Für Bairisch ist der Weg schon bereitet, jetzt soll auch die schwäbische Mundart geadelt werden. Dialektschützer im Freistaat haben beim Bayerischen Landtag den Antrag gestellt, Schwäbisch vom Dialekt zur eigenen Sprache zu erheben.
Der Förderverein Bairische Sprache und Dialekte (FBSD) hatte die Landespolitik kürzlich gebeten, beim Bundestag die Aufnahme des Bairischen in die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen zu beantragen. Mehr als 15.000 Menschen unterstützen die Forderung, indem sie eine Petition im Internet unterschrieben haben. „Wir haben unseren Antrag um das Alemannisch-Schwäbische wie auch um das Fränkische erweitert“, erklärt jetzt Claudia Geiswald, Schriftführerin beim FBSD. Warum? „Nur noch rund ein Drittel der Menschen in Schwaben spricht Dialekt, in Franken ist es ähnlich. Durch den Schutzstatus erhoffen wir uns mehr Aufmerksamkeit gegenüber unserem tausend Jahre alten Kulturgut Sprache“, heißt es aus dem Verein. „Dialekt zu reden, sollte nichts ,Anrüchiges‘ sein, sondern selbstverständlich.“
Adam und Eva gibt es auch auf Schwäbisch
Sprachwissenschaftler Klaus Wolf, Professor für Literatur und Sprache in Bayern an der Universität Augsburg, unterfüttert den Antrag mit einem Expertengutachten. Damit ein Dialekt zur Sprache „befördert“ werden kann, müssen Grammatiken und Wörterbücher existieren. Wolf zufolge gibt es für Schwäbisch und Fränkisch mehrere solcher Sammlungen. Hinzu kämen zahlreiche Dichtungen und Editionen. „Das Schwäbische als Literatursprache ist sogar seit dem späten 18. Jahrhundert mit Sebastian Sailer bestens dokumentiert“, schreibt Wolf. Der Schriftsteller aus Weißenhorn, geboren 1714, hatte 1784 die „Schwäbische Schöpfung“ veröffentlicht. Sie erzählt die Geschichte von Adam und Eva komplett im Dialekt.
Wird ein Dialekt in die Europäische Charta aufgenommen, erwächst daraus die Pflicht, die jeweilige neue Sprache gezielt zu bewahren. Wie, bliebe der bayerischen Staatsregierung überlassen. Der FBSD, mit 3000 Mitgliedern der größte Sprachverein Bayerns, hat schon ein paar Vorschläge: „In unseren Augen muss der Schwerpunkt in der frühkindlichen Erziehung, in Kita, Kindergarten und Schule liegen. Hier findet die kindliche Sprachentwicklung statt.“ Der Verein hat bereits Lernmaterialien erstellt, die Grundschulen nutzen können. Und er wünscht sich mehr staatliche Förderung für Projekte mit dem Ziel, Sprache zu schützen.
Dialekt-Experte Klaus Wolf ist zuversichtlich, dass sich Menschen, die neben Hochdeutsch auch Schwäbisch, Bairisch oder Fränkisch beherrschen, bald als „zweisprachig“ bezeichnen können. „Wenn der Landtag sich da einig ist, dann setzt er das auch durch“, sagt Wolf. Subbr Sach!
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