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Ausbruch in Straubing: Straftäter noch immer auf der Flucht

Niederbayern

„Gefährliche“ Straftäter aus Straubing sind noch immer auf der Flucht

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    Vier Männer sind am Samstagabend im niederbayerischen Straubing aus einer geschlossenen Klinik entflohen. Laut Polizei laufen umfangreiche Fahndungsmaßnahmen.
    Vier Männer sind am Samstagabend im niederbayerischen Straubing aus einer geschlossenen Klinik entflohen. Laut Polizei laufen umfangreiche Fahndungsmaßnahmen. Foto: Armin Weigel, dpa

    Die vier Straftäter, die am Samstag aus einer geschlossenen Klinik in Straubing geflohen sind, sind weiterhin auf der Flucht. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Niederbayern sind am Samstag kurz nach 21 Uhr vier männliche Insassen aus dem Bezirkskrankenhauses (BKH) entwichen.

    Den Erkenntnissen nach überwältigten und schlugen die vier Männer einen Mitarbeiter im Bezirkskrankenhaus und zwangen ihn, mit ihnen in den Eingangsbereich zu gehen. Aufgrund von vier hintereinander geschalteten Sicherheitstüren hätten die Männer nicht entkommen können. Mit einem spitzen Gegenstand hätten sie dem Mitarbeiter gedroht, ihn zu töten, sollten die Türen nicht geöffnet werden. Nachdem der Sicherheitsmitarbeiter die Schleuse geöffnet hatte, hätten die Männer den verletzten Mitarbeiter zurückgelassen und seien zu Fuß geflohen.

    Noch in der Nacht nahmen Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei die Ermittlungen wegen Verdachts auf Geiselnahme und gefährliche Körperverletzung auf. Inzwischen hat die Polizei zur Fahndung Lichtbilder der Flüchtigen veröffentlicht. Die Fahndung läuft noch immer auf Hochtouren.

    Nach Flucht aus psychiatrischer Klinik: Ermittlungen im Umfeld der Straftäter

    Im Großraum Straubing ist die Polizei mit einem Großaufgebot im Einsatz. Rund 100 Beamte hätten in der Nacht zum Sonntag nach den Männern gefahndet, unter anderem mit einem Polizeihubschrauber und Suchhunden. Inzwischen hätten die Beamten die Gebietsabsuche eingeschränkt. Man suche etwa, wenn es entsprechende Hinweise aus der Bevölkerung gebe. Ferner werde im sozialen Umfeld der Flüchtigen ermittelt, etwa mittels Befragungen oder Durchsuchungen. Auch überregional wird nach den Flüchtigen gesucht. Kripo und Staatsanwaltschaft ermittelten wegen Verdachts auf Geiselnahme und gefährliche Körperverletzung.

    Die Männer im Alter von 27, 28 und 31 Jahren sind nach Angaben der Polizei als „gefährlich“ einzuschätzen. Ärzte und Sicherheitskräfte gingen jedoch nicht davon aus, „dass sie ohne konkreten Anlass Dritte gefährden oder verletzen“, hieß es. Ein Patient sei wegen Diebstahlsdelikten, ein weiterer wegen Körperverletzung im Drogenmilieu sowie Diebstahlsdelikten und zwei Patienten wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und Körperverletzung im Drogenmilieu verurteilt worden. Einer der Männer habe kurz zuvor einen sogenannten Lockerungsmissbrauch begangen: Er sei von einem Freigang nicht zurückgekehrt und habe von der Polizei aufgegriffen und zurückgebracht werden müssen, so die Polizei. Bei drei Patienten sei geplant gewesen, den Abbruch der Therapie anzuregen. Beim vierten Patienten sei kein Therapieabbruch vorgesehen gewesen.

    Die Polizei bittet weiterhin, keine Anhalter mitzunehmen, oder sich den Flüchtigen zu nähern. Dennoch setzten die Ermittler auf die Mithilfe der Bevölkerung. Fast aus ganz Deutschland sind laut Polizei Hinweise eingegangen. Jeder einzelne Hinweis werde überprüft.

    Geflohene Straftäter in Straubing: BKH Straubing ist „sehr sichere Einrichtung“

    BKH-Chefarzt Joachim Nitschke sagte, man sei sich darüber bewusst, dass das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger durch die Vorfälle vom Wochenende gelitten habe. „Dafür habe ich Verständnis und bedauere diesen Umstand. Dennoch ist darauf hinzuweisen, dass das BKH Straubing eine sehr sichere Einrichtung ist, bei der es, verglichen mit dem Bundesdurchschnitt, zu sehr wenigen Lockerungsmissbräuchen kommt.“ Nitschke regte an, Regularien zu erarbeiten, um bei einem empfohlenen Therapieabbruch seitens der Klinik Patienten früher in eine Justizvollzugsanstalt verlegen zu können. In diesem Fall hätten die Mitarbeiter den Sicherheitsbestimmungen entsprechend gehandelt.

    Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) forderte am Sonntag eine detaillierte Aufarbeitung des Vorfalls sowie Konsequenzen. „Vom Maßregelvollzug darf keine Gefahr für die Bevölkerung und die Mitarbeiter in den forensischen Kliniken ausgehen“, sagte die Ministerin. Die Sicherheitskonzepte in den Einrichtungen müssten bayernweit verschärft und verbessert werden, so die Ministerin. Dazu gehöre die Weiterentwicklung von Geisellage-Szenarien und Schulungen für die Mitarbeiter. Es müsse auch geprüft werden, ob in bestimmten Fällen Therapieabbrüche und eine Überstellung in die Justizvollzugsanstalten schneller rechtssicher stattfinden können. „Solche Ausbrüche dürfen nicht wieder passieren“, sagte Scharf.

    Im Maßregelvollzug werden Personen untergebracht, die aufgrund von Schuldunfähigkeit oder verminderter Schuldfähigkeit, nicht in den regulären Strafvollzug und somit nicht in ein Gefängnis eingewiesen werden, etwa infolge einer psychischen Erkrankung oder Sucht. Das Bezirkskrankenhaus Straubing ist nach eigenen Angaben eine Fachklinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie. Unter der Trägerschaft des Bezirks Niederbayern erfüllt die Klinik den gesetzlichen Auftrag des Maßregelvollzugs und bietet insgesamt 230 Therapieplätze an. (mit dpa)

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    2 Kommentare
    Franz Xanter

    Ich kann mir nicht helfen, aber was hier alles in die Kategorie "Krank" gepackt wird, erscheint mir überladen. Vier als gefährlich eingestufte Straftäter, welche durchgeplant und professionell ihre Flucht planten, einschl. der berichteten Geiselnahme, erscheint mir definitiv nicht mit dem Begriff "Krank" vereinbar.

    Viktoria Reissler

    Das Einfachste, um die Bevölkerung zu schützen wäre doch wohl, die Bilder der Ausbrecher zu veröffentlichen!

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