Nach der Ankündigung des Autozulieferers Preh zum Abbau von 420 seiner 1700 Arbeitsplätze am unterfränkischen Standort Bad Neustadt an der Saale will Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) die Region besuchen. Er wolle nach neuen Chancen für die betroffenen Beschäftigten und die Wirtschaftsregion suchen, teilte sein Ministerium am Dienstagabend mit. Ziel sei nicht nur, die Hauptverwaltung und das Entwicklungszentrum zu halten, sondern auch die industriellen Strukturen und einschlägigen Fertigungs-Know-hows im Landkreis Rhön-Grabfeld zu sichern.
"Der Arbeitsplatzabbau von Preh verstärkt die Probleme in der Region, diese Fälle häufen sich. Es ist ein fatales Signal, wenn jetzt ein Hersteller von Bauteilen für Elektroautos Mitarbeiter entlassen muss", sagte Aiwanger laut Mitteilung. "Es ist gut für die Belegschaft von Preh, dass der Arbeitsplatzabbau sozialverträglich ist, aber es ist schlecht für die Region, wenn Arbeitsplätze für immer verschwinden, und das bei einem seit 100 Jahren ansässigen Betrieb."
Es brauche einen besser abgestimmten Weg zur CO2-Reduzierung im Verkehrsbereich als ihn der Bund einschlage. Die Nachfrage nach E-Autos sei mit dem abrupten Ende der Förderung eingebrochen. "Hätte man gleich auf Technologieoffenheit gesetzt, sähe es heute bei Bayerns Zulieferindustrie besser aus." Berlin und Brüssel müssten sich besinnen und sich mehr um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen kümmern anstatt um neue Vorgaben. "Ohne bessere Rahmenbedingungen und geringere Kosten werden unsere Produktionsbetriebe nicht überleben. Um Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, müssen wir uns hinsichtlich Abgabenbelastung und Energiekosten an unseren Nachbarländern in Europa orientieren."
Vorstandschef Zhengxin Cai hatte am Dienstag gesagt, der Umsatzrückgang habe sich im ersten Quartal "deutlich beschleunigt, insbesondere bei Komponenten für Elektrofahrzeuge. Zugleich leidet unsere Wettbewerbsfähigkeit unter den im internationalen Vergleich hohen Kosten für Energie und Arbeit in Deutschland." Der Stellenabbau treffe alle Bereiche und Funktionen und werde bis Jahresende angegangen. Nach jahrelangen Verlusten und Kurzarbeit müsse das Unternehmen jetzt gegensteuern.
Die IG Metall Schweinfurt kündigte Widerstand an. Der Erste Bevollmächtigte Thomas Höhn sagte: "Die Entwicklungen bei Preh zeigen leider erneut sehr deutlich, wie immens groß die Herausforderungen in der Region sind." Preh gehört zum chinesischen Joyson-Konzern, beschäftigt rund 7400 Mitarbeiter und hat vergangenes Jahr 1,7 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet.
(dpa)