insgesamt 18 Straftaten, die dem mutmaßlichen Täter seit seiner Ankunft Ende 2022 in Bayern vorgeworfen wurden, hätten mangels Schwere für eine Verhaftung nicht ausgereicht. Verurteilt wurde er zweimal – wegen einfacher Körperverletzung und Schwarzfahren.

    Dreimal hatte die Polizei den Mann auch wegen möglicher Fremdgefährdung in die Psychiatrie gebracht. „Er wurde jeweils nach wenigen Tagen wieder entlassen, weil dies von den behandelten Ärzten so entschieden wurde“, so Herrmann. In Bayern gebe es jährlich rund 8000 polizeiliche Überstellungen in die Psychiatrie wegen möglicher Fremdgefährdung. Eine engmaschige Überwachung dieser Personen nach einer Entlassung sei unmöglich.

    Nach der Messerattacke hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigt, das Gesetz „härten“ zu wollen, in dem der Freistaat unter anderem die Unterbringung psychisch Kranker regelt. „Wir werden das Thema Psychiatrie, das PsychKHG, noch einmal für uns überprüfen und es härten“, sagte er. Der Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK) kritisiert den Vorstoß nun. „Die aktuellen Forderungen der CSU erinnern in ihrer Grundhaltung bedenklich an vergangene Zeiten, in denen psychisch erkrankte Menschen als ,Gefahr‘ für die Gesellschaft stigmatisiert wurden. Besonders im Kontext der NS-Zeit zeigt die deutsche Geschichte eindrücklich, wohin derartige Denkweisen führen können“, sagte die kommissarische Vorsitzende des BApK, Heike Petereit-Zipfel. „Stattdessen müssen wir uns fragen, wie wir eine Gesellschaft schaffen können, die Betroffene frühzeitig unterstützt, Krisen deeskaliert und ihnen eine Perspektive gibt.“

    Laut Innenminister Herrmann scheiterte eine Abschiebung des Täters auch an bulgarischen Regularien

    CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek wies die Anschuldigungen zurück. „Den Kontext hier mit der NS-Zeit herzustellen, ist völlig unangemessen und indiskutabel. Wenn am helllichten Tag in einem Stadtpark ein zweijähriges Kind von einem mutmaßlich schwer psychotisch erkrankten Täter erstochen wird, ist es Aufgabe und Pflicht der Politik, bestehende Gesetze zu überprüfen und an die neue Lage anzupassen.“ Niemand wolle „psychische Erkrankungen per se stigmatisieren“

    Innenminister Herrmann sagte im Ausschuss ferner, eine Abschiebung des Täters im „Dublin-Verfahren“ nach Bulgarien im Sommer 2023 sei auch an bulgarischen Regularien gescheitert: „Bulgarien übernimmt nur Personen, deren Abschiebung neun Tage zuvor angekündigt wird.“ Die rechtskräftige Mitteilung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) an die Ausländerbehörde in Unterfranken sei jedoch Ende Juli 2023 nur sechs Tage vor Ablauf der festgelegten Frist eingegangen.

    Auch den Vorwurf einer verpassten Abschiebung nach dem Abschluss des Asylverfahrens Ende 2024 wies Herrmann zurück: „Abschiebehaft war nach der aktuellen Rechtslage nicht möglich.“ Gerichte erlaubten diese nur „bei einer realistischen Abschiebeperspektive“. Diese gebe es bei Afghanistan derzeit aber nicht, so der Innenminister. Der Ausreisewunsch des Mannes sei für die zuständigen Behörden zudem glaubhaft gewesen. (mit dpa)

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    2 Kommentare
    Viktoria Reissler

    "„Die Tatsache, dass mehrere Passanten den Mut hatten, auf den Täter loszugehen, hat eine Wirkung gehabt und wohl mehreren Kindern das Leben gerettet“, sagte der Innenminister. Dieser Mut verdiene größten Respekt."..................................................................................................................Man muss auch ehrlich zugeben, dass es oft Männer mit Migrationshintergrund sind, die da mutig einschreiten und den Täter ausschalten! Diese Menschen sind oft noch nicht so verweichlicht wie unsere Jugend. Und genau deshalb muss man eben unterscheiden zwischen gut integrierten Migranten und solchen, die nur Interesse an unserem Sozialsystem haben. Ansonsten leiden auch die gut Integrierten unter der sich drehenden Stimmung..............................und ich kenne persönlich sehr viele gut integrierte Ausländer, die sagen genau das............

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    Michael Müller

    Frau Reissler, was geben Sie da von sich!? Wen meinen Sie mit „verweichlicht wie unsere Jugend?“ Der Mann, der sein Leben für das Kind geopfert hatte, heißt Kai-Uwe Danz. Ein Ehrenmann, leider hat seine eigene Familie nichts mehr davon.

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