Der Roman „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" des Schweden Jonas Jonasson hat Millionen von Menschen bestens unterhalten. Erzählt wird, wie ein rüstiger Greis aus dem Altersheim ausbüxt, etliche Gangster ausschaltet und um eine stolze Summe erleichtert. Moral von der Geschicht': Unterschätze bloß die Alten nicht. Das hat auch eine Betrügerbande erfahren, die es mit einer hundertjährigen Augsburgerin zu tun bekam.
Die über 100-Jährige durchschaute das falsche Spiel
Am 1. September vor einem Jahr war es, als bei Margareta Fischer das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung war angeblich die Enkelin, die nach einem Unfall 80.000 Euro Kaution benötigte. "Enkeltrick" heißt die fiese Masche. Mal geben sich die Täter als Verwandte aus, mal als Polizeibeamte. Mehr als 800.000 Betrugsdelikte registrierte das Bundeskriminalamt 2022, die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein. Selbst der bekannte Kriminologe Christian Pfeiffer, 79, wäre ums Haar hereingefallen.
Nicht aber Margareta Fischer. Die über 100-Jährige durchschaute das falsche Spiel schnell und drehte mithilfe ihrer Nachbarn Anna Nolde und David Kulot sowie der Polizei den Spieß um. Zuerst wurden die Betrüger hingehalten und dann nach allen Regeln der Kunst aufs Kreuz gelegt. Obwohl nicht mehr gut zu Fuß, machte sich Margareta Fischer selbst auf den Weg zur Geldübergabe. In ihrem Stoffbeutel befanden sich allerdings keine Wertsachen, sondern Klopapierrollen. Als die Täter sich die Beute schnappen wollten, griff die Polizei zu.
Courage-Medaille für Margareta Fischer
Der Roman vom Hundertjährigen endet auf Bali, die wahre Geschichte von Margareta Fischer, Anna Nolde und David Kulot enthält eine Einladung nach München. Dort überreichte Innenminister Joachim Herrmann am Montag 31 Bürgerinnen und Bürgern die Courage-Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit. Glückwunsch!