Egal, ob ein Seniorentreff betrieben, ein Garten gepflegt, eine Asylbewerberfamilie betreut werden soll, Hilfe für den Verkauf im Weltladen gesucht wird oder der Kirchenchor eine Sopranistin braucht: Eine, so scheint es, hat in Pfronten im Landkreis Ostallgäu (fast) immer Zeit und Lust: Elke Bansa, die für ihre vielfältigen Einsätze nun mit unserer Silberdistel geehrt wird, einer Auszeichnung für besonderes Engagement.
Von ihrer Erfahrung als Krankenpflegerin profitiert sie
Seit sie sich 2001 fest in der Gemeinde niedergelassen hat, die sie schon von Kindertagen an kennt und schätzt, engagiert sie sich in vielen Bereichen. Ihren erlernten Beruf als Krankenpflegerin – sie war jahrzehntelang in der Altenpflege tätig – setzt sie dabei ebenso ein wie ihren einstigen heimlichen Wunsch, Gärtnerin zu werden. "Das hätte mein Vater niemals zugelassen“, erzählt die heute 82-Jährige. "Das wäre unter seinem Niveau gewesen.“ Der evangelische Geistliche hatte sich gewünscht, dass seine Kinder in seine Fußstapfen treten.
Immerhin führte Bansa nach dem Umzug nach Pfronten der Weg direkt in die evangelische Kirchengemeinde, wo sie lange die wöchentlichen Seniorennachmittage veranstaltete, einen Spielekreis ins Leben rief und bis heute im Kirchenchor singt und sich bei Veranstaltungen engagiert. Bis zu den Wahlen im Herbst gehört sie auch noch dem Kirchenvorstand an. Bei der Pflege des Pfarrgartens setzte sie 20 Jahre lang ihren grünen Daumen ebenso ein, wie anschließend im Alpengarten, einem Kleinod, das sie gemeinsam mit einem Ehepaar betreut.
Das Gärtnern ist eine ihrer Leidenschaften
Auch hier zeigt sich immer wieder ihre zweite große Leidenschaft neben der Gärtnerei: das Interesse an Menschen und deren Wohlbefinden. "Ich rede zwar sehr gerne“, sagt die gebürtige Berlinerin, "aber ich kann auch sehr gut zuhören“. So unterhält sie sich nicht nur gerne mit Urlaubern im Alpengarten, sie erinnert sich auch noch deutlich an ein Gespräch mit einem Patienten der Fachklinik Allgäu, der um seine Frau trauerte. Nach dem ausgiebigen Austausch hat sich der Rehapatient herzlich bei ihr bedankt: "Das Gespräch mit Ihnen hat mir mehr geholfen, als die ganze Gesprächstherapie“, erinnert sie sich noch deutlich an seine Worte. "Ich glaube, es gibt viele Menschen, die gerne etwas erzählen würden – aber keiner hört zu.“
Im Hospizverein südliches Ostallgäu stand sie elf Jahre lang Menschen im Spätherbst ihres Lebens bei, erst Anfang dieses Jahres gab sie das Engagement auf: Die Zeit reichte einfach nicht mehr. Zur Stelle war sie natürlich auch, als vor zehn Jahren in Pfronten immer mehr Asylbewerber untergebracht wurden. Viel Zeit, Energie und Geld investierte sie in eine afghanische Familie und den Kampf mit der deutschen Bürokratie. Der Lohn: "Aus allen drei Kindern ist etwas geworden“, sagt Bansa stolz.
Die bürokratischen Auflagen ärgern sie
In der bayerischen Ausprägung lernte sie die Bürokratie dann auch noch kennen, als sie begann, ehrenamtlich Senioren zu betreuen. Die Behörden forderten dafür eine bestimmten Ausbildung. "Und das nach 30 Jahren in der Gerontologie!“, kann sich Bansa darüber bis heute aufregen. Doch sie fand einen für alle akzeptablen Weg zur nötigen Bescheinigung. So lädt sie jeden Dienstagnachmittag gemeinsam mit zwei Helferinnen zum "Hoigarte“ der Nachbarschaftshilfe NUZ in den Treff "Tirolers Pauli“ ein. Inzwischen hat sie für einen Dienstag im Monat eine Vertreterin gefunden, muss also nicht mehr jede Woche für die muntere Runde lebenserfahrener Pfrontenerinnen und Pfrontener zur Verfügung stehen.
Ihre 30 Jahre in der Seniorenpflege hatte Bansa nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester in einem Seniorenstift in Kronberg im Taunus gearbeitet, bis dieses schloss. Arbeitslos geworden, zog sie nach Pfronten, wo ihre Mutter bereits 1938 ein kleines Ferienhäuschen gekauft hatte. In den Kriegs- und Nachkriegsjahren von 1943 bis 1946 fand sie dort Zuflucht vor dem Bombenhagel und den Schrecken des Kriegs in Berlin. "Das hat bei mir eine bleibende Erinnerung hinterlassen: Da wollte ich wieder hin“, erinnert sie sich an die Kinderjahre in Pfronten. Nach dem Krieg zog die Familie mit dem Vater zu dessen jeweiligen Einsatzstellen quer durchs Land. Das Unruhe-Gen, so scheint es, hat Elke Bansa auch an ihre Töchter im Alter von 51, 52 und 63 Jahren vererbt, von deren Vater sie sich bereits kurz vor der Silberhochzeit getrennt hatte. Heute leben diese mit ihren Familien in Darmstadt, Stuttgart und auf Sizilien. Umso herzlicher fallen die Familientreffen aus, sagt Bansa, die auch schon einen Urenkel hat.
Sollte Bansa einmal selbst Unterstützung brauchen, kann sie auf den Verein NUZ bauen: Durch ihren Einsatz dort hat sie ein gut gefülltes Stundenkonto, auf das sie zurückgreifen kann, erzählt sie. Einmal, als eine der vier Hauswirtschafterinnen des Vereins noch Stunden übrig hatte, machte sie davon schon Gebrauch. Aber erst einmal will sie ihr eigenes Engagement bei NUZ, in der Kirchengemeinde und dem Weltladen fortsetzen. "So lange es eben geht.“
Das ist unsere Silberdistel:
Auszeichnung: Mit der Silberdistel ehrt unsere Redaktion seit vielen Jahren Menschen aus der Region für ihr besonderes bürgerschaftliches Engagement.
Kunst: Der Preis besteht aus einer Urkunde und einer kunstvoll in Silber gearbeiteten Distelblüte, die eigens in der Alten Silberschmiede in Augsburg angefertigt wurde.
Vorschläge: Jede Leserin, jeder Leser kann Vorschläge für unsere Auszeichnung machen. Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner finden sich in unseren Lokalredaktionen.