Die Vorwürfe gegen den Augsburger Landtagsabgeordneten Linus Förster haben weit gravierendere Ausmaße als bislang angenommen. Die Augsburger Staatsanwaltschaft hat am Freitagmorgen mitgeteilt, dass sie den ehemaligen schwäbischen SPD-Chef neben der vorsätzlichen Körperverletzung und illegaler Filmaufnahmen auch des Besitzes kinderpornografischer Schriften und des sexuellen Missbrauchs widerstandsunfähiger Personen beschuldigt.
Letztere Formulierung wird von den Juristen gewählt, wenn es um den Missbrauch von Menschen geht, die nicht in der Lage sind, sich zu wehren. Das können Behinderte sein oder Opfer, die mit Ko-Tropfen oder Drogen außer Gefecht gesetzt worden sind.
Das ist Linus Förster
Linus Förster heißt eigentlich Heinrich Linus Förster. Den "Heinrich" hat er allerdings abgelegt.
Förster wurde am 2. August 1965 in Augsburg geboren.
Er ging in Augsburg zur Schule, machte sein Abitur und studierte danach an der Uni Augsburg Politik, Geschichte und Volkswirtschaft.
Seine Doktorarbeit verfasste er zum Thema "Systemtransformation am Beispiel der ehemaligen Sowjetrepublik Belarus".
15 Jahre lang war Förster Vorsitzender des Stadtjugendrings Augsburg.
Seit 2003 saß der Augsburger für die SPD im Bayerischen Landtag. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der Uni Augsburg.
Förster war im Landtag stellvertretender Vorsitzender des Auschusses für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie regionale Beziehungen, Vorsitzender des Arbeitskreises für Bundes- und Europaangelegenheiten der SPD-Fraktion und jugendpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Zudem war er Mitglied im Landesvorstand der Bayern-SPD und Bezirksvorsitzender der SPD in Schwaben.
Privat sind Musik und Theater seine Welt. Er spielt in den Bands "Hopfenstrudel" und "Real Deal" die Backgroundgitarre.
Förster ist nicht verheiratet.
Nach Informationen unserer Redaktion soll es im Fall Förster um schweren sexuellen Missbrauch gehen, der sogar auf einem Video zu sehen ist. Die Staatsanwaltschaft bestätigte zugleich einen Bericht unserer Zeitung, dass Linus Förster, 51, am Donnerstagabend verhaftet worden ist. Die Auswertung der beschlagnahmten Unterlagen und Datenträger und weitergehende Ermittlungen hätten den dringenden Verdacht weiterer Straftaten ergeben.
Linus Förster sitzt jetzt in Untersuchungshaft
Nachdem der Landtag am Mittwochabend auf Antrag der Staatsanwaltschaft Augsburg die Immunität des Landtagsabgeordneten aufgehoben hatte, erließ die Ermittlungsrichterin des Amtsgerichts Augsburg laut Staatsanwaltschaft Haftbefehl wegen schweren sexuellen Missbrauchs einer widerstandsunfähigen Person, wegen Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen, wegen vorsätzlicher Körperverletzung und wegen Besitzes kinderpornographischer Schriften.
Linus Förster wurde am Freitagvormittag der Ermittlungsrichterin vorgeführt. Diese setzte den Haftbefehl gegen den Politiker in Vollzug. Förster wurde daraufhin in eine bayerische Justizvollzuganstalt überstellt, hieß es.
Weitere Auskünfte wollte die Staatsanwaltschaft im Hinblick auf die weiter laufenden Ermittlungen nicht geben.
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