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Augsburg / Königsbrunn: Linie 3: Anwohner fürchten Tram-Lärm

Augsburg / Königsbrunn

Linie 3: Anwohner fürchten Tram-Lärm

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    In Königsbrunn soll die Linie 3 auf einer freigehaltenen Trasse mitten durch Wohngebiete führen. Nicht alle Anwohner sind davon begeistert.
    In Königsbrunn soll die Linie 3 auf einer freigehaltenen Trasse mitten durch Wohngebiete führen. Nicht alle Anwohner sind davon begeistert. Foto: AZ

    Die geplante Verlängerung der Straßenbahnlinie 3 von Haunstetten West nach Königsbrunn ruft den Unmut von etwa 90 Anliegern aus Augsburg und Königsbrunn hervor. Bei der Regierung von Schwaben, die über die Genehmigung für die 4,6 Kilometer lange Strecke entscheidet, sind um die 90 Einwendungen eingegangen. Vor allem geht es dabei um Lärm. Bei einem Erörterungstermin am Mittwoch kritisierten die Beschwerdeführer, dass die Stadtwerke alle Spielräume zulasten der Anwohner ausnutzen würden.

    Hintergrund ist, dass der Gesetzgeber Bauherren von Schienentrassen in der Vergangenheit erlaubte, von den errechneten Lärmwerten fünf Dezibel abzuziehen. Dieser „Schienenbonus“ wurde damit begründet, dass Bahnlärm subjektiv als weniger störend wahrgenommen wird. Seit fünf Jahren ist diese Regelung aufgehoben, wobei bei der Planung neuer Tramstrecken eine Übergangszeit bis 2019 gilt. Freiwillig, wie es mehrere Bürger anregten, wollen die Stadtwerke nicht auf den Schienenbonus verzichten, um nicht mehr Geld für Lärmschutz ausgeben zu müssen.

    Lärm: Zahl der betroffenen Häuser nach unten korrigiert

    Nach aktuellem Stand sind die Grenzwerte nachts an vier Häusern (eines an der Inninger Straße in Augsburg, drei in Königsbrunn) überschritten. Die Berechnung eines von den Stadtwerken beauftragten Büros sprach zunächst von 33 Gebäuden, später wurde dies nach unten korrigiert. Bei einigen Bürgern löste dies Fragezeichen aus. Hintergrund war ein Fehler des Gutachterbüros, der dem Landesamt für Umwelt auffiel. Um den sehr langen Combino- und Cityflex-Zügen in Augsburg gerecht zu werden, hatte das Büro in seiner Berechnung statt eines Langzuges zwei kurze Trams als Lärmquelle veranschlagt. Dies widerspricht aber den Richtlinien, für die allein die Zahl der Achsen maßgeblich ist.

    Dass der Lärm abschnittsweise Proteste hervorrufen würde, war schon früh klar. Um die Problematik zu entschärfen, hatte die Stadt Augsburg sich bereit erklärt, ein lärmschluckendes Rasengleis in ihrem Streckenabschnitt zu verwenden. Dabei sind die Schienen im Rasen versenkt. Die Stadt Königsbrunn entschied sich für ein lauteres Rasengleis, erklärte sich aber zum Bau von drei längeren Lärmschutzwänden bereit. Diese Wände, die den Einbau von Lärmschutzfenstern an drei Häusern überflüssig machen dürften, müssen nun ins Genehmigungsverfahren eingearbeitet werden. Das könnte es nötig machen, die Planungen ein zweites Mal öffentlich auszulegen.

    Man werde die Einwendungen der Bürger abwägen, so Beate Erlei, die bei der Regierung das Sachgebiet für den öffentlichen Nahverkehr leitet, am Beginn der teils emotional geführten Diskussion. „Es gibt bei solchen Großprojekten meist kein richtig und falsch, sondern man muss die Dinge gegeneinander abwägen.“ Manche Überlegungen der Bürger – etwa was die Verzahnung mit dem neuen Viertel Haunstetten Südwest betrifft – seien auf politischer Ebene besser anzubringen.

    Anwohner sollen auf Autos verzichten

    Im Zusammenhang mit dem geplanten Neubaugebiet (in der Grafik die helle Fläche zwischen Tramlinie und B17 sowie Inninger Straße und Stadtgrenze) warfen Bürger wie zuvor auch schon mehrere von der Stadt Augsburg beauftragten Planungsexperten in den Raum, die verlängerte Tram nicht an der Nahtstelle zwischen altem und neuem Haunstetten fahren zu lassen, sondern mitten durchs Neubaugebiet mit seinen prognostiziert 10.000 Bewohnern. Dann wäre die Tram nah an den Bewohnern, die nach Vorstellungen der Stadt zum Teil aufs Auto verzichten sollen.

    Dazu wäre aber eine Neuplanung der Trasse nötig – nach jahrzehntelangen Verhandlungen zwischen Stadtwerken, Landkreis Augsburg und Königsbrunn zu den Kosten wollen die Stadtwerke den Sack aber jetzt zumachen, zumal es noch Jahre dauern wird, bis Baurecht fürs neue Viertel herrschen wird. Hinzu kommt, dass Haunstetten Südwest wohl 30 Jahre brauchen wird, um sich von Norden nach Süden voll zu entwickeln. Über Jahre würde die Tram in Teilen des Areals mitten auf dem Acker fahren.

    Absehbar ist schon heute, dass die Stadtwerke den ausgedünnten 15-Minuten-Takt zwischen der jetzigen Endhaltestelle in Haunstetten West und Königsbrunn Zentrum an der Eishalle nicht dauerhaft halten werden. Je nachdem, wie schnell sich Haunstetten Südwest entwickelt, dürfte auf den im Augsburger Netz üblichen Fünf-Minuten-Takt umgeschwenkt werden. Dann gäbe es auch mehr Lärm. Spätestens dann, so Erlei, müsse man nachberechnen. Allerdings sei es aus ihrer Sicht aus Gründen der Transparenz sinnvoll, eine solche Berechnung schon heute anzustellen, so Erlei in Richtung der Stadtwerke.

    Entscheidung zum Bau fällt 2019

    Wann mit einer Entscheidung über den Bau der Linie zu rechnen ist (Planfeststellungsbeschluss), lässt die Regierung von Schwaben angesichts der Änderungen mit den Lärmschutzwänden in Königsbrunn offen. Klar ist nur, dass irgendwann kommendes Jahr die Entscheidung fallen wird. Möglicherweise klagen Anwohner dagegen. Zum Vergleich: Beim Bau der Linie 6, die allerdings auch deutliche Auswirkungen auf die Verkehrsführung hatte (zwei Spuren auf der Friedberger Straße fielen weg), waren es etwa 1100 Einwendungen.

    Die Stadtwerke rechnen für die 3er mit mindestens zwei Jahren Bauzeit. Die Tram soll den Nahverkehrsknoten in Königsbrunn mit dem Königsplatz in etwa 30 Minuten verbinden. Sechs zusätzliche Haltestellen sind eingeplant. Steht Haunstetten Südwest, gehen die Stadtwerke von 33.000 Einwohnern im Einzugsbereich der Tram (500 Meter um die Haltestellen) aus. Die Baukosten werden auf etwa 48 Millionen Euro geschätzt.

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