Ist ein weiterer Braunbär nach Bayern ausgewandert? Diese Frage warfen zuletzt Tatzenabdrücke auf, welche in Oberbayern im Schnee gesichtet wurden. Schnell war klar: Es handelt sich dabei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um die Spuren eines Braunbären. Das teilte das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg mit. Die Spuren hat der Bär demnach am vergangenen Wochenende in den Landkreisen Rosenheim und Miesbach hinterlassen. Eine Identifizierung des Bären ist durch die Tatzenabdrücke allerdings nicht möglich. Nun hat der Bär allerdings für weitere, tödliche, Spuren gesorgt.
Oberbayern: Bär tötet zwei Schafe bei Rosenheim – und zeigt sich wohl scheu vor Menschen
Im Landkreis Rosenheim hat der Bär zwei Schafe gerissen. Ein drittes hatte so schwere Verletzungen, dass es getötet werden musste. Das LfU teilte mit: "Anhand der Erstdokumentation der äußeren Verletzungen der Tiere und vor Ort aufgefundener Trittsiegel kann dieser Vorfall einem Bären zugeordnet werden".
Zu einer Begegnung zwischen Mensch und Bär kam es in Bayern seit der Entdeckung der Spuren nicht. Nach ersten Erkenntnissen des Bayerischen Landesamt für Umwelt soll sich der Braunbär gegenüber Menschen scheu verhalten.
Braunbär-Spuren in Bayern: Letzter Hinweise im Sommer 2022
Das Landesamt für Umwelt teilte mit, dass die Behörden, Vertreter von Nutztierhaltern und Interessenverbände sofort von der Sichtung der Bären-Spuren unterrichtet wurden. Dabei verwies es auf bestimmte Verhaltensregeln beim Umgang mit Wildtieren, welche auf der eigenen Website nachzulesen seien.
Die letzten hinweise auf einen Braunbären hatte es in Bayern im Sommer 2022 gegeben. Damals war es ebenfalls nicht möglich, die Identität des Bären herauszufinden. "Die Qualität der damals gefundenen Proben war für eine Individualisierung nicht ausreichend", hieß es zu dieser Zeit. In der Region Tirol hatte der Bär 15 Schafe gerissen, Spuren wurden danach in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen und zwischen Tirol und Reutte gefunden.
Hinweise auf Bär in Bayern: Kommt der Braunbär aus Trentino?
Die nächste Population von Braunbären findet sich etwa 120 Kilometer von Bayern entfernt im norditalienischen Trentino. Die Region kam im Bezug zu Bären zuletzt in die Schlagzeilen. Vor rund zwei Wochen war ein Jogger im Val di Sole von einer Bärin attackiert und getötet worden. Die Identifizierung durch DNA-Spuren führte zu der Erkenntnis, dass es sich bei der Bärin um Gaia handelte, die Schwester des früher als "Problembär" bekanntgewordenen Bruno, der 2006 in Bayern erschossen wurde.
Die Landesregierung hatte nach dem tödlichen Angriff die Erschießung der Bärin angeordnet. Ein italienisches Gericht in Trentino entschied allerdings, dass die Bärin vorerst nicht abgeschossen werden darf. Tierschutzorganisationen hatten zuvor Berufung eingelegt, der stattgegeben wurde. Am 11. Mai soll endgültig entschieden werden, was mit Gaia passiert.
Klar ist unterdessen, dass Braunbären teilweise weit umherstreifen. Das gilt vor allem für Männchen, die auf der Suche nach Weibchen sind. Bei ihren Suchen können sie mehrere Monate, oder sogar Jahre, unterwegs sein. Es ist also durchaus möglich, dass ein Braunbär aus dem Trentino nach Bayern gekommen ist. Das Landesamt für Umwelt geht aber nicht davon aus, dass sich Braunbären im Freistaat dauerhaft ansiedeln.